Freitag, 28. September 2012

Very british ...

Verehrte Leserschaft,

ach was war diese Woche anstrengend für uns. Für die Bauer nicht, für mich schon. Als Fräulein Trulla habe ich die Aufgabe bekommen, Ihnen heute von unserer Reise nachEngland zu erzählen, die bereits mit Verspätung begann. Sie wissen doch, dass ich so etwas nicht schätze oder?

Aber Herr Wettergott ließ uns keine Wahl und behielt uns zunächst am Boden, was für unseren Zeitplan ein wirkliches Desaster war. Ich wollte ja schon die Bauer ein wenig beschäftigen, aber die warf mir nur einen verächtlichen Blick zu und las in ihrem Buch weiter. Ich sage Ihnen, die Bauer hat neuerdings die Ruhe weg. Als wir in London angekommen waren, musste ich mich wirklich beeilen, die Bauer war schnell. Hinein in ein Taxi, hinaus aus dem Taxi, Zimmer entern, Notebook einpacken, rein ins Taxi, raus aus dem Taxi, rein ins Lehrgebäude, in dem der Kurs (Health Technology Assessment und nichts für Trullas von Welt weil es da auch um die Beurteilung von neuen Therapiemöglichkeiten geht und wer mag die schon?)  über die Treppen (der Aufzug war meiner Gastgeberin zu langsam) und rein in das Klassenzimmer, in dem schon die Gruppe saß und zuhörte.

Wir wurden mitten im Zimmer platziert, was mir sehr angenehm war. Ich traf auch Kollegen. Mr. Parkinson, Frau Huntington und viele mehr. Wo wir doch alle zu den neurologischen Erkrankungen gehören, war dies auch für mich ein Gipfeltreffen. Ich bin der Bauer richtig dankbar, auch wenn sie dafür sorgte, dass der Kater noch Zuhause mein Reisehütchen verknautschte, ich auf dem Notsitz im Flugzeug sitzen musste und kein Muffin bekam. Ja, auch ich will Flugmuffins. Schließlich reise ich als Trulla nicht alle Tage mit dem Flugzeug. Wir reisen anders. Wir erscheinen.

Kurz und gut: Die Bauer und ich, wir hatten es gut in London, auch wenn die Bauer gerade noch etwas erschöpft ist, was ich verstehe. So ein Fachkurs ist keine einfache Sache und ist er so intensiv wie jener, sind einige Tage des Sortierens nötig.

Ich als Trulla von Welt verstehe das. Wirklich. Allerdings nicht verstehen konnte ich die Verwunderung meiner Begleiterin, als wir in diesem feinen Herrenclub zum Dinner eingeladen waren. Das entspricht genau meinen Vorstellungen. Tafelsilber, Ruhe, keine Handys oder ruppige "Geh aus dem Weg olle Trulla" Anweisungen und auch kein Notsitz. Ich saß an der Tafel. Gut, hinten rechts, aber ich war dabei. Die Gentleman dort sind wirklich sehr angenehm und sie wissen, was sich für Damen von Welt gehört. Damen von Welt dürfen nur in Begleitung erscheinen, die Bibliothek dürfen sie auch nur mit Herren betreten und möchte man etwas trinken, ich bevorzuge ja einen kleinen Sherry medium, muss man das seinem Begleiter sagen. Das perfekte Dasein und ich riet der Bauer, sich eine Scheibe abzuschneiden von diesem bescheidenen und sittsamen Benehmen.

Dafür stand ich dann im Regen. Very british. Denn London im Regen war nicht nett. Aber eben typisch. Die Bauer rauschte mit dem Taxi ab, sie versetzte mir einen Schubs, sodass ich zurücktrat, dann schlug die Autotüre zu und weg war sie. Wollte nicht mehr mit mir reden. Warum nur? Ob ich Rache üben soll? Was denken Sie?

Fräulein Trulla

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