Sonntag, 29. November 2020

Adventsgedanken ... vom Luxusproblem in die staade Zeit!

Ihr Lieben, 

Ich könnte Euch jetzt recht froh einen schönen ersten Advent wünschen und das die nächsten Sonntage wiederholen. Aber hey, es ist Zeit für Gedanken. Solche, die einem eben an einem Sonntag so in den Sinn kommen. 

Vor einer guten Stunde bin ich aufgewacht und es wäre sinnlos zu leugnen, dass ich nicht mehr im Bett liege. 

Notebook sei Dank schreibe ich von dort, wo mir gerade was einfällt und die Sonne kommen zu sehen, zu beobachten wie sie nach über einer Woche im Hochnebel selbigen endlich wegschmilzt, während ich noch im Warmen kuschle, die Stille zu genießen ist großartig. Im Haus herrscht Ruhe und auch auf der Straße ist so gut wie nichts los. Es wirkt, als wäre die Welt langsam im Winterschlaf und müsste sich ausruhen von all den anstrengenden Monaten. So wie wir alle oder? Wir sind alle ein wenig erschöpft und viele sehnen sich nach ein wenig freier und ruhiger Zeit. Und dafür ist der Advent doch wohl die beste Gelegenheit. Vor allem dieser. 

Vor einem Jahr saß ich in meinem Büro. Ich war zu dem Zeitpunkt einigermaßen sehr erschöpft. Ich war 2019 wohl so viel unterwegs wie nie zuvor. Hatte oft nur Tage zwischen den Reisen Zuhause und hatte mir vorgenommen, dass dieses Jahr alles anders werden sollte. Mehr Zeit für mich, für die Adventsvorbereitungen und derlei. Das war nämlich zu kurz gekommen. Und ich fand das nicht besonders gut. Dass sich nur wenige Wochen später, in diesem Jahr, alles ändern würde, ahnte ich erst einmal nicht. Noch im Januar packte ich meinen Koffer, reiste nach Berlin und zu anderen Meetings und strandete irgendwann im Februar in meinem Büro. 

So gesehen dieses Jahr habe ich genug Zeit für Advent. Und es wird ein stiller Advent. Denn Christkindlmärkte, Weihnachtsveranstaltungen und Glühwein ist nicht. Dafür ist Corona. Das sorgt für Unmut bei uns allen oder? Als jemand in einer Diskussion letztens meinte, wir würden alle noch zu sehr in Luxusproblemen schwelgen, weil wir eben beklagen, dass alles abgesagt und geschlossen wird, musste ich zustimmen. Das finde ich mittlerweile genauso schlimm wie das ewige Genörgel in den Onlinemeetings wenn mir jemand zum x-ten Mal erklärt, dass er so belastet ist wegen Corona. Wir leben jetzt über ein Dreivierteljahr mit dem Virus, langsam sollte man das mit dem Job im Griff haben und nicht halbe Onlinemeetings darüber Jammern, wie gestresst man immer noch ist. 

Aber zurück zum Thema. Zum Advent. Zur Stille und zur Ruhe. Als die Pandemie begann, schoß mir diese Befürchtung durch den Kopf. "Mann, hoffentlich ist es bis Weihnachten durch", dachte ich. Ich liebe Weihnachten und konnte mir nur schwer vorstellen, nicht über romantische Weihnachtsmärkte zu schlendern und mich mit Freunden zum Glühweintrinken zu verabreden. 

Und BÄHMMM, jetzt ist es soweit. Alles ist anders und die staade Zeit wird wirklich eine. 

Früher, in meiner Kindheit begann der Advent damit, dass wir im Wald Tannenbaumäste und Zweige für den Adventskranz sammelten. Der war schlicht, selbst gemacht, mit roten Kerzen und an einem Ständer befestigt. 

Es gab kleine Engel dazu und einige Kerzen. Ich holte mein Lieblingsweihnachtsbuch aus dem Regal und begann zu lesen. Mein Adventskalender war aus Papier, am Anfang glitzerte er immer noch, über die Jahre griff sich das ab und er wurde lappig. 

Es gab Plätzchen und für den Weihnachtsbaum wurden Strohsterne gebastelt. Ehrlich gesagt, ich mochte das nicht. Meine Strohsterne waren immer schief. Und seltsam unförmig. Einen Christkindlmarkt gab es auch. Ich fand das Sammelsurium aus Nylonpullover für die Oma, Handschuhe und Socken, garniert an Christbaumkugeln und anderen Dingen seltsam. Allein der Bücherstand war mein Highlight. Einmal im Advent ging es dort hin. Damit hatte es sich. Alles war gut. Was freute ich mich auf den heiligen Abend! Auf die Kerzen, die Spannung, das Unbekannte. 

Daran habe ich mich die Tage erinnert. In dem Moment als ich noch ein wenig im "Ich will auf den Christkindlmarkt" Problem wälzte und ein wenig klagte. Auf der anderen Seite habe ich jetzt mehr Zeit. Ich bin nicht unterwegs, meine Koffer sind eingestaubt. Es gibt Plätzchen hier, ich stricke an kleinen Geschenken und werde heute mit einem komplizierten Tuch beginnen, das ich schon lange im Kopf habe. Mein Adventskranz ist einfach, ohne viel Kitschgedöns, weil er einfach grün ist, duftet und nicht viel Gedöns und Kitsch braucht. 

Ich hatte Zeit, das Haus zu schmücken und einen Adventskalender für das Herzblatt zu basteln. Es gibt erste Plätzchen. Es ist wirklich ruhiger geworden. Stiller. Das Virus wirft uns für den Moment aus der Bahn, aber am Ende bringt es mir persönlich etwas, das großartiger nicht sein kann: einen stillen Adventssonntag, der nur mir gehört. 

Mit Spaziergang, heißer, hausgemachter Schokolade, meinem neuen Strickprojekt, das ich heute auf die Nadeln hole, einer Weihnachtsgeschichte und der Ruhe, die ich einziehen lassen kann. Auf das Kochen und Probieren von Rezepten, um zu wissen, was ich an Weihnachten kochen werde und vieles mehr. 

Weil der Advent ein stiller wird. So wie früher. Mit kindlicher Vorfreude, mehr Zeit und Spaziergängen. Den Dingen, die ich mir letztes Jahr wünschte. Weil es zu laut, zu hektisch und zu voll war. Jetzt kann ich mehr Zeit für mich nutzen. Besser für mich sorgen und auch wenn viel zu tun war und ich auch urlaubsreif bin, ist es anders. Schon jetzt ist es spürbar besser. 

So gesehen, mehr Zeit zum Ausruhen. Und das weiß ich zu schätzen. Weil es mir gut tut. Seelisch wie körperlich. Und so gesehen, das Fräulein Trulla bibbert auf der Gartenbank .... 

In diesem Sinne, Euch allen einen ruhigen, ersten Advent! 

Birgit 



Text: Birgit Bauer

Bilder: pixabay.com und Pexels.com

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