Dienstag, 20. Dezember 2016

Toxische Weihnachten .....

Ok, das ist eine Warnung vorab. Es könnte ein wenig ironisch, ab und an bissig oder auch sarkastisch werden. Also: Das Augenzwinkern nicht übersehen, die Überspannung nicht überlesen und natürlich auch den Sinn dahinter erkennen! :-)

Es ist nämlich so: Weihnachten ist da. Nicht neu und meistens auch nicht unerwartet. Für die meisten unter uns. :-)

In den Supermärkten könnte man meinen, dass nach Weihnachten definitiv die große Hungersnot ausbricht, auf Parkplätzen kriegt man (heute ich!) zu hören, dass der Behindertenparkplatz überbewertet ist und Menschen mit Behinderung einfach zu Hause bleiben sollen (Megafrechheit, ich empfahl dem ollen Oppa mal eben, dass er wohl besser Zuhause aufgehoben ist!) und überhaupt, von der so genannten "staaden Zeit" ist nicht wirklich was über.



Und dann hört man immer, mit MS oder generell mit chronischen Erkrankungen soll man doch ruhiger fahren .....

Dabei können viele auch gar nicht. Denn: das Fest ist nah und  hat gefälligst sauber, wohlschmeckend und vor allem, komme was wolle, glücklich abzulaufen. Auch wenn wir uns sonst nicht leiden können. Aber an Weihnachten, dem Fest der Familie! Da hat fröhlicher Familienfrieden zu herrschen. Koste es was es wolle. Jawohl.

Und dann stresst man sich. Einkaufen, Bude auf Vordermann bringen und am Ende braucht man noch Geschenke und einen Baum. Auch wenn man eigentlich gesagt hat, man schenkt sich nichts mehr, so muss man am Ende doch wieder ran, weil man das ja auch nur so sagt.

Man ergibt sich in dem verkrampften Bemühen alles perfekt zu machen. Und müht sich ab bis zur Erschöpfung und wünscht sich eigentlich ganz etwas anderes: Ruhige Feiertage, Erholung, Frieden und Freude.

Wir reden über Stress. Die Seele leidet in einer Zeit, in der wir uns freuen sollten, ja Spaß sollten wir haben und wenn wir es verdammt noch mal gemütlich wollen und uns der letzte verbliebene Staubkrümel freundlich aus der Ecke angrinst und wir ihn einfach dort lassen, dann sollte das ok sein.

Ich war in einer Diskussion, die sich um Stress und seine Auswirkungen auf Menschen mit chronischen Erkrankungen, speziell auch mit Menschen mit MS, drehte. Oft scheiden sich da ja die Geister, aber ich bin der Meinung und das ist auch meine Erfahrung, wenn Stress, besonders negativer Stress aufkommt, wird es schwierig. Trulla hat freie Bahn. Mir geht es dann nicht gut. In dieser Diskussion ging es um die Faktoren, die uns genau in diese miese Situation befördern. Für viele ist das zum Beispiel Weihnachten.

Ein Faktor in dieser Zeit sind die Menschen, die schlicht die Atmosphäre vergiften. Sie ätzen unterschwellig, recht machen kann man es ohnehin nicht und sie haben das Talent, einem wirklich alles zu verleiden. So genannte Toxische Menschen. Eigentlich ein superfieser Begriff oder? Die Gesprächspartnerin die ihn einbrachte, hat auch Recht: Es geht um Menschen, die uns nicht gut tun, die uns mehr Stress bringen als wir vertragen. Es stresst uns und tut uns nicht gut.

Die Erkenntnis dieser Diskussion, so unschön sie jetzt sein mag: es ist Zeit, diese Menschen zu verabschieden. Denn "toxische Menschen"sind oft nah an uns dran. Es ist auch nicht einfach, den Abstand zu behalten und zu sehen, dass man sich keine Überdosis einfängt, denn am Ende sind nicht die anderen die, die die miesen Konsequenzen aushalten müssen, sondern wir.

Gerade Weihnachten ist super geeignet für solche Situationen. Da herrscht hohes Streitpotenzial. Weil man immer wieder an den "Es ist doch aber Weihnachten und wir müssen uns vertragen" Gedanken erinnert wird. Das bringt uns, die wir auf uns achten sollten, in echte Bedrängnis. Eigentlich möchte man dem Idioten gegenüber am Tisch gepflegt reindrücken, wie blöd er ist und der anderen Tischecke mal deutlich sagen, wie unterirdisch man die Kommentare und vermeintlichen Weisheiten findet, aber man reißt sich zusammen. Ist ja Weihnachten. Und schon wirkt das Gift. Kriecht durch den Körper, öffnet dem Fräulein Trulla die Türen und wir fühlen uns am Ende beschissen.

Muss das sein? Hab ich mich in der Diskussion gefragt. Nö, sagte meine Gesprächspartnerin. Man muss nur den Mut aufbringen, sich gerade hinzustellen und "Nein" zu sagen. Klar zu formulieren, dass es eben nicht geht, weil man sich nicht mag und das Wahren des vermeintlichen Familienglückes nur schmerzhaft und anstrengend ist. Das tut am Anfang weh und ist unangenehm, weil man mit Gewohnheiten bricht und sich selbst und den Rest erst einmal rüde aus der Komfortzone reißt.

Beschert aber am Ende auch den Seelenfrieden, den man sich wünscht und braucht und das nicht nur für einen selbst, sondern auch für die anderen. Die dürfte nämlich das vermeintlich friedliche Weihnachten ähnlich unter Druck setzen. Wird man sich klar darüber, was Fakt ist, kann man mit der Situation einfacher und besser umgehen und sich entspannt über das freuen, was kommt. Jeder für sich und schon ändern sich die Erinnerungen. Sie werden positiv, tun gut.

Die Diskussion war übrigens vor einigen Jahren.

Danach ging ich los und wagte mich daran, das zu ändern, was mich stresst. Dabei achtete ich darauf, die Balance zu halten, etwas Stress kann ja auch gut sein.
Aber:  bei einigen toxischen Menschen rege ich mich so auf, dass ich Tage danach noch an der Sache knabbere. Erkenntnis eins. Ich sortierte also zuerst aus und beschloss, gerade Weihnachten ganz allein für mich zu behalten. Erkenntnis zwei. Ein nicht ganz einfacher Akt, das muss ich zugeben, aber einer, der mir sehr gut tut. Jedes Jahr wieder.

Bis heute hat nicht jeder um mich herum verstanden, dass es eigentlich doch besser ist, sich klar darüber zu werden, was eben nicht geht. Man kehrt das gerne unter den Teppich und muss nach lausigen Ausreden suchen. Anstatt zu sagen: Das klappt so nicht wirklich bei uns, deshalb treffen wir uns ein anderes Mal und genießen das Fest im kleinen Kreis, druckst man etwas herum und kann wahrscheinlich davon ausgehen, dass man unglaubwürdig ist. Und doch tut man es. Weil es sich doch so gehört. An Weihnachten.



In diesem Sinne, ich wünsche Euch ein wirklich schönes Weihnachtsfest. Eines, das Ihr so feiert, wie Ihr es Euch wünscht. Ich wünsche Euch giftfreie, wundervolle, angenehme, erholsame und schöne Feiertage, von denen Ihr schwärmt und die Ihr genießt und zwar nach allen Regeln der Kunst. Ich werde das auf jeden Fall. Und es wird mir nach einem aufregenden, spannenden aber auch anstrengendem Jahr echt gut tun.

Liebe Grüße
Birgit


Bilder: pixabay.com
Text: Birgit Bauer / Manufaktur für Antworten UG 2016

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