Donnerstag, 15. Februar 2024

Wenn dir einer eine Tür aufmacht ... geh raus aus dem Frust ...

 


... dann geh durch. 

Wenn man mit einer chronischen Erkrankung lebt, passiert vieles, es ändert sich vieles, nicht alles bleibt so wie es ist. Das wäre auch sehr bequem, aber das Leben ist nicht so. 

Das Leben ist bunt, vielfältig, manchmal echt mies mit Tiefschlägen und manchmal echt richtig spannend und aufregend und manchmal plätschert es wie ein kleiner gemütlicher Bach vor sich hin und lässt einen Ausruhen. 

Es werden Türen zugeschlagen. Oder man ist enttäuscht weil man etwas machen möchte, das nicht so recht klappt. Man ist frustriert, niedergeschlagen und nicht selten fragt man sich, warum man überhaupt weitermacht. Vielleicht weil man anderen etwas Gutes tun möchte, sich darum bemüht, andere auf ein Thema aufmerksam zu machen oder einfach, weil man begeistert ist und diese Begeisterung teilen möchte. 

Ehrlich gesagt, es ist blöd wenn etwas, wofür man sich Mühe gibt, nicht ankommt oder? Oder wenn etwas nicht klappt oder nicht so funktioniert, wie man sich das vorstellt oder erwartet hat. 

Diese Enttäuschung ist nur schwer auszuhalten, man ist frustriert und man neigt dazu, anderen Faktoren oder Menschen die Schuld dafür zu geben, dass etwas nicht klappt. Dass die Therapie nicht funktioniert, dass der Sport nicht hilft oder dass ein Projekt schief geht. Die Erwartungen werden nicht erfüllt. Der Physio hat versagt, der Trainer schafft es auch nicht, die Community will nicht oder der Algorithmus macht nicht das, was er soll. Es gibt immer Gründe dafür, wenn etwas nicht klappt. 

Ich war lange auch in diesem Mood, besonders in den Jahren nach der Diagnose. Ich gab allem die Schuld, nur nicht mir. Ich machte die ganze Welt verantwortlich, nur nicht mich. Ich suchte überall Gründe, nur nicht bei mir. Damit will ich nicht sagen, dass ich immer schuld, verantwortlich oder die Hüterin aller Gründe dafür bin, wenn etwas nicht klappt. Damit will ich sagen, dass man sich ein Bild machen muss, das hilft, die Perspektiven zu verstehen, die Faktoren zu listen um dann einen Weg zu finden, die Situation zu ändern. 

Nur jammern, auch das hab ich gelernt, öffentlich in Social media oder bei Freunden und Familie zu klagen, hilft erst mal nur bedingt. Bei Freunden und Vertrauten soll und kann man sich ausheulen. In Social Media bin ich schon wieder Profi und vorsichtig, weil es hier auch um mein Erscheinungsbild nach außen geht und ich dann auch mal meine Ruhe möchte. 

Und logisch, es ist nett, sich ein bisschen in Selbstmitleid zu wälzen, das mache ich auch. Es ist auch wichtig und richtig das zu tun. Aber, nur das zu tun ist gelinde gesagt zu wenig. Mir ist klar, dass das jetzt nicht nett ist, aber wenn sich etwas ändern muss, muss man oft genug selbst damit beginnen, die Änderung in die Wege zu leiten. Es gilt die Energie, die man in die Klage steckt, in die Änderung zu investieren und das ist ein Investment das sich mehr lohn, weil es nicht verpufft und auch keinen Frust hervorruft, sondern neue Wege schafft. 

Genau das ist es doch, was es braucht oder? 

Heute? Ist es anders. Wenn etwas nicht so klappt, wie ich mir das jetzt so vorstelle bin ich natürlich wenig begeistert. Man macht viel, engagiert sich und dann fehlt es an Aufmerksamkeit und derlei. Und natürlich neige ich dazu, anderen Dingen die Schuld dafür zu geben, dass da jetzt nichts so klappt wie es sollte. 

Aber ich schaue mir das ganze Ding an. Denn es liegt nicht immer nur am Algorithmus, dem Arzt oder anderen Dingen. Manchmal ist es auch ein Sender - Empfänger Problem, die Botschaft war falsch oder auch nicht gut platziert. Ich reflektiere auch, was der Fehler bei mir sein könnte und ich bin weit davon entfernt nach Fehlern zu suchen, aber es kann ja auch sein, dass es an mir liegt und dazu muss man ab und an ein bisschen selbstkritisch sein. 

Und ich weiß wovon ich rede, ich habe ein Projekt, das nennt sich Data Saves Lives Deutschland und es ist ein ständiger Lernprozess und auch ein Prozess des Reflektierens und der Betrachtung. Weil ich auch hier viel arbeite um ein sperriges Thema zu transportieren und wenngleich ich beruflich genau das mache, ist es oft nicht weniger einfach. 

Dann gibt es aber die Momente, in denen macht einem jemand eine Türe auf und lädt ein einzutreten. Dort, wo es womöglich Lösungen gibt oder auch Ideen, um das, was da gerade stolpert weiter zu befördern, quasi den Weg zu ebnen. 

Es ist eine Chance. Allerdings muss man sie ergreifen. Wie die besagte Initiative.

Wenn einer einem eine Tür aufmacht, ist das ein Geschenk. Aber eines, dessen man sich annehmen muss, ich meine damit, dass es einem nicht noch im Vorgarten serviert wird, dass man ins Haus geleitet wird. Dieses Geschenk anzunehmen heißt, aktiv zu werden, Beine in die Hand nehmen und durch die Türe gehen. Den ersten Schritt tun. Zum Geschenk hin, damit man sieht, was da liegt und glänzt. 

Bewegt man sich nicht, sondern erwartet besagtes Geleit, dann bleibt man meistens zurück. Denn ein Angebot muss man annehmen, aufgedrängt wird es einem nicht. Nimmt man es nicht an, sondern frustet weiter vor sich hin, läuft man dann Gefahr, stehen zu bleiben. Das Ziel vielleicht nicht zu erreichen oder eine Verbesserung herbei zu führen. 

Klar gesagt, wenn dir eine Chance gezeigt und angeboten wird, greif zu. Aber erwarte nicht, dass dir die Chance nachgetragen wird. Das wird nämlich nicht passieren. Du musst raus aus dem Frust und rein in das Tun. Dann geht da meist noch was. 

Und übrigens, egal ob bei der MS, bei Projekten oder auch im Leben selbst. Manchmal braucht es die besagte Tür und ein bisschen Neugierde und schon geht es ein bisschen weiter. Also ergreift Chancen oder Unterstützungsangebote, sie sind es wert. 

Viele Grüße

Birgit 


Text: Birgit Bauer

Bild: pixabay.com 

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