Dienstag, 30. Dezember 2014

Das mit dem Job .... oder Beschäftigungstherapie?

Schaut man auf MS und Arbeit, gibts viele Fragen. Schafft der das? Kann sie noch anpacken?

MS und Job ist scheinbar nicht so easy. Dass man mit MS, sobald man sich outet, eher selten wie oft einen Job findet, ist auch so ein Punkt.

Dabei sind wir erst einmal auch häufig eins: Qualifizierte und motivierte Fachkräfte, die gerne arbeiten. Mitarbeiter, die genauso ihre Aufgaben schaffen, wie andere auch. Die "Gesunden" halt. :-)

Dass Arbeiten und MS also manchmal ein bisschen problematisch daherkommen, ist vorprogrammiert und das finde ich schade. Weil in solchen Momenten der Mensch in den Hintergrund rutscht und die MS das Oberwasser kriegt, sie steigert das "Risiko" .....



70% aller Patienten werden im Alterszeitraum von 20 - 40 Jahren diagnostiziert.

Frage: Was tut man in diesem Alter?

Antwort: Man hat gerade fertig studiert oder eine Ausbildung und geht in die Arbeit.

Weil? Man Geld braucht. Luft und Liebe sind leider keine Währung.

Der Nutzen aus nem Job neben genügend Geld?

Das Gefühl etwas "wert" zu sein, Steigerung des Selbstwertgefühls und natürlich auch mehr Selbstbewusstsein. Man kann gut leben und am sozialen Leben teilnehmen. Sprich, das Leben wird mit einem Job ein Stück weit normaler und somit auch lebbarer. Man erhält sich die Lebensqualität und die ist für alle wichtig.

Bei mir ist es so, dass der Job auch Einfluss auf meine MS hat.

Habe ich zu tun, denke ich zum einen weniger über Fräulein Trulla nach und das führt dazu, dass ich mich einfach gut fühle, auch wenns mal zwickt. Ich gehe los, mache meine Aufgabe und das Trulla muss eben mit. Basta. :-) Dass sie ab und an leider in Papierkörben sitzt oder wie kleine Hunde draußen an der Leine bleiben müssen, tut mir ja auch leid, aber was solls, wenn Trullas keinen Zutritt haben? (Sorry, hab grad Kopfkino .... :-))

Ich nehme es alles nicht mehr so tragisch, stelle mich und die Arbeit in den Mittelpunkt und habe oft genug Grund, einfach herzlich zu lachen. Ich habe schlicht Spaß. Solls geben. :-)
Da sind andere Menschen, denen es auch mal nicht gut geht und solche, die einen aufmuntern, mit denen man auch mal gut reden kann und mit denen das Arbeiten eine Wohltat ist. Sowas gibts tatsächlich und ich bin dankbar dafür.

Würde man mir den Job nehmen, wäre mir schnell langweilig und ich würde mir etwas Neues suchen. Grins ... Nur in der Sofaritze zu versinken, wäre mein Untergang. Psychisch wie Physisch. Muss ich ehrlich zugeben. So lange ich kann, bleibe ich dran.

Wichtig ist mir, dass ich mir meine Zeit freier einteilen kann. (Ich kanns Gott sei Dank und bin dankbar dafür!).
Es gibt auch die Tage, an denen ich etwas mehr Pausen benötige und die müssen dann auch drin sein. Allerdings ist das etwas, das hörte ich in diesem Jahr oft, das in Unternehmen mittlerweile immer weniger problematisch ist. "Ich bleib einfach ein bisschen länger und basta", erklärte mir eine Patientin vor einigen Monaten.

Sie hat sich mit ihrem Chef zusammen gesetzt und den Tag neu geplant und eine gute Lösung für sich gefunden. Ich glaube, wenn man das Gespräch sucht oder sich jemanden dazu holt, der mehr weiß (Patientenorganisationen oder auch der Integrationsdienst können zum Beispiel gute Hilfe leisten), dann kann man auch solche Fragen gut klären.

Was auch gut hilft, sind Kollegen, die da sind und unterstützen, wenn Hilfe nötig ist. Ein gutes Team, das miteinander arbeitet und handelt, bewegt mehr, als wenn jeder alleine vor sich hinwurstelt. Und das ist übrigens keine Neuigkeit, sondern eine Tatsache, die schon lange bekannt ist.

Mir sagte vor gut 9 Jahren jemand einmal: "Mei, arbeiten musst ja jetzt nicht mehr, aber eine kleine Beschäftigungstherapie brauchst schon, damit du abgelenkt bist!"

Suuuuuppppperrrrr, dachte ich damals stinksauer, jetzt brauche ich schon psychologisch wertvolle Beschäftigungstherapie und hatte ein wenig charmantes Bild von mir mit Klebestift vor meinem inneren Auge.
Gehts noch?, dachte ich weiter und ärgerte mich ohne Ende, weil ich doch kein mit MS kein Mensch 2. Klasse bin und über Nacht meine Bildung und meine Fähigkeiten verloren habe.

Und nur zwischendrin: Mittlerweile kann ich solche unintelligenten Phrasen ab, ich weiß, dass meinem Gegenüber schlicht nichts Besseres einfällt. Und bevor man nichts sagt, sagt man Schmarrn .... :-) Damit die Luft gescheppert hat.

Dass dieser Ton verletzt und einem das Gefühl gibt, man wäre auf dem Abstellgleis gelandet, ohne jemals genau das angestrebt zu haben, wird oft nicht wirklich wahrgenommen. Abgesehen davon, dass man oft schlicht zu jung ist, um auf Abstellgleisen zu verweilen, wenn man noch anders kann.

Mein Fazit nach vielen Gesprächen in diesem Jahr: 

Jobs sind auch für MS Patienten wichtig. Viele können und wollen arbeiten. Und das nicht nur, um Rechnungen zu bezahlen. Wenn sie sagen, dass sie einen Job machen können, sollte man ihnen eine Portion Vertrauen schenken.
MS Patienten haben meist ein sehr gutes Gefühl dafür, was geht und was nicht möglich ist. Und selbst wenn mal eine Pause mehr drin sein muss, was ist so schlimm daran, wenn dafür ein Job richtig gut erledigt wird?

Übrigens, weitere Infos findet Ihr auf einem Pin auf meiner MS Pinnwand auf Pinterest. Es ist eine Infografik, die ich über Living Like You (Engl. Magazin Online für MS Patienten) fand und gleich eingesammelt habe. :-) Infografik

Viele Grüße, jetzt aus dem Urlaub ....

Birgit

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