Es ist doch so, ab und an zwingen uns die Umstände zu Entscheidungen, die bei anderen nicht ankommen. Die Veränderungen sind unpopulär und so mancher Mensch, der einen durchs Leben begleitet, versucht, aufgrund des Unmutes, der durch eine Entscheidung entstanden ist, mit diversen Strategien die Veränderung rückgängig zu machen oder zu ihren Gunsten zu beeinflussen.
Das ist keine einfache Sache, für keinen übrigens. Für den Entscheider nicht, der sich, selbst wenn es gute Gründe gibt, bedrängt fühlt und für den anderen auch nicht, der anzweifelt, was da passiert, aber oft auch gegen die Unabänderlichkeit rennt.
Ich habe in den letzten Wochen einige Entscheidungen getroffen, die nicht allen gefallen. Als ich diese Entscheidungen traf, oft auch nach Rücksprache mit meinen engsten Beratern oder Experten, wenn es beruflich ist, ziehe ich Steuerberater oder Anwälte hinzu, ist es gesundheitlich eben die Ärztinnen und Ärzte oder meine Physiotherapeutin oder wenn es persönlich ist, gerne das Herzblatt, tat ich das informiert und bewusst. Weil es nötig war und ich auf viele Faktoren achten muss.
Man macht sich eine Entscheidung nie einfach. Oft sind es Dinge, die man gerne anders entscheiden würde, aber nicht kann. Wenn es zum Beispiel um MS geht, habe ich in der Vergangenheit schon ganz oft Entscheidungen treffen müssen, die auch mir nicht gepaßt haben, aber sein mussten.
Kommen dann Anzweiflungen, Meinungen oder Kommentare daher, die keinerlei Konstruktivität in Form von Gegenvorschlägen etc., bringen, sondern nur als Statement da stehen um Beachtung zu finden und eine Entscheidung anzuzweifeln, hilft das nicht. Es verletzt. Weil da kein Dialog mehr stattfinden kann, zumindest nicht so einfach, weil solche Manifeste keinen Platz mehr lassen und oft festlegen, wie sich der Ton einer Beziehung zukünftig gestalten wird.
Freunde, das bringt den Bob nicht in die Bahn. ;-)
Der eine entscheidet und will sich nicht mehrfach erklären müssen. Weil nach sorgfältiger Abwägung aller Faktoren einfach nichts anderes drin und alles gesagt ist. Der andere zweifelt die Entscheidung an und es passiert ab und an, so auch mir in den letzten Wochen, dass versucht wird, mehrfach wiederholend und belehrend eine andere Entscheidung abzuringen. Eine, die der anderen Person gut täte, aber einem selbst nicht.
Was bei mir immer gerne auch angezweifelt wird, gerade wenn es um MS geht, resultiert daraus, dass ich zwar MS habe aber nicht krank aussehe. Mein größtes Problem. Schmerzen siehst du nicht, Depressionen auch nicht, Krämpfe sind auch eher innen aber selten außen zu sehen oder Fatigue, also der unglaubliche Erschöpfungszustand, der bringt mir auch keine gelben Pickel ins Gesicht.
Im vergangenen Jahr ging ich arg über meine Grenzen. Das hatte seine Gründe. Und es war richtig zu entscheiden, dass ich mir ein Jahr Vollleistung gebe, aber nicht mehr, sondern dann auch ein Stück wieder mehr auf mich Rücksicht nehme. So MS mäßig war die Entscheidung nicht sehr beliebt, was ich im Februar 2023 klar verdeutlicht bekam, in dem ich einen Schub hatte, der meine Laufstrecke kurzfristig deutlich eingeschränkt hat. Ich machte aber trotzdem weiter und ja, es ist nicht gesund, dafür brauche ich keine erhobenen Zeigefinger an dieser Stelle. Ich weiß das, aber nachdem ich mit dem Hirn arbeite und nicht mit meinen Beinen, war es für einen Moment ok. Man kann von mir auch sagen, dass ich hart im Nehmen bin. Zumindest für eine Weile, meine innere Resilienz ist hier sehr hilfreich.
