Samstag, 25. November 2017

#butyoudontlooksick - Was hübsches Aussehen so macht mit MS!

So gesehen, ich bin eine typische Frau. Ich mag es zu shoppen, mag Mode und Lifestyle. Ich mag es auch, mich hübsch zu machen. Ich mag es, wie jede Frau übrigens, gut auszusehen. Und dafür benutze ich diverse kleine Helferlein. Wie Concealer, Make-Up, Lippenstift, Eyeliner, ein wenig Rouge, was man halt so hat.

Sicherlich werden sich viele fragen, ob ich jetzt mehr oder weniger schlecht oder gut ins Lifestylefach wechsle und jetzt über die neuesten Schminktrends schreiben werde. Gut, ich kriege das mit dem supergenial aussehenden Lidstrich nicht hin, dafür kann ich perfekt Kussmund schminken, aber das nur am Rande.


Was Frau macht, wenn sie sich aufgehübscht hat ist auch klar oder? Sie geht raus. Sie sieht gut aus, wieso sollte sie sich nicht zeigen. Oder? Man sieht gerne gut aus bekommt auch gerne mal ein Kompliment. Nicht wahr?
Oft schminkt man sich einfach nur, weil man Lust drauf hat, weil man sich selbst aufhübschen will für ein Date oder weil man sich mit Freundinnen trifft und derlei Dinge. Auch normal oder?

Aber kommen wir zur Sache: Wie oft hört Ihr Ladies mit MS da draußen das:

Ach du siehst ja so gut aus! Du siehst überhaupt nicht krank aus!

 #butyoudontlooksich ist der # in Social Media dafür und sucht mal danach, da sieht man, wie viele Frauen "zu schön" sind um krank zu sein. Traurig.

Ich höre das ganz oft.  Und ja verdammt, meine MS ist halt unsichtbar, ich such mir das nicht aus. Das ist Fakt. MS hat so viele unsichtbare Symtpome wie Schlaflosigkeit, Depression, kognitive Einschränkungen, Kribbeln und derlei. Alles das, was keiner sieht, aber was richtig reinhaut. Und nur weil man es nicht sieht, heißt das ja nicht, dass da nichts ist.
Und ehrlich gesagt, manchmal, wenn ich wieder eine Nacht wachend verbrachte, bin ich froh um Concealer, denn er hilft mir, annähernd gut auszusehen. Sieht  man einigermaßen aus, fühlt man sich wohler. Ich glaube, der weibliche Teil der Leser wird mir durchaus zustimmen. Und, nur so zur Info: Auch gesunde Frauen tun das, wenn sie sich schrecklich fühlen.

Ehrlich, ich frage mich jedes Mal, wenn dieser Singsangachdusiehstjasogutaus Ton kommt, ob es mir nicht - wie jeder anderen Frau in unserer Gesellschaft übrigens auch- zusteht, gut auszusehen.
Es ging sogar in den letzten Monaten soweit, dass man mir in meiner näheren lokalen Umgebung unterstellte, ich würde simulieren. Ja klar, jeder simuliert doch gerne MS und andere unheilbare Erkrankungen. Und es ist auch so einfach, das zu simulieren, sagte ich doch neulich, nach fünf Jahren konnte ich MS auf Kommando. Leider wurde dieser süffisant genervte Unterton überhört.

#butyoudontlooksick

MS sucks. Und zwar richtig. MS ist eine Nervensäge, die derzeit fast täglich aufpoppt, mir zeigt, dass sie da ist und wieder verschwindet.

Aber Herrschaftszeiten, soll ich deshalb ständig aussehen wie ein Zombie?



Was aber auch nichts ist, weil dann kippen sie mir wieder Mitleid in Massen (Maßen :-) ) über den Kopf und finden alles ganz fürchterlich. Oder meiden mich direkt.

Und da haben wir sie, die verdammte fucking Zwickmühle. Siehste gut aus, biste nicht krank, siehste schlecht aus, kriegste Mitleid und musst andere dafür trösten, dass du krank bist. Was auch nicht hilft. Als Bonus wirste dann in eine Schublade gesteckt und gerne weiter belästert. Mit wenig Ahnung wohlgemerkt. Das ist dann das, was man Ausgrenzung nennt, Abstemplung.

Als ich dann diese Woche noch ein Post in Englisch las, auf Facebook, der fragte, ob da draußen überhaupt bekannt ist, wie viel Aufwand Patienten mit chronischen Erkrankungen, die man nicht sieht, treiben, um nicht krank zu wirken, damit sie im Leben und aktiv bleiben können und nicht den Boden unter den Füßen verlieren wollen, kam noch ein Punkt auf.

Viele, auch ich, schminken sich meistens deshalb, weil sie hübsch aussehen wollen.

Aber: da draußen sind Leute, die sind wirklich krank, denen geht es schlecht. Und doch tun sie alles dafür, um nicht als krank erkannt zu werden. Ein Kraftakt. Und zwar einer, der richtig reinhaut.

Warum sie das tun? Weil sie das Geld brauchen um Rechnungen bezahlten zu können, sprich den Job zu behalten und weil sie eine mega Angst davor haben, in der üblen Gerüchteküche zu landen, in der dann andere mit wenig Ahnung viel über einen behaupten und sich ja so gut auskennen.
Am Ende ist da die Angst, in der sozialen Isolation, in einer der übelsten Schubladen im Denken zu enden, die es gibt: Er oder Sie ist krank. Was, wo, warum, wie oder auch wann, das interessiert keinen. Schublade auf, rein, zack zu.

Brauchen wir das? Oder dürfen wir, die Frauen mit MS einfach auch so schön sein. Weil wir trotz MS genauso über Mode, Schuhe, Trends, Taschen und Schönheit nachdenken, wie jede andere "normale" Frau auch?

Und das ganz ohne #butyoudontlooksick ?





Text: Birgit Bauer 
Bilder: Pixabay.com 

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