Mittwoch, 1. Juli 2020

#doctorsday2020

Heute ist National Doctors Day, habe ich gerade gesehen. Und da ich derzeit mit vielen Ärzten rede, nicht weil ich MS hätte oder so, sondern in verschiedenen Gremien diverse Dinge diskutieren, dachte ich mir, ich schreib was dazu.

Fakt ist, so ein Arzt hat es nicht leicht. Vor allem nicht mit mir. Ich bin kritisch und eine von denen, die auch noch diskutieren wollen, die fragen und am Ende selbst entscheiden. So gesehen, ich bin keine Traumpatientin. Ich kann verdammt unbequem sein. Und ich kann etwas ablehnen. Was noch fieser sein kann. ;-)

Was über die Jahre zur Folge hatte, dass ich diverse Ärztinnen und Ärzte sah und wieder verließ, ich habe mit einem Allgemeinarzt hart diskutiert, weil er mir meine Patientenakte nicht aushändigen wollte, mit einem Neurologen über Nebenwirkungen verhandelt, die er mir nicht sagen wollte, die ich aber kannte. Ich kann nämlich recherchieren und die gesammelten Informationen tatsächlich in falsch und richtig einteilen. Kommt vom Job. :-)



Ich habe mit einer Gynäkologin darüber gestritten, was ich von ihrer Kommunikationsstrategie halte: Rot werden, die schlechte Nachricht überbringen, die an sich gar nicht so schlecht ist, aber Drama braucht die Ärztin und am Ende, als man das Sprechzimmer fast verlassen hat, nachbrüllen, dass alles nicht so schlimm wäre, damit auch jeder hört, was ich hab und derlei.

Die Spannbreite meiner Diskussionen geht von meiner MS (selbstverständlich) bis hin zur Sicherheit von Faxgeräten bis hin zur Einführung digitaler Lösungen, dem Senden einer Email, warum ich eine elektronische Patientenakte möchte und ab und an sogar zu Homöopathie.

Es hat gedauert, bis ich mir mein Team zusammen gesucht habe und es dauert noch an, derzeit habe ich die Stelle eines guten, wie verständnisvollen Neurologen anzubieten. Aber ich hätte gerne einen, der mich ausreden lässt, der mir die Sachen verständlich erklärt, mir zuhört, meine Fragen ernst nimmt und ein bisschen mehr Mensch im Kopf hat als nur ein MS Hirn auf zwei Beinen, das man mit Therapien traktieren muss. Falls jemand möchte ....

Aber so ein Arzt hat auch sein Gutes oder? ;-) Als ich nämlich meinen Allgemeinarzt traf, waren die Verordnungen für Krankengymnastik etc. kein Thema mehr. Dort wo vorher diverse Menschen das Klagelied ans Budget sangen, schrieb er mir ein Rezept. Außerhalb des Regelfalls, wegen der MS.

Meine Augenärztin hatte von Anfang an den Verdacht eines MS Schubs und schickte mich ins Krankenhaus was meine Diagnosenstellung erheblich verkürzt hat.
Und mein neuer Gynäkologe ist keine Dramaqueen, sondern ein niederbayrischer Pragmatiker, der die richtigen Tipps gibt, die richtigen Fragen fragt und dann eine genaue Erklärung gibt.

Heute wird sich also mal bei Ärzten bedankt, ich glaube, die haben das auch verdient, so einfach ist das auch nicht mit uns allen. Und Ärzte sind auch nur Menschen, am Ende. Auch wenn ich mir manchmal so meine Gedanken mache, ob da nicht eine Kommunikationsschulung hilfreich wäre. So an der einen oder anderen Stelle. Denn am Ende sind wir es, die sich für oder etwas entscheiden und dafür sind Ärzte unsere Ansprechpartner die mit uns besprechen sollten, was die Möglichkeiten sind.

In den vergangenen Monaten haben wir wohl alle eine Art Ausnahmezustand erlebt, alles hat sich verändert. Auf einmal hielten digitale Gesundheitslösungen Einzug in unsere Leben, Telemedizin bahnte sich ihren Weg und das wurde von vielen begrüßt. Ich warte leider noch, hoffe aber. Ehrlich gesagt, ich war einmal bei meinem Arzt und das nicht wegen mir, sondern wegen Herzblatt und mir war schon etwas mulmig, wenngleich man sehr bemüht war, den Abstand einzuhalten, die Maskenpflicht durchsetzte und es bis heute tut und aufloderte und auffordert, sich die Hände zu desinfizieren. Nichts desto trotz hätte ich mir Telemedizin gewünscht, auch ein e-Rezept und andere Lösungen, die mir dabei helfen, mein Leben zu erleichtern.

Ich glaube aber auch, dass es für uns alle nicht einfach war und sich auf all das Neue einzustellen, eine Pandemie und jede Menge verunsicherte Patienten zu managen ist keine leichte Aufgabe. Es ist eine Herausforderung.
Ärzte haben vielen Menschen geholfen und sind an und über ihre Grenzen gegangen, haben oft ihre eigene Gesundheit riskiert und ich denke, nicht wenige Überstunden gemacht. Sie haben ihre Familien nur noch selten gesehen, haben mit ihren Patienten mit gelitten und viel mehr.


Und das verdient ein dickes wie herzliches Danke von uns! Und eins an die, die mich aushalten müssen!

Herzliche Grüße

Birgit


Text: Birgit Bauer
Bild von André Santana auf Pixabay #
Bild von Prawny auf Pixabay

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