Freitag, 14. Juni 2013

Psychologisches ... Dublin Teil 3

Wenn man mit MS konfrontiert wird, wird man mit einer Menge anderer Probleme konfrontiert, mit denen man so nicht gerechnet hat. Als da wären die Behinderungen nach den Schüben, die Frage nach dem Ausgang der Schübe, was wird bleiben, was nicht. Man hat auf einmal Menschen um sich herum, die mitleiden und muss mit den körperlichen Einschränkungen, oft dem Stigma, das MS mit sich bringt zurechtkommen.

Es ist nur klar, dass einem das durchaus auf die Psyche schlagen kann. Psychologische Probleme wie Depressionen sind daher auch eine der Nebenwirkungen, die sehr häufig bei MS Patienten auftreten. Besonders kurz nach der Diagnose. In einem der Vorträge in Dublin bei der MS Patient Summit wurde klar, dass auch die Selbstmordrate bei besonders jungen Patienten steigt. Ich kann das schon nachvollziehen, letztlich fährt in dem Moment das Leben gegen die Wand. Man ist konfrontiert mit Problemen und Fragen, die einem noch nie vorher durch den Kopf gingen.

Dazu kommt, dass der erste Gedanke, wenn man den Begriff "MS" hört, einer ist, der ziemlich gruselig sein kann. Als ich das erste Mal hörte, dass ich MS habe und das wirklich realisierte, sah ich mich im Rolli oder als Schwerstpflegefall im Bett. Wer will das schon?

Ich hatte eine einzige Berührung mit einer MS Kranken und das war, als ich noch keine 8 Jahre alt war. Damals gab es noch keine Therapien wie heute, MS Patienten waren mehr oder weniger tatsächlich Schwerstpflegefälle und der Ruf der Erkrankung war noch übler als heute.

Doch in dem Moment, in dem mir klar wurde, was auf mich zukommt, begann für einen Moment mein Kopfkino. Übler Film war das. Echt. Und wir wissen,  im Kopf passieren oft Dinge, die in Wirklichkeit ganz anders sind. Leichter, einfacher und lebenswert. Man muss es nur sehen. Können und wollen. Schafft man es nicht alleine, braucht man eben Hilfe.

Mentale Unterstützung ist wichtig. Eine Studie US amerikanischer Forscher 2012 ergab, und das postete ich im letzten Jahr schon mal, dass Patienten, die sich einer Psychotherapie anvertrauen, besser klar kommen. Ebenso ist, das wissen wir auch, positiver Stress eine gute Kraft, hingegen negativer Stress eben auch ein Förderer für Schübe.

In Deutschland ist es relativ einfach, eine relativ lange Zeitspanne mit einer Psychotherapie zu überbrücken (Das ist einfacher, als eine Langzeitverordnung zu kriegen ... ) . Ganz durchgängig bekommen wir sie aber, so meine Infos, auch hier nicht. Es wird ein Block genehmigt, dann muss man pausieren. Dabei wäre eine dauerhafte Genehmigung ein erster Schritt in die richtige Richtung. In Dublin sprach ich mit vielen Patienten, von denen viele unumwunden zugaben, sich in Therapie zu befinden. Und das muss nicht immer das Erzählen sein, das sich Auskotzen, man kann mit einem Psychotherapeuten auch Entspannungsübungen erlernen und wunde Punkte finden, die man dann versucht, zu verkleinern oder ganz abzulegen. Vom Psychologen bekommt man kein Mitleid und kein unbeholfenes Trösten. Er bleibt neutral und diese Neutralität wirkt beruhigend und schafft Klarheit.

Ich glaube, dass es immer einfacher ist, mit den körperlichen Einschränkungen fertig zu werden, allerdings die mentalen Barrieren zu überwinden und zu verstehen, dass es eben jetzt anderer Lösungen bedarf, um etwas zu tun oder zu bewegen, ist viel schlimmer. Im Prinzip, so hörte ich in Dublin, ist die Diagnose das Gift, das uns lähmt und uns behindert. Mental und somit auch im Leben.

Was wir brauchen, war allen klar und alle waren sich einig. Durchgängige Angebote für Psychotherapie. Und wir müssen auch selbst etwas für uns tun.  Dinge finden, die uns entspannen lassen, die uns gut tun.

Meine Leidenschaft ist das Stricken. Es ist wie Yoga für mich. Selbst in Dublin hatte ich meine Strickarbeit im Gepäck und nutzte zwischendurch eine halbe Stunde für eine Pause und ein Maschenspiel. Derzeit arbeite ich an Socken, mein Hauptentspannungsteil ist zu schwer und zu umfangreich, als dass ich sie im Flugzeug bei mir haben wollte. :-)

Ich mag es auch gerne, einfach nur eine Weile auf dem Sofa zu liegen und nur meinen Gedanken zu folgen. Mir tut auch meine wöchentliche Krankengymnastiksitzung gut. Sie reißt mich raus und lässt mir Raum für mich.

Womit entspannt Ihr so? Was tut Euch gut und wie baut Ihr Stress ab? Was denkt Ihr, könnte man im Gesundheitssystem (ausser der Wartezeiten und total unverständlicher Regelungen) tun, um MS Patienten noch mehr Unterstützung angedeihen zu lassen?

Übrigens, als nächstes schauen wir noch ein wenig auf Schwangerschaft und MS, auch da gabs noch spannende Infos.

