Montag, 11. November 2013

Das mit der Patientenverfügung

Ihr Lieben,

vielen Dank für Eure spannenden Kommentare und Eure Offenheit, ich weiß das sehr zu schätzen. Ich gebe zu, ich war ein wenig leise, aber das Thema hat gearbeitet und uns beide berührt. Jeden auf seine Weise. Es war interessant, das auch zu beobachten und dem, was ich entschieden habe, nachzufühlen. 

Es war zuerst ein Tal der Tränen. Irgendwie, wer denkt schon gerne übers Sterben oder die Unfähigkeit nach, nicht mehr sagen zu können, was man selbst entscheiden würde. Blödes Thema und doch wichtig, das finden wir wohl alle.

Für mich war auch wichtig, dass ich die Entscheidung in einer Phase zu treffen, in der ich bewusst entscheiden kann. In der ich sage, was geht und was nicht und nicht andere dafür brauche. Ich möchte auch, dass Herzblatt damit nicht belastet ist, weil ich davon ausgehe, dass er in seiner Trauer genug belastet sein wird. So wie es mir eben auch erginge. Zum ganz anderen möchte ich ihn auch ein wenig schützen. Ein komischer Gedanke ging mir durch den Kopf: Was, wenn da noch jemand ist, der ihm, wenn er sich entscheidet, mich gehen zu lassen, böse Vorwürfe macht? Wo er doch nur das Beste für mich wollte und sowieso nicht wirklich sagen kann, ob ich das so gemacht hätte.

Da lieber klare Verhältnisse. Als ich Herzblatt mitteilte, dass ich diesen Schritt jetzt gehen möchte und zum einen ein Testament will und zum anderen auch eine Patientenverfügung und das bitte anwaltlich beraten, geklärt und amtlich bestätigt und hinterlegt, wurde er sehr still. Ich weiß, dass es für ihn ein so schwieriges Thema ist. Mit dem Testament gehts, aber zu sagen, dass eine Patientenvollmacht das ist, was wichtig ist, das scheint für ihn schwierig zu sein. Schwieriger, als ich wohl dachte. Der arme Schatz. Aber da muss er jetzt irgendwie durch, ich bin nämlich, wie viele von Euch auch geschrieben haben, auch der Meinung, dass es wichtig und durchaus sinnvoll ist.

Deshalb gehts diese Woche zum Beratungsgespräch bei einem Anwalt, der mit uns alles so gestalten wird, wie es in unserem Sinne ist. Vor allem finde ich das Gespräch auch wichtig, um letzte Fragen zu klären und richtig gut informiert zu sein und zu wissen, was los ist und wie alles genau gemacht werden muss, damit es am Ende auch Bestand hat.

Mittlerweile habe ich mich mit diesem Schritt angefreundet. Mir ist wohler, wenn ich weiß, dass alles in meinem Sinne festgelegt ist. Und dann kann mans ja auch wieder vergessen und sich wieder den leichten Dingen zuwenden, die ich im Moment so nebenbei erwähnt, auch genieße.

Fräulein Trulla hat sich einverstanden erklärt, sich weiterhin still zu verhalten. Sie lebt mit mir mit und wir haben derzeit wohl eine Art nettes Miteinander eingeläutet. Was ich echt gut finde und zu schätzen weiß. Ich bin dankbar für die schönen Tage, die sich so wunderbar normal anfühlen und als heute mein Physio zu mir sagte: "Dein Kribbeln kann schon auch von einem verklemmten Wirbel kommen, nicht alles ist MS und das ist schlicht verspannt!", freute ich mich. Trotz dem Umstand, dass er mal herzhaft zugriff und die Verspannung löste, was dann doch irgendwie im ersten Moment ein dickes "f....." aus mir herausrutschen ließ. :-)

"Nur" eine Verspannung kann so nett sein. :-) Und das mit der Patientenverfügung und dem Testament wird eingetütet und ich werde berichten! Allerdings fühlt es sich ganz ok an, dass ich das machen will und die Entscheidung war am Ende, als alles durchdacht war, auch recht einfach zu treffen.

Bis die Tage und liebe Grüße

Birgit

1 Kommentar:

  1. Liebe Birgit

    Toll finde ich es, dass du dich zu diesem Schritt entschlossen hast.
    Ich habe schon vor Jahren meine Patientenverfügung gemacht und ich bin froh darum.
    Zum einen kann ich im "gesunden" Zustand von mir aus erklären, was ich möchte und wieweit vor allem die Medizin gehen darf oder eben nicht. Ich arbeite im Pflegeberuf und kann mir so tagtäglich meine Gedanken machen. Wieviel Leid würde da den Angehörigen erspart, wenn eine Patientenverfügung vorhanden wäre. Meist geht es doch darum, den Angehörigen von den Aerzten her ein schlechtes Gewissen einzureden, wenn sie sich für ihre Nächsten einsetzen und deren nicht geschriebenen Willen durchzusetzen versuchen.
    Ich bin eine eigenständige Person, geniesse das Leben und lebe es vor allem mit allen Hochs und Tiefs. Aber auch ich weiss, dass dies plötzlich ändern kann. Damit kann ich mich auseinandersetzen und mich anfreunden, nicht aber an die hochtechnische, teils menschenverachtende Medizin, bei der alles möglich sein muss.

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