Donnerstag, 27. März 2014

Stricken ... oder das, was uns beruhigt und ablenkt ...

Jaja, jetzt denkt sich wieder jeder, die Bauer spinnt. Will hier über MS schreiben und doziert übers Stricken. :-)
Jau, das könnte ich jetzt. Ich könnte über Umschläge schreiben mit denen man wunderschöne Ajourmuster arbeiten kann, über traditionelle Muster, die ich in zwei mir sehr kostbaren Büchern finde. Sie wurden von zwei engagierten Strickerinnen zusammen gestellt und haben blumige Namen und kommen aus der Gegend. Ich könnte auch darüber fabulieren, dass ich noch eine schöne Wolle brauche, um zu meinem Dirndl einen passenden Janker zu arbeiten, aber darum gehts heute nicht.

Es geht um das, was wir mit den Händen machen. Das, was uns gut tut. Dinge, die beruhigen.
Vor einigen Jahren, als ich mit dem Bloggen begann, kam es auf: Stricken hat eine ähnliche Wirkung wie Yoga. Das war eine gute Nachricht damals, weil mit Yoga kann ich nicht wirklich. Es hat eine eher lustige Wirkung auf mich und ich habe ständig Kopfkino, was nicht wirklich gut ist, weil mein ständiges Gegiggle die Veranstaltung stört. :-)
Stricken wirkt auf mich beruhigend. Es gab Zeiten, in denen produzierte ich richtig viel. Und ich erntete damals, gerade nach der Diagnose echt viele mitleidige Blicke. Irgendwann sagte jemand zu mir, es sei gut, dass ich wenigstens noch etwas könne. Nun gut, das ist eine andere Geschichte über die ich heute grinsen kann. Die Person hatte auch etwas zu tun ... :-)

Zurück zur Arbeit mit der Hand. Ich arbeite etwas, das ich am Ende des Tages anfassen, später sogar anziehen kann. So wie meine derzeitige Lieblingsstrickjacke.

Noch auf dem Spannbrett
Die Arbeit mit dem Medium Wolle, das Zusammenstellen des Musters und die Schnittüberlegung sind ganz ein anderes Thema. Welche Wolle wird verarbeitet, welche Garnsorten machen Laune und passen, wie soll es am Ende auch farblich aussehen? Fragen über Fragen. Aber solche, die ich gerne beantworte, die machen Spaß und lenken ab.

Und jetzt kommen wir zum Punkt. Neulich las ich über die Wirkung von Handarbeiten auf Menschen. Sie beruhigen, haben positive Effekte auf Menschen, die zum Beispiel depressiv sind und vieles mehr. Und Handarbeit gibt es schon immer. Früher wohl eher aus praktischen Gründen, heute oft einfach als Hobby.

Wenn ich traurig bin, frustriert oder überarbeitet, dann stricke ich. Genauso wenn ich an einer Aufgabe sitze, die ich nicht auf den ersten Blick gut erledigen kann und eine Runde querdenken muss. Das Zählen von Maschen, das Achten auf die richtige Postion von Umschlägen und anderen Feinheiten helfen mir, ruhig zu werden. Ich öffne mich mit dieser Ablenkung einer anderen Welt und kann so auch freier auf das schauen, was mich belastet oder schwer beschäftigt.

Andere malen oder sitzen an der Töpferscheibe. Wieder andere sitzen am Klöppelkissen oder häkeln. Je nach Lust und Laune. Es ist ein Durchatmen und auch die Möglichkeit für viele Patienten, so habe ich in Gesprächen erfahren, sich auszuklinken und vielleicht das eine oder andere, das in dem Moment belastend ist, auch für eine Weile zu vergessen. Sich quasi zu reorganisieren.

Andere wühlen im Sommer im Garten, zupfen Unkräuter, pflanzen ein und aus und um und sagen: Ich bin geerdet.
Wahrscheinlich ist es genau das. Die Erdung, das Runterkommen und die Möglichkeit, für einen Moment zu verschnaufen. Ein weiterer Faktor, ich trainiere das Kognitive. Koordinieren, wahrnehmen, mitdenken, sich etwas merken. :-) Schöner Nebeneffekt.

Was macht Ihr in Sachen Beruhigung und Ablenkung mit der Hand?

Übrigens, eine kleine Strickarbeit geht immer mit auf Reisen. Meistens sind es Socken, bunt und schön bequem. :-)

Entspannte Grüße
Birgit


3 Kommentare:

  1. Hallo Brigit,
    genau so isses ... das Runterkommen, die Erdung, Innehalten und fast schon Meditieren - das böse Unkraut ausschimpfen, das ich grad rupfe ;-)
    Sich freuen auf etwas, was man selber produziert hat, mit den Händen - nix virtuelles, wo man ausser einem Gehalt nichts von hat. Etwas das man anziehen, anstaunen oder essen kann, andern Menschen Freude bereiten und mit wieder andern Menschen drüber quatschen.
    Bei mir ist die Tätigkeit je nach Jahreszeit, Lust und Mondphase eine andere - so habe ich sehr sehr viel Schmuck aus winzig kleinen Perlchen gefädelt (immer noch mit Leidenschaft) - manchmal reden aber die Perlen nicht mit mir und ich stricke. Jetzt im Frühjahr mit steigendem Sonnenstand und Kräften, buddele ich im Garten, säe und pflanze - freue mich diebisch auf die Kürbisse, die ich in einem halben Jahr oder so ernten kann ... dazwischen dann Erdbeeren, Him- und Johannisbeeren, Erbsen ... und und und .. läcka!
    Danach wird dann Marmelade gekocht ... ach, die Tätigkeiten sind mannigfaltig ;-)
    Auch Motorradfahren lüftet immer den Kopf, ist zwar keine produktive Tätigkeit aber bringt viele andere Gedanken ... wie auch beim Sport.
    Ich wünsche dir eine wunderbar produktive Entspannung und ein beschwingtes Frühjahr!
    Liebe Grüße
    Steffi

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  2. Hallo Steffi,
    na du sprudelst mir aber! ;-) Find ich klasse.

    Der Garten muss noch einen Moment warten, wir bauen größer um und lassen alles ein wenig ruhen, weil wir noch nicht wissen, was wir machen. Allerdings mag ich es auch in der Erde zu buddeln und ich koche leidenschaftlich gerne. Der Sonntagsbraten ist mir das Liebste. Lange Küchenzeit, viel Genuss und dann entspannt sein. :-)

    Du fährst Motorrad? Ich soll in dem Jahr auf den Sozius zurück. Mal sehen, ich bin etwas skeptisch. Aber was nicht ist ... erst mal den Pulli in Wassertönen fertig stricken.

    Liebe Grüße
    Birgit

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    1. Liebe Birgit,

      ja, ich fahr eine Italienerin :-)

      Ich bin ein aber eine bekennende Schönwetterfahrerin geworden - die wilden Zeiten sind vorbei ;-))

      Und überhaupt die Sache mit der Zeit ... Du hast ja gelesen, was alles auf dem Plan steht ;-)
      Mache ich aber auch nicht immer alles (hört sich nur so viel an *grins) - manchmal überwiegt die Trägheit der Masse ... dann auch gernmal was gedrucktes vor die Nase und lesen oder Bilder schauen :-)
      Täte gerne noch viel mehr - bleibt aber viel im Kopf, ich warte noch auf die Verlängerung des Tages auf 36 Stunden ;-)

      Ich wünsch Dir viel Spass als Sozia (wag es ruhig)!

      Liebe Grüße

      Steffi

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