Mittwoch, 23. April 2014

Ecken an Treppen, Fatigue und Sport an angefressenem Würstchen ...

Also, das war nämlich so. Dienstag. Es ist 14.00 Uhr und sie trifft ein. Madama Fatigue. Wer sie nicht kennt, sie ist eine Freundin von Fräulein Trulla und ein wahrer Kotzbrocken.
Sie wirkt wie Schlafmittel. Kommt sie, haste verloren. Stehst neben dir, kommst nicht mehr hoch, rennst durch nen Nebel und alles was du tust, dauert dreimal so lange wie sonst. Und mit dem Hirn ist es auch nicht mehr weit her. Die Denke schleift dann. Kurz gesagt, ein Scheißzustand, den sich keiner wünscht. Es ist eine tiefe Erschöpfung, man fühlt sich, als würde man schon über Jahre ohne Schlaf leben, am Rande des Seins dahin torkeln und doch nie zur Ruhe kommen. Haste Fatigue im Haus, geht dir die Erschöpfung nicht aus. Und sonst schon alles.
Es kann schon passieren, dass ich dann kurzzeitig denke, ein Nickerchen wäre gut und komme erst wieder zu mir, wenn das Herzblatt am Abend vor mir steht und mich weckt. Es ist auch so, dass ich oft schlaflos im Büro spiele wenn sie da ist und doch so erschlagen bin. Nicht nett.


Wenn sie mir aber so kommt, wie Dienstags, werde ich unleidlich. Zuerst brauchte ich im Supermarkt gute 30 Minuten um drei Briefe aufzugeben. Hinfinden, hineintasten, mich, also meinen Schatten aufklauben, einpacken, mitnehmen, anstellen, sagen, was ich will, was aber schwierig ist weil ich von einer Gähnattacke unterbrochen werde und mich erst wieder erinnern muss, um zu wissen, dass einer der Briefe nach Belgien muss und bis ich die Münzen gefunden habe, vergeht auch noch mal Zeit.

Zeit die keiner hat, jeder meckert. Jeder. Hinter mir. Es nervt. Ich will nur noch raus, dort hin, wo es ruhiger ist. Beschließe, ein wenig Sport zu machen, nur leicht trainieren, bewegen. Bewegung ist gut. Das sagt der Doc und ich weiß, dass mir das gut tut. Jetzt nur nicht schlafen. Losziehen, Sportsachen einpacken.

NICHT STEHENBLEIBEN NOCH EIN STÜCKLEIN WEITER!!

Die Sachen sind aber verteilt und ich muss für Herzblatt mitpacken, er kommt mit und das erschwert die Nummer. Denken für zwei ist nicht drin, aber muss sein, weil der Zeitrahmen zu knapp ist.

Was brauch ich? Unterhosen, Socken, Handtücher, nein, keine drei Shirts, eines reicht, dafür wäre aber die Bikinihose nicht übel, weil hinterher wollen wir im Thermalbad noch entspannen oder im Schwimmerbecken ein bisschen schwimmen. Oh, ja, die Eintrittskarte. Geht nicht ohne. Für ihn noch schnell ein Handtuch hilft sicher auch. Getränke. Ok. Hab ich alles? Nein, ich muss zurück, ein mieses Stockwerk höher liegt meine Jogginghose für den Heimweg, die muss mit. Ich also wieder rauf. Denk mir, ich könnte echt besser mitdenken, bis mir einfällt, dass Trullas Freundin noch da ist und mich quasi lähmt. Mein Hirn auf ein Minimum reduziert. Wobei ich annehme, dass Minimum schlauer ist als jedes andere denkende Wesen auf der Erde. Zumindest fühlt es sich so an und die Quäckstimme der Verkäuferin klang weiser als meine Gedanken vorhin. Also, hinauf. Hose schnappen und aufpassen, mir ist ...

Schwindelig.

Ich schreie, ein stechender Schmerz in meinem kleinen Zeh links reißt mich aus der Apathie. Kurzfristig. Blitze vor den Augen, ich stütze mich ab, mir wird schlecht, ich erschrecke den Kater, mich und den Rest meiner pennenden Gehirnzellen, die schlicht übersehen haben, dass ich um die Kurve muss und nicht gegen Ecken an Treppen rennen sollte. Weil das nämlich weh tut. Richtig weh.
Wie ein oller Indianerhäuptlich hopse ich durchs Geschoß, fluche das Lied des niederbayerischen Kriegspfades, werfe mit Drohungen um mich, verfluche alles und bin richtig sauer. Wenn mir nur nicht so schlecht vom Schock des Schmerzes wäre. Der Klobesuch machts nicht besser, ich hopse weiter, setze mich, stehe auf, besichtige den Zeh und weiß genau, was kommt.

Es ist nicht das erste Mal. Genau diese kleine Zehe, die jetzt an meinem Fuß hängt wie ein angefressenes Würstchen und sich gen Abend hin nett verfärbte, brannte und mir echt weh getan hat und ich bin kein Zimperlieschen, war schon gebrochen. Genau wegen so einer Situation und der selben Ecke an der Treppe. Damals konnte man schon nicht viel tun. Außer mir Sneakers verordnen, Schmerzmittel geben und mir sagen, dass ich mich etwas ruhiger verhalten soll.

Ich gehe zum Sport, im Turnschuh merke ich das angefressene Würstchen, jetzt schon leicht lila, nicht, und drücke es einfach weg. Ein bissl was geht immer und ich merke, dass es mir besser geht. Lieber brennende Würstchenzehe an pochendem Gefühl als wehrloses Tasten durch dicken Nebel ohne zu wissen, wo es hin geht und was zu tun ist. Das in Verbindung mit dem langsamen Denken keine gute Sache. Dann lieber so.

Der lila Knubbel und ich watscheln nach Hause. Essen und Schlafen. Letzteres hoffentlich. Wir werden sehen. Morgen ist ein neuer Tag und ich hoffe, ich werde ihn ohne die Mistzicke verbringen, mit meinem Schatten wandern können und mein Denkvermögen wieder im Griff haben. Genauso wie die Ecken an Treppen. Und für die suche ich mir eine Kantenverkleidung, damit meine kleine Zehe ein wenig Aufprallschutz bekommt.

Sachliches zum Thema Fatigue im nächsten Beitrag, ich wurde danach gefragt und werde einige Fakten recherchieren und zusammen tragen. :-)

Bis dann! Und bitte, überseht das Augenzwinkern nicht, ich kann mittlerweile über mich lachen! ;-) Und gewinne dramatischen Situationen gerne die komische Seite ab. Machts einfacher!

Birgit

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