Dienstag, 10. April 2018

Was sich noch verändert hat? Lärm!!!


Mir ist noch was eingefallen. In Sachen Veränderung. Es ist der Lärm.

Ich bin immer gerne zu Konzerten oder in Clubs gegangen. Es war immer lustig. Und ich hatte damals auch keine wirklichen Orientierungsprobleme. Hopsend feierte ich mich müde und hatte Spaß.

Das hat sich im Laufe der Jahre verändert und zwar drastisch.....

Ich verliere nämlich dann gerne die Orientierung und mein Gleichgewicht.
Ein Fall, in dem Fräulein Trulla früh und nachhaltig zugeschlagen hat. Es war in irgendeinem der frühen Schübe. Damals waren sie oft heftig.

Als ich nach solchen Schüben in Konzerte oder auch in Bierzelte ging um Spaß zu haben, bemerkte ich oft, dass ich panisch wurde. Die Sache mit dem Spaß wurde zur seltsamen Reise durch Welten, die mir völlig neu erschienen. Laut, voll, heiß, überfordernd. Ehrlich gesagt. Stress, so gesehen und damit nicht wirklich besonders gut.



Ein schlimmer Zustand in dem man da ist. Man kann das, was andere sagen schlicht nicht mehr verstehen. Man sieht, dass sie mit einem sprechen, kann das aber nicht mehr zuordnen. Das Verstehen ist weg. Als mir das zum ersten Mal passierte, war ich schockiert, mein damaliger Neurologe erklärte mir aber, dass das schon auf die MS zurück zu führen ist. Und ich weiß auch, von anderen Betroffenen, dass das durchaus ein Problem ist. In solchen Fällen hilft nur lächeln, hoffen und nen Abgang dorthin machen, wo es ruhig ist. Und sei es nur die Toilette und zum "stillen Örtchen" kommen wir gleich nochmal.

Ist man in diesem Zustand, braucht man lange um sich zu erholen und wieder alles so zu sortieren, dass man im Gleichgewicht ist. Denn genau das gerät völlig ausser Kontrolle. Ich habe lange gebraucht, um das zu verstehen und habe Strategien entwickelt, die mir durch oder auch hinaus helfen.

Wenn ich in eine große Halle oder auch ein Bierzelt komme, orientiere ich mich an festen Punkten, die nicht weit von den Ausgängen entfernt sind. Die merke ich mir. Wird es zu laut, gehe ich aufs Klo, hilft auch. Ihr wisst gar nicht, wie so ein halber Quadratmeter in einem leiseren Level helfen kann.

Das geht gut, solange ich auf einem Platz sitze. Muss ich aber hopsen oder tanzen, was ich wirklich super gerne mache, braucht es etwas mehr. Dann braucht es quasi einen Menschen, dem ich vertraue und der mich wiederum sehr gut kennt und der klar die Signale zuordnen kann, die auftauchen wenn es mir zuviel wird.

Herzblatt hat das am Anfang erst nicht verstanden. Für ihn sind laute Plätze kein Problem, dass jemand damit überfordert ist, Lärm und Ansprache und Gedrängel gut zu sortieren, war erst mal fremd. Ehrlich gesagt, ich konnte es auch schlecht erklären weil ich in der Zeit selbst nicht damit zurecht gekommen bin. Mit der Zeit haben wir aber gemeinsam gelernt, was dahinter steckt und wie wir damit klar kommen und wir haben verstanden, dass es nicht am "Wollen" liegt, sondern eher am "Können".

Er hat sich angewöhnt, in meiner Nähe zu bleiben und sucht in Bierzelten oder so immer Plätze am Rand, quasi mit Fluchtmöglichkeit. Er achtet darauf, dass es mir gut geht und versorgt mich mit Essen und allem was ich brauche, sodass ich in Ruhe sitzen bleiben und beobachten kann. Auch das ist super. Wenn es mir irgendwo zuviel wird und ich Panik kriege, schnappt er meine Hände, stellt sich hinter mich und schiebt mich vorsichtig in Richtung Ausgang. Wir machen dann ein Sandwich. Quasi. Etwas, das lustig aussieht und dafür sorgt, dass sich dumme Kommentare in Grenzen halten, mir aber hilft, ohne weitere Probleme in ruhigere Gefilde zu kommen und durchatmen zu können.

Allerdings muss ich ehrlich zugeben, es ist oft schon nervig. Und es ist viel Verständnis und Umsicht nötig, um in solchen Situationen so zu handeln, dass es für alle passt. Oder für mich. Denn ich bin die, die dann raus muss. Und wenn jemand das nicht versteht, geht es schief. Leider.

Was hat sich bei Euch verändert? Und wie geht Ihr mit solchen Situationen um?

Neugierige Grüße
Birgit


Text: Birgit Bauer 
Bilder: Pixabay.com 


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