Donnerstag, 26. September 2013

Aufe, aufn Berg!

Fräulein Trulla ist entsetzt. Gelinde gesagt. Aber im Moment hat sie einfach keine Chance! Ehrlich nicht.

Das war nämlich so: durch Stubenhocken und Bürosesseldrücken ging mir irgendwie die Energie verloren. Einfach so. Hey, das war echt übel. Energieloses Dahindümpeln war angesagt. Fast schon ein bisschen lethargisch hockte ich von Zeit zu Zeit vor dem Rechner und starrte. Ich starrte auch am Abend auf das Strickzeug, aber mehr war da nicht. Ich war einfach echt durch. Energieverlust von 100 auf 0 in 0 Sekunden. Geht gar nicht. Wo ich doch sonst das Energiebündel schlechthin bin. Das Fräulein hatte seine Freude dran. Sie meinte, Oberwasser zu haben, als ich mich beim Physio auf seiner Liege liegend ausheulte. Er hörte sich einige Zeit mein Klagelied an, brachte meine Wirbel in Position und fragte mich nebenbei: "Was machen Sie so an Sport?"

Äh ja. Das Fräulein Trulla zuckte. Ich auch. Seit dem Urlaub eher weniger als mehr. Muss ich echt gestehen. Ich habe mich dem Schweinehund  hingegeben, dem miesen Köter. Trulla wurde blass und ich hatte eine Erleuchtung. Sport, also, genauer gesagt, Bewegung. Das wäre vielleicht hilfreich. Könnte es sein, dass mein Körper zwecks Aufbau der Energieakkus tatsächlich Sport wollte? Eigentlich ist das eine Frage, die ich so nicht gestellt habe. Bisher. Und auch wenn "man" das weiß, dass "man" mit Sport viel erreichen kann und dass Sport ja so gesund ist, weiß ich, dass das Duo Schweinhund (mieser Köter) in Verbindung mit dem Fräulein Trulla offenbar eine energetisch schlechte Verbindung hat und somit miesesten Kötereinfluss auf mich ausübt.

Ich beschloss, etwas dagegen zu tun. Schaaaaanellstens. Fuhr nach Hause, riß das Telefon aus der Halterung und teilte Herzblatt aufgeregt mit, dass WIR jetzt etwas tun müssen. "Schatz, wir müssen uns bewegen", erklärte ich ihm und berichtete dann von meiner Eingebung. Und von meiner Idee. Ich hatte mich auf der Fahrt nach Hause ans alpine Höhentraining erinnert. Wir hatten noch eine Karte mit offenen Terminen. Die wollte ich jetzt. Sofort. Als nächstes, nachdem ich das Herzblatt von seinem bewegenden Schicksal in Kenntnis gesetzt hatte (er braucht auch Sport!) alarmierte ich die Therme und orderte den nächsten freien Höhentrainingstermin.

Die Ansage waren 3000 m. Ich war mutig. Sagte zu. Fräulein Trulla wurde blasser. Der Schweinehund ringelte sich mit schmerzhaftem Gejaule auf dem Sofa ein und meinte, mich locken zu können. Aber allein die Entscheidung hat mich mit der nötigen Energie versorgt, bis zum Termin durchzuhalten.

Dann war es soweit. Eine Stunde Training mit dem Trainer und? Ja, es geht mir besser. Ich fühle mich seither fitter und übermorgen gehts auf die nächste Bergtour. Radeln und Walken und dazu noch einige Runden im Schwimmerbecken. Alles schön entspannt und locker und, das war die Überraschung des Tages, mit echt guten Werten. Die kommen vom Urlaub. Offenbar hat mir der Urlaub aufm Berg echt gut getan. Das sagte auch der Trainer.

Dem Herzblatt gehts auch besser. Allerdings hab ich ihn abgehängt, was mich schon ein wenig freut. Der Schweinehund lümmelt immer noch gerne. Der miese Köter hat aber aufgegeben, mich von meinem Entschluss, den Winter über immer wieder auf dem Berg zu üben, loszulassen, meinen Körper zu trainieren und etwas für mich zu tun, abzubringen. Er weiß, dass das ziemlich zwecklos ist.

Fräulein Trulla wartet ab. Denke ich. Jedenfalls kann sie nicht so wirklich an im Moment. Und das ist auch gut so, ich werde weiter dran arbeiten, damit das auch so bleibt. Jawohl.

Und falls ich schwächle, können alle die ihren moralischen Superfinger ausfahren, die wissen was "man" tun sollte. Und was nicht. ;-)

Übrigens, nächste Woche wirds spannend. Reist mit mir nach London zur Patient Summit und nach Kopenhagen zu ECTRIMS. Ich werde Euch auf dem Laufenden halten!

Wie gehts Euch?

Birgit

2 Kommentare:

  1. hallo Birgit,
    bin durch Zufall auf Deinen Eintrag (Blog?) geraten und bin echt interessiert . Unsere "kleine"
    Tochter hat auch MS und nun sind wir als die "Alten" sehr besorgt. Meine Regierung hat Rotz und Wasser geheult. Wir haben im besten Freundeskreis eine Kollegin und Freundin mit 43 zu Grabe getragen. Sind deshalb hautnah dran an der Sache.
    Ist amtlich festgestellt und unter Kontrolle, soweit die gute Nachricht. Regelmäßige Kontrollen selbstverständlich. Bin schon neugierig auf deine nächste Nachricht.
    Wie sagt das Sprichwort: " Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist".
    MfG

    Lothar

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  2. Hallo Lothar, alles nicht so einfach gell? Aber, wie du schon schreibst, Kopf hoch .... das war auch immer meine Devise und ich denke, damit fährt man schon mal ganz gut. Was ich toll finde ist, dass Ihr Deine "Kleine" unterstützt! Weiter so! Es tut immer gut, wenn man Menschen quasi im Rücken hat, die einen unterstützen und nicht an einem zweifeln, sondern da sind, wenn man mal eine Schulter braucht! Ich freue mich über deinen Kommentar und wünsch dir viel Spaß beim Weiterlesen! Herzliche Grüße
    Birgit

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