Donnerstag, 30. August 2012

Fräulein Trulla verzweifelt! Die Bauer und die 5. Jahreszeit!

Werte Leserschaft,

erinnern Sie sich noch an mich? Ich bins, das Fräulein Trulla. Sie werden es ja nicht glauben, aber die Bauer versucht ja sowieso mehr als konsequent, mich abzuschütteln und bisweilen schafft sie es sogar. Ich habe ernsthaft Angst, hier in Vergessenheit zu geraten. Ich, das Fräulein Trulla, das man 2005 extra zur Bauer schickte, um ihr beizubringen, dass das Leben durchaus kein Zirkus ist. Am Anfang funktionierte das ja auch.

Aber jetzt? Jetzt ist die Bauer unbeeindruckt, schwingt sich zu zeitig aufs Sofa und macht Pause, bevor ich überhaupt irgendwie erfolgreich anschieben kann. Was wird nur Prof. Dr. Doz. Trullhardt von Trullingen vom Institut für höhere Trullas dazu sagen? Und was sagen Sie? Können Sie mir Empfehlungen gegen renitente Gastgeber geben? Und, nebenbei gesagt, bei all dem schwierigen Umgang mit meiner Gastgeberin, die wirklich gewieft ist, kommt es jetzt noch dicker. Bauers 5. Jahreszeit bricht an .... Sie wissen schon, dieses komische bayerische Fest auf dem man Getränke nur in Großformat serviert und nicht wie es sich für Damen ziemt ... ... Und dazu die Musik. Sie jodeln, schunkeln, springen auf Bänken in komischen Zelten herum und die Frauen diskutieren jetzt das Holz vor der Hüttn. Die Bauer auch. Nebenbei gesagt.

Weil die Auslage stimmen muss in diesem komischen Gewand, das sich Dirndl nennt. Sagt sie. Und ich bräuchte auch eines. Zu meinem Trachtenhut, den ich mir als Zugeständnis vor einigen Jahren geleistet habe und der sich vorzüglichst meinen wassergewellten Löckchen anpasst, die mein Gesicht umrahmen. Der Rest ist natürlich zum strengen Knoten verflochten und lange nicht so wild, wie Bauers Mähne, die sie einfach offen lässt, was an sich schon ein Skandal ist.

Aber jetzt will sie, dass ich Dirndl trage. Weil sich das so gehört. Sagt sie. Und schlägt mich mit meinem eigenen Satz. Ich liebe "Das gehört sich so". Diese Phrase lässt keinen Spielraum. Für andere. Aber nicht für die Bauer. Die kannte den Satz schon vorher, aus ihrem Umfeld und ist Meisterin darin, ihn in Frage zu stellen. Aber bitte, ich und dieses komische Gewand? Mit Schürze? Das gehört sich auch so. Sagt die Bauer. Und ich weiß ja nicht. Wo ich doch, das wissen Sie ja, Wert auf hochgeschlossene Blüschen und Rocklängen über Knie lege. Immer schon damenhaft. Und jetzt? Was soll ich tun? Es nähert sich unaufhaltsam, nennt sich Gillamoos und die Bauer ist schon in Aktion deshalb. Ihr Dirndl hat sie schon, während ich noch nach einem sittsamen Kostümchen suche. Aber anscheinend gibt es das nicht für mich. Sie hat auch schon Lust auf eines dieser Getränke, die man im1 Liter Glas erhalten kann. Und ich? Muss Wasser aus der Flasche trinken. Mit Strohhalm. Wie ein kleines Kind.

Die Bauer ist wirklich rücksichtslos. Feiert, genießt und? Was soll sie tun? Damenhaft die Sofaritze mit mir bewachen, das Pelztier aus dem Haus entfernen, das mir neulich die Krallen in den besten Rock rammte, weil es sich darauf so wohlfühlte und sabbernderweise schnurrte, und den Kerl hier auch. Der gab mir neulich doch einen Tritt und schubste mich auf die Hausbank. "Trullas unerwünscht", sagte er, ließ die Türe ins Schloss fallen, um die Liebste, also die Bauer, von der ich bezweifle, dass sie lieb sein kann, ein wenig zu pflegen, nachdem ich sie mit schwächlichen Beinen geärgert hatte.

So geht es mir. Statt eines sittsam belehrenden Lebens führe ich eines, das mich täglich vor neue Herausforderungen stellt, derer ich nicht müde werden darf. Und jetzt soll ich noch feiern, mit diesen Barbaren, die mit den Fingern an Holztischen essen, Jodeln, das zünftig nennen und die den Sinn einer züchtigen und geordneten Feierlichkeit nicht kennen.

Verzweifelt

Ihr Fräulein Trulla!

 

Zur Erklärung für die, die Trulla noch nicht kennen: Fräulein Trulla ist die Metapher für MS. Manchmal taucht sie auf und beklagt sich. Sie ist das Gegenteil von mir, nimmt das Leben ernst, die Aufgabe als MS (so nennt man sie auch) noch ernster betrachtet und sich überhaupt nicht damit abfinden kann, dass ich mich nicht von ihr leben lasse. Und wie gesagt, manchmal taucht sie auf und fordert Aufmerksamkeit .... Und Sie übersehen mir das Augenzwinkern nicht! Ok? ;-)

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