Donnerstag, 3. Januar 2019

Mein Küchenbulldog und ich .... oder so ein bisschen Haushalt ...

"Das bisschen Haushalt ist doch kein Problem .....", sang Johanna von Koczian in meiner Kindheit. Ganz ehrlich, am Anfang war es das auch nicht. So vor der MS und in einer winzigen Wohnung in einer Wochenendbeziehung lebend.

Achtung: Das was jetzt kommt, könnte man als Werbung auffassen, ist aber unbezahlt und meiner totalen Begeisterung geschuldet.

Heute ist das "bisschen Haushalt" aber irgendwie schon anders. Das "bisschen Haushalt" hat MS im Spiel und damit ist die Sache oft nicht so einfach.

Wir kennen das, wir sind oft von Fatigue geplagt, oft ist unser Körper irgendwie versteift und weniger beweglich und nicht so leistungsfähig. Wenn man Symptome hat, geht die Putzerei auch nicht so easy von der Hand. Wenn sie überhaupt geht. Oft genug bleiben wir im Bett oder auf dem Sofa kleben. Dinge, die man mit der Hand machen muss, die gerade kribbelt (Parästhesien), gefühllos ist, also Sensibilitätsstörungen hat und nicht immer alles im Griff ist (im wahrsten Sinne des Wortes), werden dann oft zur Herausforderung.


Dinge bleiben häufig liegen. Unerledigt. So gesehen, mit der MS lernt man mit Defiziten und dem Unperfekten zu leben. Oft sind nur 60 oder 70% anstatt der 100 % möglich. Menschen mit MS leben mit Einschränkungen und dem Gedanken, dass so manche Sache im Haushalt ab und an vielleicht besser sein könnte. Eine Haushaltshilfe ist bei vielen finanziell nicht machbar oder schwierig zu bekommen.

Das Thema betrifft auch unsere Angehörigen, Familien, Partner und Partnerinnen. Häufig müssen sie unseren Job mit übernehmen. Auch nicht leicht. Eine Mehrbelastung. Auch das Herzblatt war natürlich nicht begeistert und ich kann das verstehen. Der Feudeltango ist nicht unbedingt mein Lieblingstanz und das Ständchen mit der Klobürste bringts auch nicht. Aber was getan werden muss, muss getan werden, sagte mir einmal ein weiser Mann. Recht hat er. Im Dreck versinken will ich auch nicht. Ich gebe mein Bestes, habe gelernt, ab und an Abstriche zu machen, die mir gegen den Strich gehen und habe gerade am Anfang immer wieder meine Grenzen grob überschritten. Und dafür bezahlt. Also, das Fräulein Trulla hat kassiert. Allerdings lerne ich. Ständig.

Die Konsequenz war, dass viele diverse Helferlein ihren Einzug in unseren Haushalt hielten. Dinge, die mir das Leben einfacher machen. Etwas, was für viele erst einmal so passiert, ganz selbstverständlich ist. Aber über die Jahre wird der Blick auf die Vereinfachung schärfer, konkreter. Der Sauger hier, ich nenne ihn liebevoll die Düse, ist einer, den ich nicht ziehen muss und der einfach zu reinigen ist. Generell, Dinge müssen einfach zu reinigen sein. Ewiges Fummeln an diversen kleinen Ecken geht oft nicht. Also entweder ausspülen oder Geschirrspüler.
Ein Entkalkermagnet fand seinen Platz am Eingang unserer Hauswasserleitung. Er war eigentlich dafür gedacht, das Wasser zu entkalken und damit die Qualität zu verbessern. Als mir mein Experte rund ums Wasser beim Reparieren einer Leitung auch noch erzählte, dass damit das Putzen reduziert werde, ließ ich das Teil ein und probierte. Es blieb. Putzen geht einfacher, ist weniger anstrengend und braucht weniger Zeit. Gerade im Bad oder auch beim Entkalken von Geräten merke ich das deutlich.

Der Trulla Index für Anschaffungen 

Es sind kleine Dinge, die oft einen riesigen Unterschied machen und so werden Anschaffungen auf den "Trulla Index" geprüft.
- einfache Handhabe
- intuitive Bedienung
- leichte Reinigung
- Zeitersparnis
- Kraftersparnis
- Hilft es mir wirklich?

Erfüllt es die Kriterien nicht, bleibt das Teil im Geschäft.

