Ich. Bin. Genervt. Super. Genervt.
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht warum, aber man hat es wieder mal auf die arme MS Sau in mir abgesehen. Derzeit gehen unzählige gute RatSCHLÄGE hier ein, unaufgefordert versteht sich und mit protzigen Heilsversprechen und derlei.
Man meint offensichtlich, ich wäre so dermaßen arm dran, dass man mir unaufgefordert und ohne Bestellung sämtlichen Heilsmissionierschmarrn auf den Latz kleben muss. Selbstverständlich ohne zu fragen ob ich das will. Man geht davon aus, dass jeder Schmarrn willkommen ist. Und irrt sich gewaltig.
Aber: Offenbar mache ich den Eindruck als wäre ich ein Häuflein Elend, das in der Ecke liegt und jeden Zipfel Hoffnung aufgreift, der sich anbietet. (Die Frage ist jetzt schon, wer verzweifelt ist, das Fräulein Trulla oder ich?)
Ich bin quasi ein gefundenes Fressen für die selbst ernannten Gurus, die offenbar derzeit verzweifelt nach möglichen Opfern suchen. Und glauben, in mir eines gefunden zu haben.
Abgesehen davon, dass diese Menschen irgendwie so auf mich wirken, als hätten sie jegliche Bodenhaftung verloren und somit genügend mit sich selbst zu tun.
Man prahlt mit Studien, die nirgendwo aufzufinden sind, aber sie sind wirklich saugeil in ihren Ergebnissen. Sagen sie. Ohne Belege.
Und klar, mache ich alles falsch. Sagen sie. Ich lebe nur nach vorne raus einigermaßen vernünftig und zufrieden bin ich auch nur, weil ich es sage. Aber tief in mir tut sich angeblich ein Abgrund auf. (Ich suche ihn noch, aber bisher war ich erfolglos!)
In mir rumort es. Auf meiner ganz persönlichen dunklen Seite der Macht murkse ich in meinen Gedanken die RatSchläger genüsslich und langsam ab, erschlage sie mit ihren eigenen Ratschlägen, die sie wahrscheinlich auch nie wollten. Meine Theorie ist, dass sie sie deshalb jeden an die Backe klatschen. Die müssen die Ladenhüter loswerden.
Ich haue den Missionaren ihre Botschaften um die Ohren, bis sie in Fetzen sind. Die Supercoaches coache ich, ganz nach ihrem Gusto mit Botschaften, bis sie vollgekleistert mit Gecoache in der Ecke liegen und ihnen schlecht ist.
Im Ernst Ihr Superhelden, die meinen mit MS wäre das Leben nur noch Sch ....:??????
Ihr könnt Eure Sachen behalten. Ich habe sie nicht bestellt. Und ungefragt über Business Netzwerke um die Ecke zu kommen, zuerst berufliches Interesse vorzuheucheln und mit dem Satz: Ich habe gelesen dass du MS hast, ich habe da .... für dich und dann loszuseiern und trotz höflicher, klarer Absage das Stoppschild zu übersehen und ohne nach rechts oder links auf die Kreuzung zu fahren, führt zwangsläufig zum Unfall, meint: Zur Löschung und Blockierung der Daten.
Ich habs satt. Keiner hat Euch gesagt, dass Ihr Euren Weisheiten ungehindert und völlig frei wie ungefragt freien Lauf lassen könnt, sobald Ihr jemand trefft, der zufällig eine Erkrankung hat für die Ihr Euch berufen fühlt. Oder wenn Ihr jemanden findet, nach einer wahrscheinlich ausgiebigen Suche, den Ihr, sofern er nicht bei 3 auf dem Baum hockt, mit Euren Heilsversprechen und anderen Superweisheiten niederschwallen könnt. Menschen mit MS oder anderen Erkrankungen sind kein Freiwild.
Es ist nämlich so, ich bin tatsächlich ein erwachsener Mensch der ein ganz gutes Leben hat. Es ist nicht perfekt, aber für mich passt es. Ich bin zufrieden. Sofern mir etwas entgleitet oder Probleme auftauchen, suche ich mir Experten, die eine vernünftige Ausbildung und eine weitreichende Expertise aufweisen, die mir tatsächlich hilft. Solche, die ihr Wissen beweisen und sogar freiwillig nachweisen, die, wenn sie über Studien sprechen, diese auch unaufgefordert belegen können oder sie frei lesbar veröffentlichen.
Ich bin mit 14 Jahren MS auf dem Buckel durchaus in der Lage einzuschätzen, was geht und was nicht. Lange vor Euch habe ich kapiert oder kapieren müssen, dass Leben mit MS anders ist. Eben nur fast normal. Es ist ein endloses Lernen, das nie zu Ende sein wird. Es wird immer wieder neue Dinge zu verstehen geben. Und auch für diese Fälle suche ich mir gut ausgebildete Experten, denen ich vertraue.
Aber ich habe mich - soweit möglich auch ich hadere ab und an - mit dem Fräulein Tralla arrangiert. Sie ist nicht meine Freundin, sie ist aber auch nicht mein Feind, den ich kämpfe nicht. Sie ist da und ich werde sie nicht los, was aber nicht heißt, dass ich verzweifelt in der Ecke hänge. Im Gegenteil. Ich lebe. Mein Leben so gut es eben geht und ich bin, man mag es nicht glauben, das ist mir klar, im Moment ganz zufrieden damit.
Mein Leben ist wahrscheinlich in den Augen vieler nicht perfekt. Für mich ist es ok und ich kann damit im wahrsten Sinne des Wortes, gut leben und habe jede Menge Spaß.
Also, packt Euren Missionierquatsch ein, nehmt Eure Ratschläge und erschlagt Euch am besten selbst damit, nehmt Euer Zeug und geht einfach. Denn ich bin definitiv nicht interessiert.
Birgit
Bilder: Pixabay.com / Shutterstock.de
Text: Birgit Bauer
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