Patient ist kein "Verkaufsargument"

Ok, es gibt Erlebnisse im Leben, die könnte man sich echt sparen.

Vor allem wenn es so heiß ist wie im Moment und Herr Uhthoff sich gerne einstellt und Fräulein Trulla dabei behilflich ist, mich ein bisschen zu zwicken. Gott sei Dank habe ich das Freibad in meiner Nähe und bin da im Moment jeden Feierabend zum Abkühlen und Schwimmen, was mir richtig, richtig gut tut. Ich hoffe, Ihr habe wenig Probleme oder auch gute Lösungen zur Kühlung parat.

Zurück zu meinem Erlebnis. :-) Es ist schon verwirrend, was die Leute so über einen denken, sobald sie gewahr werden, dass man Patient ist. Ich habe schon kuriose Dinge erlebt, das passiert, wenn man relativ offen über das spricht, was einen begleite. Damit kann ich auch leben. Vieles tangiert mich eher peripher und ist ok. Aber dass mein Status als Patient jetzt als Verkaufsargument dient, das ist neu.
Und ehrlich gesagt, es verärgert mich.

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Zuerst wurde ich vor einigen Tagen eingeladen in eine BurnOut Selbsthilfegruppe zu kommen. Das ist gerade schwer in Mode, wie ich feststellte. Erstaunt und ein wenig neugierig fragte ich, wieso ich da mitmachen solle. Ich finde nämlich, dass ich überhaupt gar nicht ausgebrannt bin und auch nicht so wirke, das bestätigt mir auch mein Umfeld.

Zur Antwort kam, dass ich als Patient generell sehr bedroht sei. Echt? Und dass ich Vorsorge treffen muss. Aha. Und als Patient müsse ich doch alles tun, um geheilt zu werden und ich wirke echt ausgepumpt. Soso!


Mal abgesehen, dass die Einladung per Gruppenzwangseinweisung kam und mich die Person im Leben nie nicht getroffen hat, ist das ein echt schweres Argument. Dazu käme, dass ich mich ja mit so einer Menge Dinge herumschlagen muss. Echt? Wow, ich erfuhr wirklich viel über mich. *ironiemodus* .

Und dass ich Patient sei, wäre doch das beste Argument. Ja, klar, für die Person, die mich eingeladen hat sicherlich. Feiner Plan. Man schnappt sich einen Patienten und bringt ihn mit dem eigenen Status "Patient" als Verkaufsargument dazu, zu kommen, indem man ihm erzählt, dass es so nötig ist, etwas zu tun. Das Schlimme ist, dass es wohl klappt und viele offensichtlich wenig skeptisch hinterfragen. Sonst wäre diese Masche lange schon weg vom Fenster.

Das zweite Erlebnis, das ich mir gerne erspart hätte, ist jenes: Eine Einladung in ein MLM (Multi Level Marketing) Unternehmen, das ich mir als zweiten Geschäftszweig antun könnte. Gesundheitsprodukte. Und noch solche, die das Immunsystem fördern. Was sehr gesund sei für mich. Mhm. MS und Förderung des Immunsystems verträgt sich auch wirklich richtig gut ne? *ironiemodus* Wir lieben Schübe sag ich da nur. Weiter wurde mir auch hier auf  Rückfrage gesagt, ich wäre Patient und als Patient hätte ich doch das beste Verkaufsargument ever. Klar, ich mache gerne auf Mitleid. "Ich bin Patient und brauche das Geld" Schnüff, schluchz und Vertrag.

Hallo? Gehts noch?

Mal abgesehen davon, dass es schlicht frech, dreist, respektlos und unverschämt ist, den Status "Patient" als Verkaufsargument in alle Richtungen zu nutzen, dann sollte man, wenn man das schon meint tun zu müssen, besser informiert sein. Freunde, Recherche hilft. Wissen zur jeweiligen Indikation des angesprochenen Patienten übrigens auch.

Auf der anderen Seite zeugt diese Form der Akquise von einem schlechten Stil und wenig Selbstvertrauen ins eigene Projekt und in die eigenen Fähigkeiten. Eigentlich schon fast ein Armutszeugnis. Ehrlich.

Daher: Ich brauche weder den Status "Patient" noch Mitleid als Verkaufsargument. Ich habe etwas Besseres: Recherche und daraus entwickelte, gute Argumente.
Patient bin ich erst in zweiter Linie. Ich bin nicht die arme Sau oder das gefundene Fressen, das man quasi auf der Straße aufklauben und irgendwo zwangsintegrieren muss. Ganz im Gegenteil.

Und das gilt für alle: Wir sind Menschen. Keine Mitleidsprojekte. Ist das klar?

Ach ja, die Antwort meinserseits auf diese wundervollen Offerten:

1. Hahahahahaahahahahahahahahahahahaha - Nein!
2. Spammeldungen und Kontakt löschen. Mit solchen Typen mag ich nichts zu tun haben. So!

Schnaubend heute,
Birgit


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