Heute verschlägt es mich nochmal nach London. Ich mag die Stadt sehr, wenngleich sie ziemlich anstrengend sein kann. Großstadt eben.
Deshalb ist es wichtig, sich dort das Leben leichter zu machen, wo man es eben kann. Reisen ist beschwerlich, anstrengend und erschöpfend.
Auch ich brauche mehr Zeit um auszuruhen und eine Pause einzulegen. Ich nehme mir vor Reisen Zeit, um sie zu planen, herauszufinden, wo ich am besten Pausen einlegen kann und wie ich diese Pausen dann verbringe und gestalte. Oft hilft mir mein Strickzeug, meine Meditationsapp, regelmäßig und vernünftig etwas zu essen hilft auch und viel trinken.
Besonders anstrengend empfinde ich Flughäfen. Deshalb ist es wichtig, sich genau zu überlegen, wie man am besten durchkommt. Man muss durch die Sicherheitskontrolle, den Weg zum Gate finden, wissen wo Toiletten und Sitzgelegenheiten sind und vieles mehr. Man muss konzentriert bleiben, sich viele Dinge merken, auf das Handgepäck achten und sehen, dass man pünktlich ist.
Das wird einem in England einfacher gemacht. Mit der kleinen Sonnenblume. Besser gesagt, mit dem Sunflower Lanyard, das ich gerne in allen Ländern sehen würde, auch bei uns in Deutschland.
Wer das Sunflower Lanyard hat, gibt den Angestellten auf dem Flughafen ein Zeichen. Es gibt den Menschen am Flughafen ein stilles Zeichen, das sagt, dass die Person, die einen Button oder eben das Lanyard trägt, eine unsichtbare Behinderung hat oder beeinträchtigt ist und eventuell Hilfe brauchen könnte.
Für mich bedeutet das, dass ich ab und an mehr Zeit brauche, um nach der Sicherheitskontrolle alles wieder einzupacken oder dass ich etwas langsamer unterwegs bin. Es könnte auch sein, dass ich vorbei komme, um einfach um Hilfe zu bitten, wenn mir etwas zuviel wird. Das Personal ist geschult und trägt auch die Sonnenblume am Revers, die mir sagt, dass dieser Mensch weiß, was zu tun ist, wenn ich komme.
Für mich, die normalerweise keinen Mobility Service an Flughäfen in Anspruch nimmt, auch nicht an Bahnhöfen, weil mir das zuviel des Guten ist, ein perfekter Service auf Abruf.
Wenn ich gut drauf bin, komme ich klar, kein Thema und wenn ich eben einfach mal eine helfende Hand benötige, ist jemand da. Es ist ein angenehmer, unauffälliger Service, der mich so sein lässt wie ich an dem Tag eben drauf bin.
Und ab zum Schalter ...
Ich habe mir das Sunflower Lanyard in diesem Jahr in Edinburgh besorgt, bin einfach zum Schalter der Airline und habe gesagt, dass ich MS habe und bitte ein Lanyard möchte. Ich bekam es sofort, dazu eine Erklärung und echt freundlichen Service.
Mir war es wichtig, das für euch auszutesten, weil ich wissen wollte, ob es wirklich so klappt. An der Sicherheitskontrolle? Die Menschen in England sind immer sehr höflich, in dem Fall aber war der Service anders. Ich bekam ein ruhiges Band zugewiesen und eine Ecke, zu der mich einer der Mitarbeiter führte, wo ich in aller Ruhe und ohne Gedrängel alles wieder zusammen packen konnte, was kontrolliert wurde. In Deutschland passiert es mir schon ab und an, dass gerempelt wird, gemeckert und geschimpft, wenn man einen Moment mehr braucht. Das ist hier nicht der Fall und wenn man eine helfende Hand möchte, bekommt man eben jemand. Ganz einfach. Und oft bekommt man ein nettes Gespräch dazu. So wie in Schottland, wo sich der Beamte für meinen Schal interessierte, den ich gerade als Reisestrickprojekt auf der Nadel hatte und ihn äußerst "lovely and beautiful" fand.
Das ist erleichternd und hilft, überlässt einem aber selbst die Kontrolle über die Wege, die man gehen möchte und wann man was tut, allerdings liegt es an einem selbst, dass man pünktlich am Gate ist. Zeiteinteilung ist also trotzdem wichtig und sinnvoll. Und ich plane immer einen Moment mehr ein. Frau weiß ja nie.
Das Lanyard ist hübsch und könnte viel sein. Ich wurde auch schon gefragt, was es ist und woher ich es habe, besonders auf Flügen von oder nach Deutschland. Und immer ernte ich erstaunte Gesichter und Äußerungen, wenn ich darüber berichte wie es mir eben hilft. Es ein freundliches und leises Zeichen und eines, das sich nicht aufdrängt, aber da ist, wenn man eben mal Hilfe benötigt.
Hier eine Information der BBC über das Lanyard in Englisch: https://www.bbc.co.uk/newsround/49345642
Die nächste Stufe: Mobility Services
Es gibt noch einen weiteren Service, der aber extra angefordert werden muss. Den Mobility Service. Das ist der Service, der Menschen mit Behinderung direkt im Golfwägelchen zum Gate und im Rolli in den Flieger bringt. Die dürfen auch als allererstes das Flugzeug entern. Diesen Service muss man allerdings vorab beantragen. Meist reicht ein Anruf bis 48 Stunden vor dem Flug bei der Fluggesellschaft, die am Airport einen Schalter und einen Wartebereich hat, in dem die Menschen warten, die Assistenz beantragt haben. Je nach Flughafen wird man dann mit einem Bus, dessen Plattform nach oben geliftet wird zum und in den Flieger gebracht oder im Rolli geschoben.
Hatte ich auch schon, brauche ich aber nur unregelmäßig und daher reicht mir das Sunflower Lanyard, was eine gute Sache ist. Denn die speziell ausgebildeten Mitarbeiter an den Airports in UK tragen es auch und sind jederzeit für einen da. Und wenn man nur das Klo sucht oder eine Frage zum Weg hat, den man zurück legen muss.
Die kleine Sonnenblume macht es also oft aus, den kleinen Unterschied, der nur wenigen erkennbar ist, aber viel hilft.
Wer Lust hat, schaut einfach auf Instagram nach, da gibt es bestimmt ein Sonnenblümchen oder andere Bilder zum Thema: https://www.instagram.com/birgit.bauer/
Deshalb ich bin für eine sonnenblumige Initiative auch in Deutschland. Und in anderen Ländern. Sie ist unauffällig, leise aber hilfreich und hilft einem, Wege bequem und entspannt zurück zu legen.
Wer hat noch spezielle Services für sich entdeckt, die während einer Reise helfen können?
Neugierig,
Birgit
Bilder und Text: Birgit Bauer
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