Einige haben mich gefragt, wie es mir geht.
Sagen wir es so: körperlich eigentlich ganz fein, mental bin ich angeschlagen. Ich will euch auch mal erzählen warum.
Seit einigen Tagen, einige von euch haben das auf Insta oder Facebook mitgekriegt, ist das Herzblatt mutiert.
Vom freiwilligen Feuerwehrmann, mit dem ich verheiratet bin und der auch -neben mir- seine roten Autos wirklich sehr liebt zum Systemrelevanten.
Normalerweise komme ich damit klar wenn er seiner Leidenschaft für rote Autos und all dem, was damit zusammen hängt, nachgeht. Wir haben beide unsere Hobbies und nehmen uns Zeit dafür. Ich finde das auch gut so, wir können über etwas quatschen und es gibt immer etwas Neues.
Soweit so gut. Wenn ein Alarm kommt, rückt er aus. nicht selten sind es gefährliche Situationen für seine Männer und ihn, aber die können das. Sie üben regelmäßig und machen das, was sie machen mit Leidenschaft und Wissen wie Kompetenz. Auch wenn man als Ehefrau dann wartet, Essen warm hält, versucht, weiter zu schlafen oder etwas umplant. Je nach Tageszeit und Tag an sich.
Dann kam Corona.
Seit Tagen geht er, der auf einmal total systemrelevant wie viele andere ist, die jetzt dafür sorgen, dass wir einigermaßen weiterleben können und versorgt sind, zur Feuerwehr und organisiert das Nähen von Masken mit, weil kein Nachschub und keine Schutzkleidung ankommt und die Sachen dringend benötigt werden.
Derweil versuche ich unser Leben irgendwie zu managen und mich, was auch nicht immer einfach ist. Auch das Fräulein Trulla (wir erinnern uns, das Alterego für meine MS) braucht ihre Aufmerksamkeit und so schlage ich mich durch. Organisiere den Nachschub im Haushalt, ziehe dem Fräulein eins über wenn es nervt und überstand auch den MS Hug und seine sehr schmerzhaften Nachwirkungen. Ich halte mich an die Regeln, halte Abstand und mache das Beste draus.
Ich bin es gewohnt, mich alleine zu versorgen und kriege das meistens gut hin. Und wenn ich etwas brauche ist er da. Mein herzblatteriger Feuerwehrmann. Ich rufe quasi dann die Feuerwehr und er kommt. Er ist immer für mich da. Weil er mich sehr liebt, so wie ich ihn.
Das hat sich auch nicht geändert, um ehrlich zu sein. Er tut sein Bestes, um auch mir beizustehen und mich zu unterstützen, wenn ich etwas benötige. Ich habe halt eine gewisse Warteschleife zu überbrücken und auch das bin ich mittlerweile gewohnt.
Was ich aber nicht gewohnt bin, das ist die Angst, die ich um ihn habe. Neuerdings. Jedes Mal wenn er geht, habe ich nur eines im Kopf: Lass ihn bitte nicht mit dem Scheiß Virus nach Hause kommen.
Ich weiß, dass das ein bisschen egoistisch ist und ich mag auch gar nicht jammern, weil ich weiß, dass ich es gut habe. Aber er, der so viel für andere tut, braucht das nicht noch auch. Und ich auch nicht. Ehrlich gesagt. Mir reicht das Fräulein Trulla.
Mir ist auch klar, dass er sich um mich sorgt, vor allem, weil ich nicht einfach mal vorbei kommen kann, wenn er seinem Ehrenamt nachgeht. Ich bleibe zurück und mit mir dieses verdammt nervige und ungute Gefühl und immer die Frage, was passiert wenn er auch erkrankt. Und da tröstet es mich jetzt weniger, wenn man hört, dass viele ja auch wieder gesund werden. Das hoffe ich und ich glaube auch, dass wir beide durchkommen würden, aber trotzdem, dieser kleine eklige Strolch nagt an mir. Nicht immer gleich stark, aber er tut es und nervt mich so richtig.
Das macht mich traurig und leise. Ja, ich habe Angst. Weniger um mich als mehr um ihn.
Und ich glaube, damit bin ich nicht allein. Es gibt viele, die mit Systemrelevanten verheiratet sind, solchen, die jetzt für uns alle da sind. Und sie alle werden sich wohl ähnliche Gedanken machen, besorgt sein und auch Angst haben. Das macht mich demütig und dankbar. Und ich bin nicht alleine, das hilft auch.
Deshalb mache ich weiter. Wie alle. Wasche seine Wäsche, seine "vollgeschlotzten" (sagt er so) Masken, koche ihm gute und gesunde Mahlzeiten, höre ihm zu und versuche ihn irgendwie wieder aufzurichten, wenn er blass und müde am Tisch sitzt und ein bisschen frustriert ob mancher Ereignisse ist, die ihm gerade so passieren.
Das kann ich tun, also da sein, ihm den Rücken stärken, auch wenn ich mir manchmal denke, ich schaffe das gerade selbst nicht. Aber das zählt nicht und deshalb kriegt Ihr es mal erzählt, auch ich muss mal was sagen dürfen. ;-)
Gestern sagte er zu mir, ich wäre ebenso systemrelevant. Für ihn, weil er ohne all die Sachen, die ich für ihn tue, die ich ihm abnehme, nicht so durchkäme. Und weil ich dank guter Resilienz in der Lage bin, mich in düsteren Zeiten irgendwie selbst aufzuklauben und weiter zu machen. Vorwärts zu gehen und zu versuchen, mein Bestes zu tun, damit etwas passiert. Sich verändert.
Das hat mich ein bisschen getröstet und natürlich motiviert, aber es hilft mir trotzdem nicht, diese Angst zu überwinden, die ich bemerke, wenn er geht. So wie viele andere auch.
In diesem Sinne, bleibt Zuhause und seid dort für die systemrelevant, die raus müssen. Erhaltet wenns geht deren System im Hintergrund am Laufen, nehmt ihnen etwas ab und seid da, die brauchen es jetzt. Damit wir da alle durchkommen.
Das musste mal raus!
Birgit
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