Dienstag, 22. Januar 2013

Wie krass gemein!

Verehrte Leserschaft,

nur für den Fall, dass ich Ihnen unbekannt bin. Ich bins, das Fräulein Trulla. Und ich durfte lange nichts von mir geben. Das nur am Rande, ich wahre ja immer die Fassung. Schließlich bin ich eine Trulla von Welt. Auch wenn Sie mir das noch immer nicht glauben.

Aber Spitzenkrägelchen, ordentlicher Haarknoten, anständige Rocklängen und orthopädisch wertvolle Schuhe haben mich immer in die richtige Richtung geführt. Ich bin auch sehr anständig und vergesse nie wichtige Tage. Nie nicht. Denn die Bezeichnung "wichtig" zeigt deutlich, dass man hier die Gesten der Höflichkeit zu wahren hat.

Das dachte ich bisher. Und finde es voll krass gemein, um mich einer Ausnahmeformulierung zu bedienen, dass kein Mensch an meinen Geburtstag dachte. Gestern feierten wir unsere 8 - jährige Beziehung. Die Bauer und ich. Was tut meine Gastgeberin? Lässt sich von Erkältung und Fatigue niederstrecken.

Bereits am Morgen saß ich im besten Kostümchen, mit meinen besten Schuhen, die sogar 1,5 cm Absatz haben und in meinem besten Cardigan auf dem Sofa. Den Spitzenkragen meines Blüschens hatte ich extra gestärkt und meine Haare waren in besonders lielbiche Löckchen gelegt. Von meinem Frisör. Sie wissen schon. Monsieur Toni. Ich platzierte mich als besonders gutes Zeichen nebem dem Kater, der mir auf den Oberschenkel sabberte und mir die Krallen in selbigen rammte und wartete.

Ich wollte Kuchen, Kerzen, Blumen. Jubelschreie, Musik, erhebende Literatur, hochgeistige Gespräche und ein Lob.

Ich bekam: Nichts.

Abgesehen davon, dass das eine Unverschämtheit ist und sich nicht gehört, enttäuscht mich das. Ich finde, ich habe eine Belohnung verdient. Als ich vor 8 Jahren hier mit dem Köfferchen auf der Türschwelle stand und einzog, hatte ich die Bauer im Griff. "Ein leichter Fall", dachte ich und hatte erst auch leichtes Spiel. Und dann durchschaute mich meine Gastgeberin und entwickelte richtige Strategien, um mich in die Ecke zu schicken.

Anstatt die Herrscherin des Hauses und die Königin von Bauers Leben zu werden, wurde ich in die Ecke gestellt. Wahlweise muss ich im Keller schlafen oder auch auf der Bank vor dem Haus sitzen, während die fette Katze ins Haus darf. Wissen Sie, wie entwürdigend das für mich als staatlich geprüfte Trulla ist? Ich muss im Gepäckraum fliegen, wenn sie auf Reisen geht. Ich darf noch nicht mal oben in den Passagierrraum und wenn wir im Auto unterwegs sind, stopft sie mich rüde in den Kofferraum. Aber was macht man als Trulla nicht alles?

Und dann? Ist man 8 Jahre im Dienst, tut was man kann, lässt der Gastgeberin auch mehr Ruhe und Frieden, um endlich aus der Ecke zu kommen und ist ja wirklich bemüht, sich ordentlich zu benehmen, auch wenn Prof. Dr. Dr. Ing. Trullbert von Trullingen, mein Mentor das nicht gut heißen würde und es gibt weder Torten (ich hätte mir gerne ein kleines Stück gegönnt, ausnahmsweise mit Likörchen) und Blumen und Musik.

Und Sie haben mir auch nicht gratuliert. Obwohl wir das doch schon über Jahre hin üben. Voll krass gemein. Sagt auch manchmal die Bauer, die sich schmunzelnd meiner Beschwerde annahm und mich abwechselnderweise auf den Balkon verbannte. Mit den anderen Insassen hier. Wenigstens waren wir katzensicher. Aber schön war das nicht. Und wenn ich sogar überlege, mein ordentlich gedämpftes Spitzentaschentuch aus dem Ärmel zu ziehen und mir einige Tränchen verdrücke, will das was heißen.

Wie? Sie wollen wissen, wie es der Bauer geht? Oh, ich bin einsichtig und lasse langsam ihren Arm aus dem Würgegriff. Langsam wird mir langweilig. Vor allem, weil ich sie ja teilen muss. Obwohl ich vorhin schon die Koffer der Kolleginnen im Flur stehen sah. Sieht aus, als ob sie endlich aufsteht.

Aber das war ja klar. Wer interessiert sich schon für die Trullas dieser Welt. Keiner, außer diejenigen, die etwas gegen uns tun möchten. Sie haben wohl auch kein tröstendes Wort für eine einsame Absolventin der Schule für höhrere Trullas übrig, die echt eine schwierige Aufgabe und eine noch schwierigere Gastgeberin hat oder?

Ihr Fräulein Trulla

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen