Freitag, 4. Oktober 2013

Grüße aus Kopenhagen, nicht aus Berlin ....


Heute, am 4. Oktober beginnt der internationale MS Congress in Berlin. Veranstalter ist die DMSG, die „Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft“.


Eigentlich wollte ich vor Ort sein, um dem spannend aufgestellten Programm zu folgen und Fachvorträge zu hören, mit diversen Interviewpartnern zu sprechen und darüber zu berichten.


Hier auf dem MS Blog natürlich, genauso wie für einige andere Redaktionen, für die ich immer wieder arbeite. Ich wollte via Twitter kurze Informationen posten und über andere Social Media Plattformen auf schnelle Art und Weise neueste Erkenntnisse in die MS Community transportieren. Mein Vorhaben war klar: Verständlich und informativ zu berichten. Auf die Art und Weise, wie ich sie kenne: Multimedial.



Es hat mich bereits im Frühling, als ich von der Veranstaltung nur zufällig erfuhr, gewundert, dass es so wenige Informationen über eine internationale Veranstaltung dieses Umfanges gab.


Kein Wunder, die Verfolgerschar in den sozialen Medien ist nicht wirklich groß. Eine Multiplikation geposteter Informationen findet so gut wie nicht statt. Ob es an der Strategie fehlt? Oder am Wissen, dass die digitalen Kanäle  nichts anderes sind, als ein Dialog, der gepflegt werden will und dass man den Menschen, der die sozialen Medien prägt, nicht vergessen darf?


Um herauszufinden, wie man sich als Journalist für die Veranstaltung akkreditieren kann, rief ich in der Zentrale der DMSG an. Die Antwort:  Man habe sich noch gar nicht um die Journalistenanfragen gekümmert. Ich solle eine Email schreiben und dann sehe man weiter.


Einige Wochen später formulierte ich mein Anliegen mit sachlichen Argumenten in einer Email und bekam die Auskunft, ich solle mich ganz normal anmelden, meine Gebühren überweisen und man würde sich über Berichterstattung freuen.


Mir drängte sich die Frage auf, ob man von der DMSG überhaupt an einer sachlichen und informativen Berichterstattung über sämtliche Medien interessiert sei. Sei man, hörte ich später erneut am Telefon auf Nachfrage, aber man lege Wert darauf, dass ich von einer großen Zeitung käme. So wie der mit den vier Buchstaben. Weil  man auch ein entsprechend großes Event habe.


Nun gut, ein erfolgreiches Blog bei Brigitte Woman ist keine Referenz, das verstehe ich. ;-) Dass ich entsprechenden Background habe, war auch egal. Auch die Nennung einiger weiterer, nicht kleiner Redaktionen beeinflusste den Dialog, der wieder recht einseitig und eng verlief, nicht positiv. Ich hatte das Gefühl, aussortiert zu werden und das nur, weil das Label offenbar nicht genehm ist und mir die berühmten vier Buchstaben fehlen.


Ich ließ nicht locker. Der Einwand, dass ich zu Redaktionen gehöre, wo man neben meiner Fähigkeit verständlich zu schreiben auch noch den Background einer Erkrankung habe und manche Fakten anders beurteilen und erklären kann, zu schätzen weiß, war uninteressant. Oder zu brisant? Wer weiß.  


Die Antwort war dann ein Kompromiss. Nachdem man offensichtlich verstanden hatte, dass das Journalistenargument nicht wirklich zog und in echter Verärgerung enden würde, bezog man sich auf die Kosten. Ich solle eine Hälfte vorab überweisen und die andere Hälfte nachspenden, sobald ich einen Erlös habe. Man müsse als gemeinnützige Organisation schließlich genau auf Kosten achten und man müsse so viele Patienten wie möglich berücksichtigen, die keinerlei Profit aus dem Event ziehen.


Da war es. Profit. Pöses Wort. :-) Man unterstellte mir, dass ich einen ordentlichen Reibach machen wollte, ohne zu wissen, ob dem so war. Man fragte auch nicht danach.


Meine Antwort: Nein, war und ist es nicht.


Aber es wird erlaubt sein, sich um die Deckung einer nicht unbeträchtlichen Summe an Reisekosten zu bemühen. Ich halte das für mehr als legitim, andere verdienen sich die Reisekosten auch mit ihren Jobs. Wieso also nicht ich? Schließlich achtet die DMSG auch auf Kosten, das wurde mehrfach betont, und deren Budget ist sicherlich ein wenig größer als meines, was nahe liegt, betrachtet man den Umfang der Veranstaltung, die sogar eine glanzvolle Gala beinhaltet, die ich gar nicht besuchen wollte. Abgesehen davon.


Die DMSG muss sich fragen lassen, warum sie mit großem Aufwand und Budget einen Kongress auf die Beine stellt, ohne am Ende die Öffentlichkeit auf möglichst vielen Kanälen darüber zu informieren. Letztlich sollen die Erkenntnisse der Veranstaltung den eigenen Mitgliedern zugute kommen, aber auch der Öffentlichkeit; immerhin ist das ein Auftrag der Patientenorganisation.


Ebenso muss sich die DMSG von anderen Journalisten wohl fragen lassen, wie der Rahmen der Zulassung einer Teilnahme zur Berichterstattung für Presseteams aussieht und welche Kriterien hier tatsächlich eine Akkreditierung ermöglichten.


Es bleibt ein fader Nachgeschmack in dieser Sache. Fade in Sachen Pressefreiheit und Umgang mit Patienten.  


 Hätte man sich eingelassen, Anfragen wie meine positiv zu beantworten, wäre Mehrwert entstanden. Für alle. Und der hätte der DMSG gut getan, denn das Image bei vielen Patienten ist nicht gerade das Beste.


Statt dessen blieb man bis zum Schluss unflexibel, schien nach bisher nicht bekannten Richtlinien auszusortieren und hätte wahrscheinlich Informationen und Berichte gerne kostenfrei angenommen, Eintritt kassiert und sich gefreut.


Aber so läuft es eben nicht. Es ist wie in den sozialen Medien. Ein Dialog, ein Aufeinander zu gehen, ein Entgegenkommen, ein Austausch hätten geholfen, Aufmerksamkeit zu generieren, die gut tut. Wer aber stur seine Informationen in die Kanäle schleust und nichts weiter unternimmt, muss mit Ignoranz rechnen, eine wahre und alte Social Media und Kommunikationsweisheit.


Daher bin heute auf dem Congress der ECTRIMS (European Commitee for Treatment and Research in MS) in Kopenhagen, wo man mich mit meinem Presseausweis sofort als Journalistin akkreditierte, ohne von mir ein bekanntes Label zu verlangen oder andere Kriterien anzusetzen. Einzig die Kopie meines Presseausweises hat ausgereicht, um zum Kongresszentrum Zugang zu erhalten.


Dort hat man verstanden, um was es geht. Um höchstmögliche und effiziente Berichterstattung, um möglichst viele Patienten zu erreichen und mit ihnen und von ihnen zu profitieren. Es gibt eine durchgängige Strategie in Sachen Öffentlichkeitsarbeit und schon vor dem Kongress konnte man sich über digitale Kanäle bestens informieren.


So kann Patient informiert bleiben, neueste Informationen nachtanken und weiter informieren.


Das freut mich!


Birgit


Eben Journalistin und Patienten, wobei ich mir letztere Betitelung nicht wirklich selbst ausgesucht habe. Sie wurde mir quasi geliefert. Frei Haus und völlig unbestellt ... :-)


 

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