Voll verpennt ....

Huch!



Jetzt ist glatt der 24. Januar und ich habs verpennt. Mein Talent, Geburtstage oder andere Festtage zu vergessen, hat wieder zugeschlagen.

Ich kann nichts dafür, in meinem Kopf scheint der Speicher, mir solche besonderen Tage zu merken, irgendwie sehr begrenzt zu sein.

Meinen und Herzblatts Geburtstag kriege ich hin, den Hochzeitstag auch und Weihnachten vergesse ich nie. Ostern, ja, braucht den Kalender und Pfingsten auch. Und eben ab und an rutscht auch was durch das Raster.

So wie dieser 21. Januar, der in diesem Jahr der 12. Geburtstag von Fräulein Trulla, der zähen Spinatwachtel ist. Also, happy Birthday Fräulein Trulla. Wollen das mal so sagen.




Als mir heute, während eines Telefonates auffiel, dass ich voll verpennt habe, musste ich grinsen. So nah sind wir uns also, das werte Fräulein und ich. :-)

12 Jahre Leben mit MS ist lang, es ist viel passiert. Was mir heute so total auffällt ist eines: ich lebe wirklich damit. Ich habe mich damit arrangiert oder angefreundet, da so etwas zu haben, was ab und an echt schwierig lebbar ist und was ab und an mächtig nervt, aber halt auch nicht wegzukriegen ist.

Irgendwann habe ich aufgehört zu hadern (recht früh, um es so zu sagen) oder ständig darüber nachzudenken, was als Nächstes passieren könnte. In meinem Umfeld gibt es übrigens noch heute Menschen, die darüber hadern, das ich MS habe, was ich für totalen Schwachsinn halte. Ich habs doch, nicht die! Aber gut.

Hadern macht Falten, schlechte Laune und verdrießlich. Irgendwann ist es passiert, da hat sich mein Schalter umgelegt und ich habe angefangen, mich mit MS oder trotzdem? wohl zufühlen. Was auch wichtig ist. Ich glaube, irgendwann muss man damit beginnen, das eigene Leben weiter zu leben. Auch wenn das ab und zu ein bisschen schwierig ist.

In den letzten Jahren habe ich so einige Dinge gelernt und erfahren. Ich bin auch gelassener geworden, was den Umgang mit MS angeht. Auch den Umgang von anderen mit MS. Wenn sie wieder mal in der Molkerei Südkurve meinen leicht schwankenden Gang belästern oder dumme Kommentare kommen von wegen Aussehen, dann ist das halt so. Man darf sich halt nicht wundern, wenn man sich irgendwann in einem Blogbeitrag angesprochen fühlen könnte. ;-)

Um es so zu sagen, würde man mich heute fragen, wie mein Leben mit MS ist, würde ich sagen, gut, ich bin zufrieden. Klar könnte es an manchen Stellen besser sein. Aber auch schlechter. Ich würde sagen, dass ich damit klar komme, mit MS zu leben und - so wie im Moment - schon mal vergesse, dass ich MS habe. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich, so glaube ich, gar nicht mehr erinnern kann, wie ein "normaler" Körper sich anfühlt. Falls es überhaupt Unterschiede gibt. Ja, mein Daumen kribbelt noch immer und ab und an kann ich nicht so gut laufen, was aber auch daran liegen könnte, dass ich im Moment heftig Schweinehund habe und nicht besonders sportlich bin. Es könnte am Ende auch daran liegen, dass ich nicht jünger werde. Wer weiß das schon. :-)

Und das nur am Rande: Aufgegeben hätte ich nicht. Das weiß ich heute. Weil mir das Leben zu wertvoll ist, trotzdem Umstand, dass ich MS habe.
Zugegeben, es gab schon arg dunkle Tage, aber wenn ich mir so ansehe, was so geht, denke ich, ich habs noch ganz gut erwischt und so im Gesamten betrachtet ist es so in Ordnung.
Ich kanns so gut sein lassen. Und ich glaube, das ist die Hauptsache. Irgendwann erzielte ich eine Einigung im Trullakonflikt. Das hat mich weiter gebracht und geholfen, mein Leben zu leben. Was ich mit Begeisterung tue.

In diesem Sinne, nachdenklich, ein bisschen! Heute!

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Birgit


Bild und Text: Birgit Bauer 2017