Am Ende des Jahres setzte ich mich also mit erwähnten Expertinnen und Experten zusammen und hörte mir was sie zu sagen hatten. Ich hatte Klärungsbedarf zu unterschiedlichen Themen. Mein Team war unheimlich konstruktiv, unterbreitete mir Argumente und machte Vorschläge. Sie stellen mich nicht in Frage, sondern sie stellten Fragen, die mich ins Denken brachten und so auch in die Entscheidungsfähigkeit.
Dieser Prozess dauerte ein bisschen und ich nahm mir die Zeit. Vor allem aber freute ich mich darüber, dass Konstruktivität herrschte. Dass nicht nur ein "Das gefällt mir nicht" oder "Das hört sich an wie" ohne Begleitung von "Schau dir doch das mal an" kam, sondern eher "Hast du darauf geschaut und weißt du das?". Für manche meiner Experten waren einige Entscheidungen ebenso relevant für mich, für andere eher nicht, das waren und sind meine Entscheidungen.
Das Freunde, bringt den Bob in die Bahn!
Als ich sie mitteilte und anfing umzusetzen, war es nicht einfach. Ist es bis jetzt nicht. Den einen gefällt nicht, dass ich in diversen Dingen einfach entschieden habe, mehr wissen zu wollen, den anderen freut es, weil ich Neues wage, vielleicht auch etwas riskiere.
In jedem Fall tun mir diese Entscheidungen gut. In jeder Hinsicht. Sie sind für den Moment genau das, was richtig ist. Ein Beispiel? Freizeit. Die kam im vergangenen Jahr zu kurz, daher habe ich die Arbeitszeiten geändert. Die Projekte laufen trotzdem, ich kriege meine Sachen schrittweise erledigt und umgesetzt. Und es tut mir gut, ich bin wieder ich, habe den Raum ich zu sein und kann wieder meine Hobbies pflegen. Ich fühle mich ein bisschen gesünder auch weil wir gerade in einer Phase des Jahres sind, in der meine Kräfte etwas schwächer sind, es ist Winter und der kostet mehr Kraft. Das wissen auch meine Ärzte und Therapeuten. Und müssen dann auch mit Entscheidungen leben.
Ich habe auch wieder angefangen, meine Ruheinseln aufzunehmen. Die hatte ich schon und hatte sie auch sehr reduziert, aber ein Tee am Morgen und drauf warten hilft, genauso wie der am Nachmittag und ich scheue mich nicht, mir die Zeit zu nehmen, meine Lieblingssendung im Fernsehen zu sehen, wenn ich das gerade möchte. Geht nicht immer, aber wenn immer es sich ergibt, erfreue ich mich daran.
Oft sind es Kleinigkeiten, wieder mehr Zeit mit Herzblatt, der ähnlich entschieden hat, wieder mehr und ausführlich kochen und genießen. Soulfood sozusagen. Wir haben auch unsere geschäftliche Partnerschaft überdacht und neu organisiert. Das ist ab und an nötig, besonders wenn man aus einem gefühlten Tsunami kommt. So gesehen, das tut gut. Es verschafft den Freiraum, den man selbst braucht. Auch wenn es am Anfang ein bisschen unbequem ist. Für alle.
Aber es gilt, diese Entscheidungen zu akzeptieren. Für uns alle. Wir dürfen sie nicht boykottieren, indem wir zwar unsere Meinung mehrfach kund tun, aber nichts als Alternative oder als Idee anbieten. Das ergibt weder eine Bewegung noch einen Kompromiss, eher Verdruss. Und das braucht es auch nicht, gerade bei Entscheidungen in Sachen MS, dann, das muss man berücksichtigen, ist es oft schwieriger und auch nicht leicht für die, die mit MS leben.
Wie geht Ihr mit Entscheidungen um?
Birgit
Bilder: Pixabay.com
Text: Birgit Bauer, Manufaktur für Antworten UG
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