Mittwoch, 22. Oktober 2014

Patienten at work? Never? Diversität + Inklusion oder nicht?

Bildquelle: Pixabay.com
Am Wochenende war ich in einer großartigen Runde mit Vertretern verschiedenster Patientenorganisationen.

Neben Social Media, was das Hauptthema war, sprachen wir auch über einige spannende Aspekte des Daseins als Patient.

Ein Thema war auch die Sache mit den Jobs. Arbeitsplätze. Wir alle brauchen sie. Egal ob wir Patienten sind oder nicht. Weil wir nämlich alle leben müssen.  Ein Thema, das echt ein Problem zu sein scheint und das finde ich schade ...


Und ganz ehrlich, ich war eigentlich der Meinung, dass sich das im Zuge der Diskussionen um Inklusion und Diversität etwas verbessert hat. Als ich vor knapp 10 Jahren mit der Diagnose meinte, ich brauchte die soziale Sicherheit eines Arbeitsplatzes war es schon so. Haste MS biste raus. Basta. Schau wo du bleibst, das Risiko ist uns mit dir zu groß.

Mal abgesehen davon, dass es für mich sowieso die falsche Entscheidung gewesen wäre und dass mir da das Schicksal quasi in die Hand gespielt hat, es ist und war doch irgendwie seltsam festzustellen, dass dem immer noch so ist.
Letztlich sucht man sich so eine Erkrankung nicht aus und ich erinnere mich, dass ich das vor Jahren schon so formulierte.

Dabei ist es doch logisch. Patienten haben, wie gesunde Menschen übrigens auch, Bedürfnisse. Quasi einmal die maslowsche Pyramide hinauf und hinunter.
Ein Dach über dem Kopf, Essen, Trinken, Kleidung, Bildung und vieles mehr. Um diese Dinge zu erhalten, braucht man Geld.

Geld bekommt man durch Arbeit. Meistens. Wenn man Arbeit hat. Sonst muss der Staat einspringen und man ist angewiesen auf Unterstützung. Ein Umstand, der nicht für jeden gut ist. Innwendig meine ich, da in der Seele, wo solche Tatsachen wirken wie Gift.

Hat man einen Job, fühlt man sich meistens mitten in der Gesellschaft, man kann frei entscheiden, was man mit dem Verdienst macht und das Gefühl der Sicherheit im Rücken tut gut. Neben den Grundbedürfnissen kann man sich Extras leisten und auch am sozialen Leben teilhaben.

Ist man auf soziale Unterstützung angewiesen, schauts anders aus. Die Mittel sind knapp, Extras gibt es nicht und man ist froh, wenn man irgendwie durchkommt. Dass das soziale Leben leidet, man nicht mehr vor die Türe geht, weil man sich den Kaffee an der Bar um die Ecke nicht mehr leisten kann, ist klar.

Besonders schlimm wird das, wenn man Patient ist und gut ausgebildete Fachkraft und dennoch keinen Job bekommt. Weil man krank ist. Das deprimiert und das fehlende Einkommen tut sein Übriges, das habe ich schon so oft gehört. Das macht schlicht noch kränker.

Da haben wir also Fachkräfte, gut ausgebildete und arbeitswillige Menschen, die nicht angestellt werden, weil sie MS und Co. mit sich herumschleppen.

Das belastet die sozialen Kassen und tut niemandem gut. Die Unternehmen beklagen Fachkräftemangel, Patienten werden zu Sozialfällen. Schöne, inklusive Welt.

Anstatt die Diversität, also die Vielfalt in unserer Gesellschaft zu fördern, Chancen zu geben diskutieren wir offenbar immer noch darüber als endlich etwas zu tun.

Das ist schade, denn Patienten möchten arbeiten und sie können das. Mindestens genauso gut wie die "Gesunden". Und auch, wenn es eine Rampe, eine Pause mehr oder Assistenz benötigt, heißt das nicht, dass es nicht geht. Gehen tut alles. Wenn man es möchte und ich glaube, wir müssen viel mehr wollen. Und es umsetzen.

Damit mehr gut ausgebildete Fachkräfte mit chronischen Erkrankungen dort ankommen, wo sie ihr Auskommen bekommen: in Unternehmen, die Diversität nicht diskutieren, sondern längst umsetzen. Die gibts nämlich, nur sind sie noch zu wenig. Und es dürfen ruhig mehr werden.

Wie gesagt, diese Dialoge geben mir zu denken und ich frage mich immer wieder, wann sich etwas ändert. Wann vertraut man Menschen mit chronischen Erkrankungen, wenn sie sagen, dass sie einen Job machen können?

Nachdenklich,
Birgit

Bildquelle: http://pixabay.com/

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