Mittwoch, 6. Juni 2012

Erschöpft, aber glücklich

So könnte man meinen derzeitigen Zustand wohl bezeichnen.

Zuerst, vielen Dank für die vielen guten Wünsche und gedrückten Daumen für meine Reisen in Sachen MS. Sie waren beide ein voller Erfolg. Letzten Samstag kam ich aus London zurück und werde so nach und nach erzählen, was ich so erlebte. Nicht nur in Sachen Fachdialoge mit sehr kompetenten und spannenden Gesprächspartnern auf der E-patient Summit in London, sondern auch in der Stadt selbst ...

London hats mir eindeutig angetan. Ich mag die Stadt. Sie ist laut, stinkt an mancher Ecke und manchmal ist sie bezaubernd erholsam, duftet wie ein ganzer Garten und wickelt einen recht schnell um ihren Finger.

Wir kamen auch genau richtig, denn alle waren schwer beschäftigt mit den Vorbereitungen des diamantenen Thronjubiläums der Queen. Es gab viele Absperrungen, Umwege, Sicherheitsleute und viel Polizei und jede Menge Marschmusik, Galauniformen und mehr zu sehen.

Barrierefrei ist London nicht wirklich, finde ich. U-Bahn Stationen sind nur bedingt für Menschen mit Behinderung begehbar. Treppen rauf, runter, Gänge nach vorne, hinten und überhaupt. Sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt zu bewegen, kann schwierig sein. Und anstrengend, denn von einem Zug zum nächsten kann es schon mal längere Strecken geben. Man ist bemüht, aber wenn man MS hat und am Nachmittag schwere Beine bekommt, kann so eine Treppentour richtig anstrengend werden. Auch in den Hotels gibt es sehr hohe Badewannenränder, die mit erschöpften Gliedmaßen richtig schwierig werden können. Gott sei dank wechselten wir das Hotel in der Wochenmitte und checkten vom Tagungshotel mit hohen Rändern in mein ausgewähltes Hotel mit bequem begehbarer Dusche und kurzen Wegen direkt an der Tower Bridge ein.

Was soll ich sagen? Wir haben es genossen. Fräulein Trulla war offenbar sehr eingeschüchtert. :-) Schließlich waren wir in einem Königreich und geflogen ist das arme Ding ja auch noch nie. Deshalb hat sie mich in Ruhe gelassen und mir die Kraft gewährt, die ich für meine Genusstage in der Stadt auch brauchte.

Allerdings wissen wir sehr zu schätzen, dass es überall ruhige Ecken zum Ausruhen gibt. Beispielsweise im St. James Park, dort gibt es tolle Liegestühle, in die Frau plumpsen und entspannt seufzend ein Nickerchen machen kann. Wenn sie nicht damit beschäftigt ist, die Leute zu beobachten und darüber zu philosophieren, wie lässig es die Briten mit so manchem Look nehmen. Jeder hat ein gutes Teil im Schrank, wahrscheinlich auch einen Hut, aber sonst trägt man, was gefällt. Außer, man ist im Businesslook. Der Rest? Es ist egal ob man braun ist oder nicht, wenn es warm genug ist, kommt das Sommerkleidchen zum Einsatz und wenn ein Look gefällt, ist das ok. Dem Rest kanns wurscht sein.

Man sagt immer, dass die Briten steif wären, aber ich glaube, da verkennt  man sie zum Teil ein wenig. Diejenigen, die mir über den Weg liefen, und das waren nicht wenige, die waren sehr entspannt und lässig.

Bevor wir genießen durften, stand allerdings die Sache die mich zum "Speaker" gemacht hat. Auf der Tagung ging es um "Patient adherence" und "compliance". Beides Begriffe aus der Pharmawelt, die ich nicht mag. Sie sprechen von Treue der Therapie gegenüber und so richtig gut übersetzen ließ sich das alles nicht. Ich kam irgendwann drauf, sie als "sticky" zu bezeichnen. Also klebrig. Und das kam mir gerade recht, denn ich klebe nur an meinen Therapien, wenn ich alles über sie weiß und gut informiert entscheiden kann. Oft ein Problem, wie ich feststellte.

Und genau darüber werde ich in den nächsten Beiträgen erzählen. Ich muss meine Akkus aufladen. So schön London ist und so genial ich es neuerdings finde, öffentlich vor gut 200 Menschen auf Englisch zu palavern und meine Botschaft (Leute, sprecht klar, verständlich und vollständig über Eure Informationen!!) zu erklären, so anstrengend ist es auch und es ist eine Pause fällig. Eine kurze. Wohlgemerkt. Ich habe schon neue Ideen und ein Besuch in Bella Italia steht an. Aber ein ganz privater.

Wie geht es Euch? Seid Ihr Eurer Therapie treu? Wißt Ihr alles darüber?

Entspannende Grüße

Birgit

1 Kommentar:

  1. Hallo Birgit

    Schön, dass es Dir derzeit so gut geht. Ich bin eher ein stiller Beobachter Deiner Einträge. Sorry, bin jeden Tag 8.5 Stunden am PC, dann mag ich abends nicht mehr. Über Mittag lese ich dann, wie auch in versch. Foren.

    Ich weiss alles über meine Therapie- mache nämlich keine :-)
    Bisher hat mich einfach noch nichts überzeugen können. Daher habe ich mich auch immer erfolgreich dagegen gewehrt (gehe einfach nicht mehr zum Neurologen und sitze aus, wenn was ist). Wurde eh quasi rausgeschmissen, als ich sagte, dass ich keine Therapie machen werde. Glücklicherweise ist es momentan auch nicht nötig eine zu machen, weil es mir im Grossen und Ganzen gut geht.

    Ich wünsche Dir weiterhin viel gesundheitlichen und beruflichen Erfolg.
    Liebe Grüsse, Ina

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