Mittwoch, 15. Mai 2013

Zwischenruf einer Durchreisenden. Trulla auf Tour!

Werteste Leserschaft,

ich als Trulla von Welt bin ja einige Dinge gewohnt. Wenn man bei Bauers wohnt, muss man das auch. Wie Sie alle wissen, gibt es hier pelzige Mitbewohner, die einen bedrängen, widerspenstige Herzblätter, die einen regelmässig vor die Türe setzen und die Oberrenitenz in Person, die Bauer selbst.

Die Bauer hat eine neue Aufgabe. Sie diskutiert. Nicht mit mir, ich höre ja nur immer: Darüber diskutieren wir nicht. Nein, Sie diskutiert, trägt vor und spricht mit anderen Menschen über MS und die Welt. Und anstatt sich sittsam Zuhause aufzuhalten und von dort aus zu agieren, macht sie das vor Ort und für uns heißt das: Köfferchen packen und reisen. Für sie läuft das relativ bequem ab, für mich nicht. Und dabei habe ich mich immer so gefreut .... Immer, wenn die Bauer den Koffer vom Schrank holt und über Outfits nachdenkt, weiß ich Bescheid. Wir gehen auf Reisen. Dummerweise habe ich die Verpflichtung, als zertifizierte Trulla mitzukommen. Wo die Bauer ist, bin auch ich.

Als Trulla von Welt habe ich mir also eine Reiseausstattung zugelegt. Ein pflegeleichtes und knitterarmes Kostümchen mit einem Blüschen, dessen Krägelchen charmant um meinen Halt liegt, eine Thrombosestrumpfhose für Reisen und ein Paar orthopädische Schuhe. Ich habe auch einen Hut. Nein, ich hatte. Neulich habe ich ihn beim Einsteigen verloren und er hüpfte fröhlich übers Flugvorfeld und war dahin.

Wie es kam? Na ja, während die Bauer sich oben bequem im Flugzeug einrichtet, muss ich nach unten. In den Bauch. Mit dem Koffer. Angeblich ist es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass dem Behälter nichts passiert. Dabei kann ich ihn nicht einmal richtig heben. Mein zarter Knochenbau verkraftet das nicht. Aber auch das ist der Bauer egal, sie hat mir erklärt, dass das in ihrem Handbuch für Trullas steht und somit Gesetz ist.

Hätte mir das vorher einer gesagt, ich wäre nie zur Bauer gegangen. Und während sie oben sitzt, es warm hat und Getränke serviert bekommt, sitze ich unten. Eingeklemmt zwischen Koffern oder ängstlichen Hunden in Käfigen. Mein Kostümchen knittert irgendwann trotzdem und meine frisch gelegten Löckchen sind dahin. Wenn wir da sind, werde ich ruppig ausgeladen, fahre auf komischen Gepäckbändern und muss mich beeilen, Schritt zu halten. Steigen wir in ein Taxi, läuft es ähnlich ab. Sie vorne, bequem aus dem Fenster schauend, ich im Kofferraum. Oder zu Fuß. Falls ich zu langsam bin.

Die Bauer ist gemein. Obwohl ich ihr wirklich keine Schwierigkeiten mache. Ich opfere mich für sie auf. Ich mache sie am Abend müde, lasse ihr ihre entspannte Art und handle so gegen sämtliche Richtlinien der Handbücher des Professor Trullerich von Trullstein aus Trulleringen.

Dabei bin ich für Reisen ausgebildet. Meine Ausbildung umfasste neben einem Benimmunterricht auch das korrekte Auftreten einer Dame von Welt. Ich habe sogar Winken geübt, als ich vor Jahren informiert wurde, dass wir ab sofort immer mal wieder auf Reisen gehen. Aber? Nix is. Ich reise Trullaholzklasse. Als ich mich darüber beschwerte, sagte die Bauer: Na und? Ich darf auch nicht Business fliegen. Ich reise auch "Holzklasse".

Morgen geht es weiter. Ohne Hut und in meinem Reisekostümchen. Mit den orthopädischen Schuhen, die jetzt ganz flach sind. Die Bauer sagt, ich watschle, ich bin aber so schneller. Und was tut Trulla nicht alles für die Gastgeberin ....

Ich hoffe auf Ihre Anteilnahme!

Beste Grüße

Ihr Fräulein Trulla!

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