Dienstag, 24. Juli 2012

Immer dieses Drama

Echt jetzt. Ja, wir MS Patienten habens nicht immer leicht. Die  Möglichkeiten, die uns unsere Erkrankung in Sachen "Stolpersteine" bietet, sind vielfältig und immer überraschend.

Und dennoch: Wir überleben. Lernen, uns zu arrangieren, mit der Krankheit zu leben (die meisten von uns) und gehen unseren Weg. (Auch die meisten von uns, weils eben auch Ausnahmen gibt.)

Wir leben. Ganz einfach. Klar sieht man uns gerne als Vorbilder, auch mal als Vorzeigekranke, als Beispielkranke und mehr. Das finde ich auch ok, aber muss es immer sein, dass man aus einer Lebensgeschichte ein mediales Drama macht? Neulich in meiner Tageszeitung: Eine wirklich dramatische Überschrift, mit noch dramatischerer Einleitung und dem entsprechenden Druck aufs Tränendrüschen.

Nicht, dass ich es nicht gut fände, wenn die Medien über MS berichten. Die Krankheit braucht ein wenig PR und sollte bekannter werden, um den Infopegel vieler zu aktualisieren oder zu erweitern. Das ist supergut. Aber muss es immer so dramatisch und mit einem Schluchzen zwischen den Zeilen sein?

Klar ist es nicht schön, über Fälle zu berichten, die schon im Rolli sitzen und die kaum noch bewegungsfähig sind. Es ist auch nicht lustig, über den Verfall eines Patienten mit MS zu schreiben. Aber wenn der Betreffende schon positiv denkt, das im Interview betont, sich nicht unterkriegen lässt und das auf dem Bild auch erkennbar wird, kann man dem Ganzen doch auch eine positivere Wirkung verleihen oder? Dann brauchts kein Drama, dann darf auch ruhig Aufmunterndes, Informierendes und Motivierendes in den Vordergrund.

Als der Artikel bei mir im Umfeld nämlich bekannt geworden war, passierte eins: "Mein du Arme, das Elend, das dir bevorsteht!!!!"

Mitleider, Mitschluchzer und Sensationsdramatiker waren echt in der Überzahl. Gut, vor einigen Jahren hätte ich mich wahnsinnig geärgert und hätte sie vergrault, heute nehme ich es gelassen. Sie wissen es nicht besser und das Schluchzen zwischen den Zeilen tut sei Übriges dazu, dass MS zwar bekannter, das Leben damit aber auch manchmal ein wenig schwieriger wird, wenn man erklären muss, dass man zwar erkrankt, aber nicht auf dem Weg ins vermutete und in die Situation interpretierte Elend ist.

Manchmal würde ich mir wünschen, dass sich Reporter, die so gar keine Ahnung von MS haben, sich vorher einfach ein besseres Bild machen und sich ihre Gesprächspartner ein wenig genauer ansehen würden, bevor sie uns Patienten mit ihren Artikeln die oben genannten "Dramababes" auf den Hals hetzen. Die erwarten nämlich, dass man mitschluchzt und wundern sich dann doch irgendwie, wieso man dem Drama wenig abgewinnen kann und eben nicht mitschluchzt.

Manchmal wäre es nett, wenn MS ein wenig informativer beschrieben werden würde, nicht nur in einem abgetakelten Sätzlein ihre Erklärung findet, weil sonst der Platz fürs gemeinsame Bedauern nicht reicht. Aber es ist wohl so, Drama verkauft sich besser. Vor allem im Sommerloch. Dabei könnte man das tatsächlich auch für ein wenig Information nutzen, die man an die Leser transportiert, um auch deutlich zu machen, dass wir alle leben. Mit all unseren MS-Fakten, den Zipperleins und dem Rest, der sich so in einem Leben ergibt.

Falls einer ein anderes Interview will, ich bin da. :-))

Sommerliche Grüße

Birgit

 

1 Kommentar:

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