Zugegeben, es geht mir, bis auf kleine Einschränkungen, ganz gut und ich kann jede Menge wuppen. Säße ich im Rolli oder bräuchte ich eine Gehhilfe würde sich die Anzahl von Assistenten wahrscheinlich um ein Vielfaches erweitern. Ich weiß das von vielen Gesprächen mit anderen Menschen mit MS und anderen Erkrankungen, die körperliche Einschränkungen mit sich bringen. Vielleicht bräuchte ich dann sogar eine angepasste und speziell auf Rollifahrer ausgerichtete Küche und weitere Möbel. Es gibt viele Dinge, von Möbeln, über Aufzüge, über barrierefreies Bauen an sich, Geschirr und Besteck, das speziell für Menschen mit Behinderung entwickelt wurde und vieles mehr. Jeder passt sich da meistens irgendwie an, nimmt das an, was nötig ist und - auf der anderen Seite - finanzierbar.

Oft hat das Herzblatt die Ideen. Er sieht, dass ich mich schwer tue und überlegt, wie er es mir einfacher machen kann. Er weiß, dass ich Wert darauf lege, etwas tun zu können. Ohne Hilfe.
Die neueste Anschaffung ist ein Gerät, das ich sofort liebevoll den Küchenbulldog getauft habe, nachdem ich die Überraschung verdaut hatte. In Wirklichkeit ist es eine Kitchen Aid in beige. (Das war jetzt die unbezahlte Werbung aber man muss die Maschine beim Namen nennen)

Ich hing jedes Mal, wenn ich eine irgendwo sah, sabbernd davor. Ich finde das Teil nämlich nicht nur schön, sondern auch sehr praktisch. Mein Problem ist, dass ich oft Teige mache. Weniger für Kuchen, mehr für Pizza, Spätzle, im Winter Weihnachtsplätzchen oder Rohrnudeln und derlei. Wer mit Hefe bäckt, weiß, es braucht Knetkraft. Und wer mit MS lebt und ab und an eine taube wie kraftlose Hand hat, weiß auch, wie schwierig Kneten sein kann. Selbst mit einem Quirl.
Ich gab mir die letzten Jahre wahrlich viel Mühe, trainierte meine Hand, strengte mich an und schaffte es auch ein jedes Mal. Irgendwie. Mit viel mehr Zeit und oft genug war ich nach dem Kneten echt durch. Es hat immer geklappt, alles schmeckte. Wäre nicht das eine oder andere Rezept dabei gewesen, das wir besonders gerne mögen, hätte ich vielleicht auch ab und an aufgegeben.

Kleine Probleme ich weiß, aber es hat mich dennoch beschäftigt. Wobei ich glaube, dass man sich immer mit den Dingen beschäftigt, die einem gerade Schwierigkeiten machen und dann sind sie für einen selbst vielleicht auch für den Moment größer.

Jedenfalls herrschte schon lange mein Wunsch vor, den Küchenbulldog zu kaufen, ich scheute mich jedoch weil das Ding ist ja kein Schnäppchen.

Das Herzblatt erfasste in diesem Herbst meinen lange gehegten Wunsch und stellte mir einen riesigen Karton unter den Weihnachtsbaum. Darin der Küchenbulldog. In Beige. Perfekt farblich an meine andere Küchenfarben angepasst. Die Freude war echt megagroß. Weil ich doch wirklich gerne in der Küche bin und knete, brutzle und koche. Das beste ist, dass ich jetzt noch viel mehr neue Rezepte austesten, an die ich mich nicht so wirklich ran getraut habe, eben wegen der nicht immer vorhandenen Kraft in meinem rechten Knetarm.

Warum ich ihn Küchenbulldog nenne? Weil die Maschine Kraft hat, einfach in der Nutzung ist und pflegeleicht. Während der Bulldog friedlich vor sich hin knetet kann ich mich ausruhen, ein bisschen Ordnung machen und andere Sachen vorbereiten. Ihr habt verstanden oder? Ich bin begeistert. Weil es ein weiterer Schritt in Sachen "mach das Leben leichter in dem bisschen Haushalt" ist und ich weniger Kraft brauche, um  wie heute eine Runde Rohrnudeln zu kneten.


Habt Ihr noch andere Tipps, wie Ihr Euch die Arbeit im Haushalt einfacher macht?

Liebe und so begeisterte Grüße

Birgit




Bilder: Birgit und pixabay.com
Text: Birgit Bauer

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