Viele Grüße

Birgit

 

4 Kommentare:

  1. Also meine Meinung dazu habe ich ja schon einmal anfangs des Blogs geschrieben: Ich finde, man sollte jegliche Krankheit als gegeben hinnehmen und gar nicht weiter beachten. Denn im Universium ist es ja so, dass alles, wo man seine Energie hinlenkt, wächst ... also sollte man es so halten wie die Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer. Diese hat ihr Hauptaugenmerk auf ihre Arbeit gerichtet und die Krankheit läuft nur nebenbei mit, wird also keinesfalls in den Mittelpunkt gerückt. Sie redet auch gar nicht gerne darüber und das ist meiner Meinung nach der einzig richtige Weg.

    Ich selbst habe eine chronische Nierenerkrankung und wenn ich jetzt jeden Tag daran denken würde, dass mir die Dialyse droht, würde ich bestimmt irgendwann verrückt. So aber lebe ich ganz normal vor mich hin und lasse meine Nieren völlig in Ruhe, denke eigentlich überhaupt nicht darüber nach .. und siehe da ... ich habe bislang keinerlei Beschwerden.

    Ich finde, hier in diesem Blog hat die MS ein Riesenfeld, um sich so richtig einzunisten und auszubreiten --- ob das nicht kontraproduktiv ist?

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  2. Wenn Sie den Titel des Blogs lesen, dann handelt es sich um das Leben mit MS.

    Der gesunde Menschenverstand sagt dem Leser, dass es dann auch hauptsächlich um MS und den Fokus auf die Erkrankung gehen wird, um sachliche Fakten oder Berichte ...

    Als ich kurzfristig über etwas anderes schrieb, ergingen Sie sich auch in Kritik. Schreibe ich, dass es mir gut geht, finden Sie auch ein Haar in der Suppe . Bleibt die Frage, wieso Sie mein Blog überhaupt lesen ....

    Aber vielleicht können wir bei Gelegenheit das Universum nach einer Lösung befragen ...

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  3. Zitat Claudia:

    "Denn im Universium ist es ja so, dass alles, wo man seine Energie hinlenkt, wächst … also sollte man..."

    @Claudia,

    man, man, wie ich dieses "man" liebe! Auf was richten Sie denn Ihre Energien? Auf Küchenphilosophie und einfach geschriebene Ratgeber?

    Auffällig ist, dass Sie nie in der "ich"-Form schreiben, immer im unpersönlichen und verallgemeinernden "man". Was sagen denn ihre Heftchen über die psychologischen Ursachen?

    Warum richten Sie denn Ihre Energien auf Krankheiten (hier MS), die Sie zum Glück nicht haben? Hoffentlich bündelt das Universum hier nicht seine Kräfte! Ich rate zur Vorsicht, der nächste Tanz bei Vollmond könnte gefährlich werden... .

    Eine MS kranke Politikerin wird selbstverständlich ihre Erkrankung nicht in den Vordergrund stellen, dass erscheint mir evident. Sie sehen aber schon den Unterschied zu einer MS kranken Journalistin und Bloggerin, die explizit über dieses Thema schreibt? Das kann doch nicht so schwer sein! Falls Sie dennoch Gesprächsbedarf haben, wenden Sie sich an den Therapeuten Ihres Vertrauens.

    Genießen Sie den Sommer und tun Sie dringend was gegen Ihre Verbitterung,

    Cheers
    Karin

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  4. Hallo Claudia,

    ich werde die Aussage Ihres Beitrags (am besten) mal so interpretieren, dass der Mensch sich nicht zum Sklaven seiner Krankheit(en) machen lassen soll. Stimmt!

    ... Wie mir das Universum dabei hilft, ist mir allerdings nicht ganz klar. (Oder ist das mit dem Universum einfach ein Ablenkungsmanöver? DAMIT man (*zwinker) sich nicht mit etwas beschäftigen muss, womit man (*zwinker*zwinker) sich eigentlich gar nicht beschäftigen will?)

    Ich hab nicht den Eindruck, dass Birgit sich zur Sklavin ihres Fräulein Trulla macht - ich habe eher den Eindruck, sie freunden sich (zwar zwangsläufig und nicht ganz freiwillig, denn niemand möchte wohl unbedingt ein Fräulein Trulla haben) - mehr oder weniger miteinander an und leben zusammen mit allen Höhen und Tiefen einer solchen Beziehung. Unbeschwerter lebt es sich jedenfalls ohne derartige Fräuleins.
    Wenn jeder sein Fräulein kennt, kann er/sie auch damit umgehen - bzw. lernen damit umzugehen. Auch dabei weiß ich nicht so recht, was das Universum für eine Rolle spielt ...?

    Birgit schreibt über Ihre Erfahrungen im Leben und Umgang mit Fräulein Trulla (der MS - siehe auch „Thema des Blogs“) und ich konnte daraus schon viel Positives ziehen! Ich konnte mitunter viel schmunzeln und erfahre ein bisschen wie andere mit ihrem Fräulein umgehen und lerne aus den Berichten über Konferenzen etc.

    Ich freue mich immer, wenn ich einen neuen Eintrag von Birgit lesen kann und liebe ihren Stil dabei! ... und ihre Haltung Fräulein Trulla gegenüber - das macht MIR Mut!

    Viele liebe Grüße

    Steffi

    P. S.: Vielleicht können Krankenkassenbeiträge nach dem Grad des Glaubens an das Universum berechnet werden?

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