Die letzten Monate passierte etwas mit mir. Ich kann euch gar nicht so genau sagen, was, ich weiß nur: Das Fräulein Trulla wars nicht. Die habe ich auch irgendwo in den Bergen vergessen, ich glaube, die muss sich noch aus einem der Misthaufen befreien, in die wir sie geschubst haben. War ein Versehen, ich schwör. ;-)
Das, was ich mir da so angesehen habe, also an mir selbst, war seltsam. Es war nicht besonders nett oder angenehm und es gab Gedanken, die mir durch den Kopf waberten, mit denen ich schon lange abgeschlossen hatte. Glaubte ich. Aber sie waren da und sie verursachten teilweise extrem schlechte Laune. Ich wurde rau und fühlte mich ab und an ein bisschen wie Schmirgelpapier. Es mischte sich ein bisschen Unzufriedenheit ins Geschehen und ganz ehrlich, es gab Tage, an denen konnte ich mich selbst nicht leiden.
Dass die Kombination mit dem Geschehen rund um die Pandemie nicht besonders angenehm war für mich war oder ist klar. Zuviel negative Dinge um mich herum.
Kennt Ihr das? Es sitzt dunkel in der Ecke und lauert dir auf. Daher: Es war Zeit für ein Reset. Für Erholung und das eine oder andere klare Wort. Eine Entscheidung und auch dafür, Dinge auf den Prüfstand zu stellen.
Um es klar zu sagen, ich bin diese Woche immer noch in Urlaub, komme nur langsam zurück. Habe mir die vergangenen Wochen Zeit für mich genommen. Ich habe meine Hobbies gepflegt und angefangen ein neues Teil zu stricken. Etwas Komplizierteres, das ich schon lange haben wollte. Etwas, das ich fertig bekomme. Denn das war das Zeichen: Seit Wochen stricke ich. Werde aber nicht fertig, trample auf der Stelle und kriege nur wenige Reihen auf die Reihe. Und das bin ich nicht.
Ich bin eigentlich vergnügt, manchmal auf Hormon (an diversen Tagen, you know ;-) ) und ernst nehme ich mich auch nicht immer. Aber ich wurde mir zu ernst. Mir war die Leichtigkeit abhanden gekommen und das hat mich erst schockiert, dann beschäftigt und am Ende sortiert.
Ab und an kam ich mir vor wie einer dieser Kaffeevollautomaten, die spülen ihr System auch ab und an. Manchmal unerwartet für den Nutzer, der dann mit leerer Tasse vor dem Gerät auf die erhoffte Ladung Koffein wartet und anstatt frisch gebrühtem Kaffee erst mal eine Ladung Dreckwasser ins Gefäß bekommt. "Da, wegschütten den Dreck!" ist der Befehl und man folgt. Wer trinkt schon gerne in Dreckwasser? Ich nicht. Ich musst erst mal mein Dreckwasser los werden. Alles einmal umdrehen, säubern, aussortieren, überdenken und das oberste Ziel war: Die aufkeimende Verkniffenheit loswerden. Mich nicht mehr fühlen, als hätte ich mich auf einer geraden Straße total verfahren.
Es hat sich viel verändert in den letzten Jahren und ich habe wohl nicht alles so verdaut, wie ich das sollte. Ich glaube auch, dass die MS eine Rolle dabei spielt, sie ist ja auch in einem ständigen Veränderungsprozess, auch wenn wir ihn nicht bemerken, inaktiv ist sie nie und auch das prägt. Man denkt anders. Manchmal langsamer, besonnener und dann wieder schneller, klarer und messerscharf.
Sowas kannste nicht einfach ab. Dazu kommt, dass ich älter werde, man wills ja nicht glauben. Wenn ich meinen Pass ansehe, gruselt mir, ich fühle mich nämlich nicht so alt wie ich bin. ;-) Jedes Jahr wird man ein bisschen weiser und merkt, wenn es zu viel wird oder nicht mehr zu einem passt. In den vergangenen Jahren wurde ich klarer, was Ansagen, Entscheidungen und Dinge, die ich mache, betrifft. Ich verbiege mich lange nicht mehr und sollte das jemand von mir erwarten, könnte es passieren, dass ich den Erwartungen nicht entspreche und das war in diesem Jahr der Fall. Selbst für mich als Berufsjugendliche kommt der Punkt, an dem ich mal auf den Tisch haue, dass die Kaffeetassen wackeln. Deshalb musste ich raus, mich erden, das finden, was mir fehlte. Schon seit Monaten. Ich selbst.
Und wo ginge das besser als in den Bergen? Wandern ist für mich ein Allheilmittel, es verschafft mir die Zeit zum Denken, zum Loslassen und zum Erden. Ist alles weg gewandert, kommen Ideen. Also ab in die Berge. Dieses Jahr leise, nur mit wenigen Bildern und ohne Ortsangabe. Wenig Berge auf meinen Kanälen.
Leise deshalb auch, weil mich im Vorfeld jemand wüst angegriffen hatte, weil ich erzählte, dass wir in die Berge wollen. Und in diesem Jahr mit besonderen Vorkehrungen, versteht sich. Aber darüber reden wir nächste Woche, ich verspreche es, heute sind wir bei einem anderen Thema.
Jedenfalls habe ich die vergangenen Wochen genutzt. Mein Dreckwasser aus dem System gespült und mir einige Dinge genau überlegt. Irgendwie habe ich mich selbst in Frage gestellt. Was ich will, auch beruflich. Was mir wichtig ist, was ich loswerden möchte und wo ich mich selbst positioniere. Es war mir wichtig, das alles herauszufinden, mir wieder mehr Klarheit zu verschaffen. Die war auch für einen Moment in der Verwirrung versunken, unter gegangen. Ab und an ist das wohl nötig und wichtig wie richtig. Übersieht man es, kann es einen Moment verwirren. Dann muss man sich selbst betrachten und die Sache klar stellen. Damit statt Dreckwasser wieder guter Kaffee kommt. Einer, der einem schmeckt und gut tut.
Ich bin wieder da, könnte man wohl rufen. Mit Ideen, die dieses Jahr verspätet eintrafen, aber kamen, mit Vorhaben und Entscheidungen. Last but not least auch Veränderungen. Hier übrigens auch wenn alles gut geht. Aber dazu später mehr. Nicht jedes kleine Ding werden andere verstehen können, aber das macht nichts, ich kann auch nicht alles verstehen. Dafür sind wir Menschen.
Es ist wieder ne Route im System, der Kaffee schmeckt wieder und einsame Almen haben gewirkt.
Wie geht es euch?
Liebe Grüße
Birgit
Bilder: Pexels.com und Birgit Bauer (Kaffee)
Text: Birgit Bauer
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