Sonntag, 12. April 2020

Frohe Ostern und "the new normal"

Ja, ich war sehr ruhig die letzten Tage. Ich bin in mich gegangen, habe ein bisschen an mir gezweifelt, weil das, was mir da passiert ist, hab ich nicht kapiert.

Als die Ausgangssperren aufkamen, dachte ich mir, dass das schon wird. Ich bin gerne Zuhause. Ehrlich. Wenn ich hier bin und nicht gerade durch die Welt düse, gehe ich oft tagelang nur aus dem Haus, wenn ich eben einkaufen muss.

Der Unterschied ist, ich habe die Wahl, wenn ich wollte, könnte ich ganz gepflegt einen Kaffee trinken gehen oder mal einen Bummel in der nächsten Stadt machen. Geht ja aber nicht. Das hat mich, bei allem, was mein Verstand mir sagte, durcheinander gebracht.


Die Kombination mit der Nachrichtenflut und dem Umstand, dass man sich halt doch Sorgen macht und man Dinge tun soll, die einem gerade schwer fallen, was für einen Moment zu viel. Meine Seele war im Aufruhr und ich wußte nicht so ganz, was da abgeht. Ich habs bisher auch noch nicht ganz verstanden. Allerdings wurde mir auch klar, dass sich die Welt für einen Moment auf der einen Seite fürchterlich einbremste und auf der anderen Seite volle Pulle weiter fuhr. Besonders im beruflichen Bereich und da konnte ich einen Moment lang nicht so mit. Etwas, was neu ist, ich kann Tempo. Normalerweise. Aber gleichzeitig bremsen und Gas geben, das kann ich nicht.

Ich will es mal so formulieren, ich glaube, ich war auf der Achterbahnfahrt nach "new normal". Ein bisschen planlos muss ich zugeben. Das mir, wo ich immer einen Plan habe. Es war ein Prozess, der mir einen Moment nicht leicht gefallen ist, einer, der so unverständlich er war, so einige Dinge ausgelöst hat. Gerade in den letzten Tagen hegte ich Gedanken, Entscheidungen und kritisches Hinterfragen so mancher Sachen in meinem Leben, die ich jetzt langsam verabschiede. Ist aber gut so.




Heute ist Ostersonntag. Er ist sehr ruhig und ich mags. Es stört mich nicht mehr, dass ich mit dem Rad grad keine Radtour machen kann und dass ich Freunde nur online sehe. Was normal ist, denn viele meiner liebsten Freunde sind nicht in Deutschland, sonder quer durch Europa verteilt, sodass wir meistens virtuell Kaffee trinken.

Das Fräulein Trulla und ich  scheinen auch eine Art Miteinander zu haben, eine friedliche Form. Offenbar ist der Ruf nach #Abstandhalten zu ihr durchgedrungen. Ab und an schaut sie für einen Moment vorbei und geht dann wieder auf die Hausbank. Ich genieße das sehr und entspanne mich Tag für Tag mehr.

Das Herzblatt meinte neulich, ich wäre wohl doch dann angekommen, in dem "new normal". Kann ich so bestätigen. Es ist jetzt anders. Ich habe keinen Unterschied mehr in meiner Denke, dafür wieder einen organisierten Tag, was ich sehr mag. Sortiert und mit Plan Tag für Tag zu leben, macht die Sache für mich einfach und es macht mir Spaß so.
Ich bin Zuhause, dort wo ich mich verkriechen kann, wo ich sicher bin, oder mich sicher fühle. Dort, wo meine Stricknadeln lagern, mein Wollvorrat und viele Bücher. Dort, wo meine Küche ist, in der ich mich wohlfühlen und in der ich unsere "Home Office Kantine" betreibe. Täglich ein warmes Essen zum Mittag und ein Dessert. :-)

In mir kehrte vor einigen Tagen das Gefühl ein, das ich so mag. Zufriedenheit mit dem, was da ist. Gemischt mit Dankbarkeit dafür, dass wir wohlauf sind und anfangen, das "new normal" zu erkunden. Bisher hatten wir so jeder für sich eine Art das zu tun, was auch daran lag, dass das systemrelevante Herzblatt für den Moment sehr systemrelevant und damit nicht da war und ich allein hier saß und die Welt für einen Moment nicht mehr kapiert habe. Jetzt sind wir wieder gemeinsam unterwegs und das hilft uns beiden. Und es macht Spaß.

Es ist ruhig hier geworden. Der Sturm ist abgeklungen. Verschwunden. Eine milde Osterbrise umweht mit Frühlingsdüften im Garten meine Nase, neue Farben leuchten auf und ich kann weiter. Weil ich mich fand, aufklaubte, einen Plan machte und dort ankam, wo ich hin musste. Zurück in meinem Leben. Ein bisschen anders als gedacht und gewollt, aber was solls, manchmal muss man das Beste aus dem machen, was da ist und das ist ok für den Moment. Weil es immer noch genug ist und weil trotz aller Coronasachen, auch immer noch sehr schöne Dinge passieren über die man sich richtig freuen kann.

Und der Rest, da bin ich zuversichtlich, kommt wieder. Und ich werde mich dann diebisch darüber freuen. Jetzt aber genieße ich die Ruhe, in der ich mich befinde und warte ab. Auf das, was nachkommt und was sich dann nochmal verändert. Und wenn das passiert, werde ich aufpassen und einen Plan haben.

Ich wünsche Euch frohe Ostertage, ruhige Tage, solche, die dahin fließen können und leicht sind.

Birgit




Text Birgit Bauer

Bild von hudsoncrafted auf Pixabay

Bild von My pictures are CC0. When doing composings: auf Pixabay

Bild von Heidelbergerin auf Pixabay

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