Dienstag, 20. Januar 2015

Neuer DocBlog von Amsel - oder Zeit wirds!


Reden wir ein wenig über Social Media und Patienten? Es gibt nämlich was Neues. :-)

Als ich dieser Tage auf Facebook stöberte, fand ich von "Amsel e.V." eine interessante Neuigkeit. Es gibt jetzt einen Neurologen, der bloggt. Über MS. Find ich echt gut. Gerade weil Ärzte ohnehin Social Media scheu sind. So scheints. 


Angekündigte Inhalte sind unter anderem die Nöte und Sorgen aus Arztsicht und Erklärendes. Hier könnt Ihr reinschauen: http://www.ms-docblog.de/.

Ein Angebot, das ich lange erwartet habe. Dabei können Blogs so hilfreich sein. Gerade, wenn sie auf leichte Art und Weise verständlich erklären, was Sache ist. Und dass Ärzte das übernehmen, wäre sicherlich am einfachsten, aber selbstverständlich ist das nicht.
Gehen wir ein wenig zurück: Ich war im letzten Jahr in einer Runde von Social Media Menschen aus dem Patientenbereich beim Essen. Dabei waren auch zwei Neurologinnen aus Portugal. Sie verurteilten den Einsatz von Social Media aufs Äußerste. Grund: Patienten stellen zu viele Fragen, sie sind zu sehr informiert und wären angeblich nicht in der Lage, Rückschlüsse aus dem zu ziehen, was sie im Netz lesen.

Ich war leicht entsetzt. Klar ist es nicht einfach, Informationen richtig zu sortieren, sprich in gut oder schlecht einzuteilen. Logischerweise stellen Patienten, wenn sie das nicht so gut können dann möglicherweise auch die falschen Fragen.
Meine Antwort war damals deutlich: Ihr könnt Social Media nicht aufhalten, Ihr könnt es nicht löschen und schon gar nicht  könnt Ihr uns Patienten verbieten, die Informationen, die wir finden auch zu lesen und dazu Fragen zu stellen.
Damals erntete ich ziemlich fiese Blicke und stocherte noch weiter: Wenn Ihr so dafür seid, dass Patienten die richtigen Infos bekommen, wieso bloggt Ihr nicht auch oder wirkt in Social Media mit? Ihr Ärzte habt doch Ahnung und könnt mit Eurem Wissen dafür sorgen, dass Patienten besser verstehen. Ihr könnt doch Einfluss nehmen.

Die Blicke waren erstaunt und, na ja, sagen wir, einigermaßen entsetzt, als ich die Ladies, die sonst echt nett waren, quasi heraus forderte. Leider haben sie die Herausforderung bis heute nicht angenommen.

Das Thema verfolgt mich seitdem immer wieder und ich frage mich, wieso zahlreiche Ärzte sich nicht für Social Media interessieren. Dabei kann eine sinnvolle Nutzung von Social Media dafür sorgen, dass Patienten besser informiert werden können und so "falsche" Fragen (falls es die beim Thema Gesundheit überhaupt gibt) erst gar nicht stellen. Ein guter persönlicher und konstruktiver Dialog wäre möglich. Weil es einen Wissenstransfer gäbe. Für beide Richtungen, denn ich schließe nicht aus, dass ein Arzt nicht auch von einem Patienten etwas lernen kann.

Wer Social Media nicht als feindliche Materie betrachtet, sondern als vernetzende und erweiternde Kommunikationsmöglichkeit, kann viel erreichen.

Etwas, das ich immer wieder beobachte und selbst mache. Kann ich dem Arzt konkrete Fragen stellen, kann ich gute Informationen erwarten, die mir zusätzlich dabei helfen, eine vernünftige Entscheidung für meine Gesundheit zu treffen. Zumal ich den Doc, wenn er ins Fachchinesische abrutscht, eher noch verstehen und besser rückfragen kann.

Die Ansage meines Neurologen ist übrigens immer: Frau Bauer, welche konkreten Anliegen möchten Sie heute an mich herantragen?
Es ist die Aufforderung für kluge Fragen schlechthin. Und wie kriegt man kluge Fragen? Indem das Gegenüber informiert ist und über eine gute Informationsquelle verfügt, die jederzeit abgerufen werden kann. Was bei Blogs durchaus möglich ist. Und damit schließt sich der Kreis doch. Oder?

Deshalb plädiere ich schon seit einiger Zeit in Diskussionsrunden oder auch in Vorträgen dafür, dass Ärzte ihr Wissen teilen. Verständlich und klar für Patienten. Dass man sicherlich nicht auf Einzelfälle eingeht und Diagnosen erstellt, ist schon klar.
Aber man kann über Erkrankungen aufklären, man kann auch über eigene Anliegen schreiben, um möglicherweise die eine oder andere Argumentation verständlicher zu machen. Man kann Forschungsergebnisse erläutern, Fachbegriffe erklären und vieles mehr.
Blogs sind vielfältig und spannend. Und ich bin sicher, Ärzte schaffen das. Wenn sie sich endlich damit beschäftigen. Oder gefördert und gefordert werden. :-)

Und damit hat Amsel einen guten Schritt gemacht. Ich hoffe, der Doc bleibt dran und lernt jetzt dazu, was an Möglichkeiten und Kommunikationskanälen vorhanden ist. Er hat ja zugegeben, dass ihm das alles wenig sagt. Ich sag nur #Neuland.

Also Social Media Spezialistin kenne ich das, #Neuland ist ab und an gruselig und fremd, aber lieber BlogDoc, es kann auch eine Menge mehr sein. Wir Patienten wissen das, deshalb werden Sie wahrscheinlich auch gelesen. Weil wir neugierig sind.

Mir ist klar, dass das nicht von heute auf morgen zu bewältigen ist. Jetzt müssen sich wohl viele Ärzte noch einmal neu orientieren, was ihre Kommunikation zum Patienten, der letztlich ja auch der Kunde ist, betrifft.

Daher: mehr Social Media für Docs und dann mehr Blogs für Patienten.

Weil Zusammenarbeit und gute Information besser sind, als wenn jeder so vor sich hinwurstelt.

Wie denkt Ihr darüber? Welchen Stellenwert haben Informationen bei Euch?

Fragende Grüße,
Birgit

Bild: Pixabay.com









Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen