Dienstag, 12. Juni 2012

Think like a patient.

Denkt wie ein Patient. Diesen Satz sagte Mark Duman in London. Er ist einer, der die Pharmas kennt, die Patienten besser kennt und sich wirklich Gedanken darüber macht, was wirklich wichtig ist, um mehr "Adherence" zu generieren. Er hielt einen faszinierenden Vortrag darüber, dass es eben nicht getan ist, Neues zu entwickeln, sondern dass es wichtig ist, sich die Patienten und deren Vorstellungen genauer anzusehen. Ein Satz, der mich so faszinierte und auch meine Zustimmung bekam. Denn das ist es doch, was immer noch fehlt: Denkt wie ein Patient. Als ich die Vorträge hörte war ich manchmal ein wenig platt. Da sprachen Menschen von meiner Krankheit. Sie wollten mir erzählen, dass Sie meine MS genau kennen würden. Hallo?

Wer meine MS am besten kennt, das bin ich, die Patientin. Wir wissen doch alle, MS hat 1000 Gesichter und jeder Patient hat andere Beschwerden, Probleme und Fragen.

Meine Frage war an so mancher Stelle: Wieso erzählt die mir da vorne, wie es mir geht? Kann sie oder er doch gar nicht. Die oder der ist gesund. Vermeintlich, weil Patienten, auch so eine Bemerkung, die in London fiel, sind wir doch alle. Irgendwie.

Woher weiß also jemand, wie es dem anderen geht? Sind Statistiken und Umfragen wirklich so aussagekräftig, um sich ein Urteil über einen MS Verlauf zu bilden?

Klar ist, solche Daten können durchaus helfen. Sie sagen schon eine Menge aus über Verlaufsformen, Nebenwirkungen, Beschwerden und Schwierigkeiten. Aber wie es einem Patienten geht, wie er sich fühlt, was er gerne hätte oder braucht und was er denkt, können sie nur anreißen. Es ist in meinen Augen eine wohl eher grobe Fahrtrichtung. Aber genaue Koordinaten kann es nicht geben.

Was die Patienten wirklich brauchen, wollen oder sich wünschen, kann so eine Datensammlung nicht aussagen. Oder wenn, dann nur in einer sehr groben Form.

Deshalb ist ein Dialog nötig, ein gegenseitiger Austausch. Und auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, es geht immer wieder genau um dieses Thema.

Denkt wie ein Patient! Um wie wir zu denken, müsst Ihr Euch mit uns beschäftigen und uns nicht nur Dinge vorsetzen, von denen ihr meint, sie wären gut für uns. Denn zu oft sind sie es nicht.

Denkt wie ein Patient! Sicherlich nicht einfach, aber sicherlich machbar, wenn man will. Und ich bin gespannt, ob sich jemand traut, wie wir zu denken oder uns wirklich fragt.

Übrigens, gefragt wurde ich in London auch. Was denkst du? Klar, dass ich meine Meinung sagte oder? ;-) Und dieser erste Dialog, den ich sehr angenehm fand, war für mich ein Zeichen, dass es durchaus möglich sein könnte.

Was würdet Ihr sagen, wie denkt man am besten wie ein Patient? Wurdet Ihr jemals schon gefragt, was Ihr denkt? Bei mir war es, bis auf meinen Naturheilkundler, in London das erste Mal.

Urlaubslaunig, weil fast schon weg ....

Birgit

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