Sonntag, 23. Februar 2020

Sonntagsgrau ...















Sonntag.
Eigentlich ein guter Tag.
Aber irgendwas stimmt nicht.
Als ich es Herzblatt sage, schaut er nur und sagt weise: "Ich darf nicht fragen warum, weil du es nicht erklären kannst stimmt's?"
Ich nicke.
Zucke mit den Schultern.
Schnaufe und seufze eins.
Fühle mich schlecht. Irgendwie. Matschig.
Auf einmal wurde es grau. Sonntagsgrau.
Gestern kam es auf. So wie ein Gewitter nach einer Reihe Sommertage, die gut waren.
Sonnig und heiter.
Es ist nicht schwarz, aber nicht wirklich hell genug, um sich gut zu fühlen.
Dabei ist nichts.
Ja, es ist was, aber das drückt mich derzeit nicht wirklich.
Man hat mir wieder mal erklären wollen, dass ich mit MS weniger wert bin.
Ich weiß aber, dass dem nicht so ist.
Mir ist klar, dass ich nicht mehr oder weniger wert bin als andere Menschen.
Für die meisten. Ausnahmen gibt es immer.
Ich ignoriere das. Im Ignorieren bin ich gut. Mittlerweile.
15 Jahre MS zeigen dir auch diese Seite der Gesellschaft.
Das Herzblatt lächelt mich an und nimmt mich in den Arm als ich es ihm erzähle.
"Hau ein Ei drüber", sagt er und: "Du bist klasse".
Das tut mir gut.
Für ihn bin ich die einzige und beste Frau ever.
Ich weiß das. Er sagt mir das täglich. Auch nach so langer Zeit noch.
Dafür bin ich dankbar. Erfreut. Glücklich.
Dennoch hat es sich zugezogen. In mir.
Für einen Moment.
Es ist keine Depression. Aber ich bin verstimmt. Mein Inneres.
Es knatscht herum und macht mich leise und langsam.
Es ist so ein unsichtbares Symptom.
Eines, das mich unsäglich nervt.
Aber da ist.
Wie die MS selbst.
Die mich heute am meisten nervt.
Warum? Keine Ahnung.
Da ist kein Schub.
Aber das Wissen darum.
Da ist das Tagesgrau.
Ein Schatten der sich um meine Seele schlängelt.
Sie umarmt und versucht einzulullen.
Auf einmal kam.
Auf einen Kurzbesuch.
Am Sonntag.
Zu Kaffee und Kuchen.
Und einer Runde Sonntagsgrau.

Birgit





Text: Birgit Bauer
Bild von Free-Photos auf Pixabay

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