Samstag, 28. Dezember 2013

Harte Nummer ... Ärztisch

Wenn ein Arzt seinen Patienten vor sich hat und ihn informieren muss, ist das so eine Sache. Der Arzt spricht meistens ein recht unverständliches Wirrwarr aus Fachausdrücken und anderen Dingen, die ein Patient nicht so einfach verstehen kann.

Verständlicherweise. Spricht ein Patient ja weniger Ärztisch.
 Ärztisch sprechen viele Ärzte. Nicht alle, das muss ich betonen. Wenn sie aber ärztisch sprechen, dann gibt es ein Problem: Man versteht es nicht.

Es ist, als würde sich Arzt mit einem Arzt unterhalten und vergessen, dass er doch einen Patienten vor sich hat. Ein Patient ist ein Mensch, der nicht Medizin studiert hat und Fachausdrücke aus der Medizin nicht wirklich einordnen oder immer verstehen kann.

Deshalb ist es nötig, dass Ärzte tatsächlich Patientisch lernen. Patientisch ist verständlich und begreifbar. Patientisch ist die Grundlage für die Entscheidung, die ein Patient trifft, wenn er beispielsweise Operationen benötigt.

So wie ein Patient, der mir letztens seine Geschichte erzählte. Es geht nicht um MS, aber ums Prinzip. Um das Prinzip Verstehen. Das fehlte dem nämlich völlig. Die Folge ist, dass er mehrfach operiert wurde und keine Besserung eintrat. Erst im Nachgang kam ein junger Neurochirurg auf den Kern der Sache, der schon vor Monaten hätte erkannt werden können, hätten sich Ärzte zum einen miteinander unterhalten und die Patienteninformationen umfassend und richtig weitergegeben und hätte zum anderen ein Dialog zwischen Patient und Ärzten stattgefunden, der auf einer Augenhöhe gewesen wäre.

"Hätte ich es besser gewusst ...." bleibt jetzt ein Satz, der oft fällt und den keiner mehr auslöschen kann.

Klar hätte sich der Patient besser informieren müssen. Oder? Er hätte es vielleicht gekonnt aber man darf vielleicht auch nicht übersehen, dass es für Patienten, die sowieso schon in einem Gefühlschaos sitzen, nicht immer einfach ist, alle Informationen einzuordnen und zu verstehen.

Ich kann die Details der Geschichte nicht so ganz nennen, ich wurde darum gebeten, aber die Geschichte selbst zeigt auch, dass wir immer wieder und intensiver daran arbeiten müssen, dass wir uns verstehen.

Patienten, egal welche Erkrankung oder welches Handicap mit sich führen, müssen verstehen können, was der Arzt mitteilt. Der Arzt wiederum muss sich auf ein verständliches Sprachniveau einlassen, auf einer Augenhöhe kommunizieren und da sein, wenn es Fragen gibt. Ebenso muss die Verständigung der Ärzte, die einen Patienten behandeln besser klappen. Denn sonst gibts schon mal falsche Medikamente mit üblen Konsequenten, wie bei dem Patienten, der mir seine Geschichte erzählte.

Es ist an der Zeit umzudenken, das habe ich auf einigen internationalen Veranstaltungen gehört. Ärzte - und das ist jetzt nicht meins - müssen sich auf eine Augenhöhe mit dem Patienten begeben und zum Dienstleister in Sachen Gesundheit werden. Dass mich gleich der eine oder andere Mediziner gerne hauen würde, ist mir klar, als Arzt ist man Arzt. Oder? :-) Es gibt sie auch schon, solche, die wirklich für den Patienten stehen, Informationen einholen und verteilen und so erklären, dass der Patient mitreden und gut entscheiden kann, weil er versteht. Aber es geht offenbar noch immer anders. Und das ist schade. Sehr schade, denn es geht doch um ein wenig mehr als nur um hingeleierte Informationen. Es geht um Entscheidung, die Patienten für sich treffen müssen und somit auch um Leib und Leben.

Die Frage, die mich beschäftigt ist: Was muss passieren, dass Ärztisch keine Fremdsprache mehr ist und Patientisch kein Eingeborenendialekt?

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