Montag, 12. März 2018

Meine Klamotten, meine Schuhe, mein Koffer und ich! Mehr Schuhe!

Letztens, als ich so wieder anfing zu reisen, kam wieder diese blöde Frage: "Was hast du alles in deinem Koffer?"



So gesehen, die kommt öfters. Vor allem dann, wenn jemand meint, meinen Koffer tragen zu müssen ohne dass ich darum gebeten habe.

Man könnte ja jetzt meinen, ich sei eine Diva. Wegen des Gepäcks. Gut, in gewisser Weise bin ich das auch. :-) Aber das hat seine Gründe.
Zum einen mag ich es, ein wenig Auswahl am Morgen zu haben, was meine Looks betrifft, ich mag es auch, nicht nur ein Paar Schuhe für 3 Tage zu haben, sondern wechseln zu können. Schuhe können ja, wie wir wissen, ein Outfit ins Verderben stürzen oder aber auch richtig zum Klasselook werden lassen. Außerdem mag ich es, wenn ich meine Schuhe mal einen Tag lüften kann, ich habe ungerne Stinker an den Füßen.

So gesehen, bin ich schon echt ein Mädchen. Aber, und jetzt kommen wir zum Punkt, Fräulein Trulla ist das auch und sie spielt nicht selten eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, was ich anziehe und welche Schuhe ich an den Füßen habe.

Meine Beine tragen mich täglich und nachdem ich vor einigen Jahren auch die Erfahrung machen "durfte" wie es ist, wenn sie einen nicht mehr tragen können, bin ich dankbar für jeden Schritt. Damals wurde ich zum absoluten Fan von Sneakers, weil ich lernte, wie wohltuend ein gutes Fußbett im Schuh ist und wie hilfreich eine gute Sohle. Allerdings mag ich auch andere Schuhe sehr gerne und das ist ab und an das Problem: Nicht jeder Schuh passt jeden Tag. Das liegt echt an der Tagesform und daran, was die MS mit meinen Beinen macht.

Ein Beispiel: Letztens war mir nach meinen Lieblingsleoflats. Die hab ich mir in London gekauft und ich suche schon jetzt, ob ich noch so ein Paar finde, weil ich die gerne nochmal hätte. Ich liebe sie wirlich. Sie passen gut und sind schon viel mit mir durch die Gegend gezogen.

Aber an diesem Tag ging es bei aller Liebe nicht. Fußbett drückte auf einmal und jeder Schritt bohrte sich schmerzhaft bis nach oben durch. Etwas, was sonst bei diesen Schuhen nie der Fall ist.

Ich also zurück zum Koffer und eines der Reservepaare befreit. Das Problem damit ist, dass ich ohnehin schon ein "Konzept" baue, für die Tage, an denen ich unterwegs bin, um gut abgestimmt und mit wenigen Handgriffen das Reserveschuhpaar (könnten auch zwei Reservepaare sein, da kommt die Diva durch!) gut kombinieren zu können, aber es sind eben zusätzliche Teile, die mit müssen. Und schon ist das Dilemma da. Und das Gewicht. Aber ich finde es wichtig, trotz der MS eben auch gut auszusehen und mich wohlzufühlen. Und MS könnte ja auch Mehr Schuhe bedeuten. So gesehen. Wissta Bescheid. ;-)

Das ist das nächste Thema. Es gibt Tage, an denen gehen engere Klamotten nur bedingt. Das liegt ab und an daran, dass es zum Beispiel an den Armen kribbelt und ich enge Sachen da nur als Last empfinde und entsprechend genervt bin. Nennt man im Fachjargon Sensibilitätsstörung. Und ist nicht nett. Also braucht es auch für diese Fälle ab und an ein Reserveteil.

Man kann das jetzt eitel nennen. Aber ist mehr. Es ist nicht nett, wenn einem gefühlt Milliarden von Ameisen über die Haut trippeln und dann noch unter einem engen Ärmel. Das verstärkt die Sache nämlich und man wird nervös.
Dann kann es passieren, dass Kleider, die dir heute passen, können morgen unangenehm auf der Haut sind, drücken und dafür sorgen, dass Fräulein Trulla sich hämisch grinsend die Hände reibt.
Reisen mit MS bedeutet für mich eben einige Teile mehr, ergo etwas mehr Gewicht im Koffer. Mich stört das nicht. Aber für andere ist es witzig, sie grinsen mich aus.

Ich habe lange aufgegeben, mir darüber Gedanken zu machen, ob jemand sich über meine kleine Koffervielfalt amüsiert, letztlich entspreche ich auch ein wenig dem verbreiteten Klischee in Sachen "Frauen und Gepäck". Bin ich eben eine Diva. Und stolz darauf. Denn einen Vorteil hat die Sache: ich bin für fast alle Fälle gerüstet. Auch den Besuch in englischen Clubs, wo Jeans und Lederjacken verboten sind.

Aber ernsthaft: Letztlich geht es um das Wohlgefühl, das man braucht. Es geht darum, dass Kratzen und Kribbeln nervt und drückende Schuhe schon für gesunde Menschen ein Problem sein können, für mich sind sie es noch mehr.
Langsam brauchts neue Lieblingssneaker :-)

Ganz ehrlich: Ich saß schon in Kongressen und hatte die Schuhe irgendwann ausgezogen oder trug meine Lieblingssneaker, dann natürlich zum passenden Blazer, geht ja alles.

Es geht darum, dass die MS mit ihren vielfältigen oft unsichtbaren Symptomen schon mal dafür sorgen kann, dass die supergeniale Bluse von gestern heute gar nicht geht und wenn dann die Temperatur nicht ganz gut ausgesteuert wird und man sich nach einem frischen Oberteil oder aber nach einer wärmenden Jacke sehnt, wirds heftig. Dann verliert man die Konzentration weil man zu sehr damit beschäftigt ist, sich Erleichterung zu verschaffen und versucht, stark zu bleiben. Etwas, das kein Mensch braucht. Schon gar nicht mit MS.

Und so betrachtet: Wohlfühlen wollen wir uns doch alle oder?

By the way, morgen fliege ich nach Athen zum  "International Experience Exchange for Patient Organisations" (findet zum 10. Mal statt und wird von Roche unterstützt).

Ihr könnt übrigens aus der Ferne mitlesen: Ich werde wieder twittern (Folgen könnt ihr hier!) , der # ist: #IEEPO2018

Dazu: Bilder auf Instagram und natürlich auf Fräulein Trullas Fanpage! 

Und mein Koffer will schon mal gefüllt werden! :-)

ZuPackende Grüße
Birgit



Text: Birgit Bauer
Bilder: Pixabay.com und Birgit Bauer 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen