UPDATE: In einem Artikel des Stern geht die Geschichte, die Geschichte der kaputt gesparten Krankenhäuser, die nur noch auf Profit aus sind.
Der ist hier nachzulesen: https://www.stern.de/gesundheit/gesundheitsnews/kaputtgesparte-krankenhaeuser--schlimme-folgen-fuer-aerzte-und-patienten-8947142.html
Es gibt auch eine Petition, die sich gegen diese Entwicklung stellt und die man hier unterschreiben kann: https://www.change.org/p/menschvorprofit-ökonomisierung-an-deutschen-krankenhäusern-abschaffen-jensspahn
Bitte gebt diese Informationen weiter, stimmt mit ab, damit wir als Patienten nicht zu Nummern werden, zu wandelnden Geldbeträgen, sondern Menschen bleiben.
Der #MenschVorProfit ist in den sozialen Medien aktiv und kann verfolgt werden.
Hier mein ursprünglicher Artikel:
Früher ging ich ins Krankenhaus, weil ich Hilfe brauchte. Das Wissen von Medizinern und deren Behandlung war nötig, vielleicht ein Gips, eine Operation, was auch immer. Nicht immer angenehm oder nett, wer geht schon gern ins Krankenhaus, aber leider lässt sich das nicht immer vermeiden.
Dennoch: Ich vertraute darauf, dass der Arzt oder die Ärztin die Untersuchungen oder Therapien empfahlen, von denen sie wußten, dass sie mir helfen. Mich gesund machen. Nicht kränker. Ich vertraute den Menschen im weißen Doktormantel und dem System.
Als im Stern am 5. September der Artikel mit dem Ärzte - Appell erschien, in dem es auch darum geht, das Diktat der Ökonomie an den Krankenhäusern zu beenden, gruselte es mir.
Hier ist der Artikel zum Nachlesen: https://www.stern.de/gesundheit/aerzte-appell---die-op-saele-muessen-rund-um-die-uhr-laufen--8886778.html
Der Artikel berichtete darüber, dass Patienten quasi nicht als Mensch, sondern als "Fallpauschale" betrachtet würden. Also als ein Wert, der Geld in die Krankenhauskasse bringt.
Der Fallpauschalenkatalog legt fest, wie viel eine Behandlung wert ist. Also was auf die Rechnung geschrieben wird. Hier kann man mehr nachlesen über die Fallpauschale: https://de.wikipedia.org/wiki/Fallpauschale_und_Sonderentgelt
Ich bin also eine Fallpauschale oder auch ein definierter Geldbetrag auf zwei Beinen. Soweit so gut. Meinen Wert bestimmt die Diagnose und die Prozeduren, sprich Untersuchungen oder Behandlungen, die man so an mir durchführen kann. Der Betrag also, der in Rechnung gestellt wird.
Muss ich heute ins Krankenhaus, will ich genau wissen, was man mit mir macht. Nicht, weil ich besonders scharf drauf wäre meine Ärzte mit Fragen zu nerven, sondern weil ich angemessen informiert, entscheiden und behandelt werden möchte.
Ich suche aktiv das Gespräch mit den Ärzten und erwarte, dass wir gemeinsam entscheiden. Dass wir uns Zeit für eine Diskussion nehmen, um herauszufinden, was optimal ist. Etwas, das ich wichtig finde. Ich bin durchaus bereit, mich einzulassen, aber nicht auf alles und um jeden Preis. Oder für jede mögliche Prozedur, die eine Fallpauschale zuließe.
Dabei zweifle ich nicht an den Medizinern. Ich zweifle am System. Ein System, das keine Fragen zulässt, weil es uns, und damit meine ich uns Menschen, die krank sind und Hilfe suchen und den Medizinerinnen und Medizinern, die Zeit erheblich einschränkt und eine ordentliche Beratung schier unmöglich macht. Es ist offensichtlich ein System, das Ärztinnen und Ärzte immer häufiger dazu drängt, mehr und mehr Umsätze in möglichst kurzer Zeit zu machen.
Keine Frage, warum Ärztinnen und Ärzte jetzt damit beginnen gegen die Fallpauschalen zu protestieren, wollen sie doch offensichtlich ihre Patienten vernünftig beraten und behandeln.
Die Frage ist, und ich habe lange darüber nachgedacht, ob die Behandlung nach "Fallpauschale" wirklich im Sinne der Gesellschaft sein kann? Reden wir doch von einer Solidargemeinschaft.
Oder ist es die Systemgestaltung, die irgendwann vor lauter Wirtschaftlichkeit vergaß, dass wir über Menschen reden, die kompetente medizinische Hilfe benötigen und nicht nur über Nummern hinter denen nur noch ein Betrag steht? Sprich, die Anzahl und die Art der Behandlungen, auch als Prozeduren bezeichnet, zählt und nicht der Mensch mit seinen Bedürfnissen? Frei nach dem Motto: "Darf's noch ein bisserl mehr sein?"
Hört unser System wirklich nicht mehr auf den Menschen, der Hilfe sucht? Es scheint, der Grundgedanke der Medizin ist überholt: Menschen zu heilen, sie gesund zu machen oder ihre Beschwerden zu lindern und ihnen Symptome zu erleichtern? Mit angemessenen Untersuchungen und Behandlungen, die nötig sind und nicht gemacht werden, weil sie noch ein bisschen mehr Geld bringen.
Gilt jetzt wohl auch im Krankenhaus. Je mehr in möglichst kurzer Zeit, desto besser. Nun ...
Das Fallpauschalensystem wurde sicherlich mit vernünftigem Hintergedanken installiert. Es ist der Rahmen dafür, nach dem Diagnosen, Therapien usw. bezahlt werden. Es ist auch klar: Medizin muss bezahlbar sein, Krankenhäuser müssen sich rechnen, keine Frage. Eine Klinik ist kein Sozialverein, sondern ein Unternehmen, das am Ende des Jahres eine schwarze Zahl unter der Bilanz braucht. Oder sich das wünscht, weil die Diskussion um die Millionen, die Kommunen und der Staat in Krankenhäuser pumpen ja auch nicht so wahnsinnig angenehm ist. Klar ist auch, dass nicht jeder Geschäftsführer Druck auf seine Ärzteteams ausüben wird, aber allein dass Ärzte protestieren zeigt, dass das wohl am einen oder anderen Krankenhaus passiert und dass es überhaupt passiert, ist nicht besonders vertrauensfördernd für Menschen, die ins Krankenhaus müssen. Es verängstigt.
Ich verstehe die Mediziner, die jetzt gegen Fallpauschalen aufbegehren und wie im Artikel mehrfach an Beispielen erklärt, für die Rettung der Medizin appellieren.
Es ist eigentlich ganz einfach: Wir, die wir zu Patienten werden, möchten angemessen und vernünftig behandelt werden. Ärzte, die uns helfen sollen, wollen uns ebenfalls angemessen und vernünftig behandeln. Der gemeinsame Nenner zwischen beiden Gruppen würde ich sagen. Und vielleicht sollten Patienten und Mediziner gemeinsam protestieren.
Ganz im Sinne des Hippokratischen Eides, der sagt: Die Verordnungen werde ich treffen zum Nutzen der Kranken nach meinem Vermögen und Urteil, mich davon fernhalten, Verordnungen zu treffen zu verderblichem Schaden und Unrecht.
https://www.aerztekammer-bw.de/10aerzte/40merkblaetter/20recht/10gesetze/hippoeid.pdf
Als Patientin will ich versorgt sein. Es reicht, dass ich mit MS (Multiple Sklerose) eine Erkrankung habe, die derzeit nicht heilbar und nicht wirklich planbar ist. Ich möchte, sofern ich in ein Krankenhaus muss, nicht über- oder unterversorgt oder als Nummer und nach einem Betrag beurteilt werden. Ich möchte mit meinem behandelnden Arzt oder Ärztin in Ruhe sprechen können, Fragen stellen dürfen und Antworten erhalten, die mich dazu befähigen, die Entscheidung zu treffen, die für mich wichtig und richtig ist. Ich will nicht gedrängt und geschubst werden, weil der Zeitplan der Fallpauschale für alle keine Zeit zum Durchatmen und Reden lässt und die nächste Fallpauschale draußen vor der Türe wartet und unbedingt noch in den Zeitplan gequetscht werden muss.
Es graut mir mit diesem System und dem schnellen Euro, auf den es offensichtlich aus ist. Es ist weder menschlich, noch sinnvoll. Es ist krank und der größte Patient, den wir an sich haben.
Deshalb brauchen wir andere Lösungen und ich plädiere dafür, dass alle, die sich im System befinden, also Ärzte, Schwestern, Kassen, Geschäftsführer, Regierung, Vereinigungen und Patienten und alle, die ich jetzt nicht genannt habe, an einen Tisch müssen, um Lösungen zu finden, die transparent, verständlich und fair für alle sind. Menschlich geht anders.
Oder wie der Artikel aus dem Stern so schön sagt:
"Das Diktat der Ökonomie hat zu einer Enthumanisierung der Medizin an unseren Krankenhäusern wesentlich beigetragen"
Birgit
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