Sonntag, 31. Dezember 2023

Wenn dir nichts einfällt ... ein Jahr geht ...

Seit Tagen versuche ich, etwas über das letzte Jahr zu schreiben, was dem gerecht würde, was ich erlebt habe. Aber ehrlich, es fällt mir schwer. 

Ich könnte jetzt behaupten, ich verarbeite noch, was tatsächlich der Fall ist, aber es wäre zu einfach. Es wäre eine Ausrede, irgendwie und doch nicht, denn das scheidende Jahr war einfach sehr voll. 

Manchmal hat es mich schier überrollt, überfordert, erschöpft und dennoch war es einfach nur ein Jahr voll mit unerwarteten Dingen, die genauso überrascht haben, die ich grandios fand und großartig und von denen ich in einigen Fällen nicht erwartet hätte. 

Ich könnte jetzt darüber schreiben, was ich gelernt habe, über Dankbarkeit philosophieren und feststellen, dass der Begriff "Unbill", den neulich jemand mir gegenüber äußerte überhaupt nicht angebracht ist. 

Aber das macht es nicht aus. Gut, ich habe einen Schub überstanden, der nicht gerade klein war, aber ich habe mich zurück gearbeitet und dafür gesorgt, dass ich meine nächste Wanderchallenge im Sommer 2024 wahrscheinlich anpacken werde. So gesehen, alles gut. 


Mir wurde in diesem Jahr gesagt, dass ich wirke wie angekommen. Das stimmt, ich bin angekommen. In meinem Leben und bei mir. Es war keine Sache, die man mit einem Fingerschnipsen schafft. Es war eine Herausforderung und meine Herausforderung, eine die ewig andauern wird, weil das eine Aufgabe ist, die man nicht so einfach lösen kann. 

Es erfordert Arbeit, Abschiede und oft genug steht man an einer Weggabelung, die eine Entscheidung erfordert. Die, wo man hin möchte. Rechts, links, geradeaus? Nicht immer ist so etwas einfach und manchmal verliert man. Man liegt mit dem Gesicht nach unten in der Plörre und möchte einfach liegenbleiben, kann man aber nicht. Die Plörre schmeckt nicht und will man etwas bewegen oder erreichen, muss man weiter. Aufstehen. Abwischen, Durchatmen und weiter. 

Dieses Weiter könnte man nun als immerwährende Aufforderung interpretieren, nur nicht stehenbleiben, immer weiter. Was aber zu kurz gedacht ist. Denn am Ende bleibt man immer wieder stehen. Gibt etwas auf um das Gepäck zu erleichtern, sinniert vielleicht einen Moment hinterher und macht nächste, vorsichtige Schritte. 

Die vergangenen Monate waren neben all den anstrengenden Dingen auch sehr lehrreich. Sie waren voller Wissen und Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Sie haben zu meiner Entwicklung beigetragen. Mit Data Saves Lives Deutschland war ich auf Tour, habe das Projekt mit einem kleinen Team zum Fliegen gebracht und freue mich, dass viele von Euch sich endlich dem Thema Gesundheitsdaten annähern und sich damit auseinandersetzen und ich sag euch, ein wichtiger Schritt. Es ist wichtiger denn je und wird in der Zukunft eine entscheidende Rolle spielen, wenn es darum geht, über Erkrankungen etwas zu lernen oder sie noch besser zu erforschen. Aber das nur am Rande und so schnell lasse ich da auch nicht locker.

Für mich ist es faszinierend zu sehen, was da geht und ich lerne trotz einer bestehenden Expertise immer noch etwas dazu. Mich bereichert der Austausch mit Expertinnen und Experten, genauso wie mit Euch ungemein. Danke an alle, denen ich zuhören kann und darf und die mir immer wieder neue Ansichten und Einsichten gewähren. 

2023 bin ich über meine eigenen Grenzen gegangen, habe sie entweder gedehnt und sie oft genug überschritten. Es war spannend zu sehen, zu was man so fähig sein kann. Ab und an war ich amüsiert, ab und an erstaunt. Aber an der einen oder anderen Stelle ging es nicht anders, es war "Durchziehen" angesagt. Ich fiel oft genug mehr als erschöpft ins Bett, aber ich stand immer wieder auf und hab weiter "durchgezogen". Die Prüfung im Durchziehen werte ich als bestanden, ich kann das und darüber freue ich mich, weil ich auch meine Energiereserven kennenlernen konnte. Und man glaubt ja nicht was so in einem steckt, bis man es nicht probiert hat. 

Dabei kam mir ein Satz in den Sinn, den ich vor über 13 Jahren mal sagte: ich bin die Chefin hier, nicht die MS. 

Und ganz ehrlich, hätte man mich nach dem ollen Fräulein Trulla gefragt, an der einen oder anderen Stelle hätte ich möglicherweise gefragt: Wie? Ganz ehrlich, ab und an hab ich das Fräulein vergessen und war einfach die Chefin. Klar, die MS zu missachten ist auch kein Weg. Zumindest nicht dauerhaft. Aber der Erkrankung zumindest zeitweise eben auch eine weniger präsente Stellung im Leben einzuräumen hilft auf dem Weg zu sich selbst. Das fühlt sich gut an und gibt einem an neues, positives Gefühl. Es ist eine andere, sehr spannende Perspektive und ich schätze sie sehr. 

Dann hab ich es kapiert, meine Arbeit ist so etwas wie mein Motivator, meine Energie oder auch meine Inspiration. Ich ziehe meine Kraft daraus, weiterzumachen. Mir ist dabei völlig klar, dass jetzt einige von Euch den Kopf schütteln, sich vielleicht an die Stirn tippen oder mich für verrückt erklären. Aber es ist so, wenn ich meinen Job machen kann, bin ich in meinem Element, ich bin bei mir. Weil ich es gerne mache, leidenschaftlich gerne und mir ist völlig klar, dass man selten genug die Möglichkeit hat etwas zu tun, was einen zufrieden macht und auch wenn es manchmal Konflikte und Herausforderungen gibt, so ist es etwas, was einen erfüllt. Und das ist ebenso eine sehr seltene Sache für die ich sehr dankbar bin. Wobei, an dieser Stelle muss ich mich fragen, ob ich mir da auch ein gewisses Maß an Dankbarkeit schulde, den für das, was ich habe, habe ich hart und über Jahre hinweg gearbeitet, gelernt, justiert. Kommt also nicht von ungefähr, sondern von dem, was ich als Grundidee im Kopf hatte. Weniger klar damals, heute dafür umso konkreter. 

Etwas, das beim Ankommen hilft und ich denke auch, dass Ankommen bedeutet, das zu finden, was einen antreibt und was einem die Kraft oder Energie verleiht. Ankommen heißt auch den Luxus zu genießen das zu tun, was man leidenschaftlich gerne tut, was einen begeistert. Für das Leben, den eigenen Weg, das was einem am Herzen liegt und vieles mehr. Eben was einem was bedeutet. 

2023 hat mir einige Änderungen eingebracht. Gute wie schlechte. Weil das eine nicht ohne das andere geht, sie bedingen sich. Und man muss damit umgehen. Es war ein buntes Jahr, eines, das mich mitgerissen hat, eines, dessen Entwicklung mich dankbar macht und froh. Darüber was geschah, das was ich lernte und erlebt habe. Bei all den weltweiten Katastrophen die um uns herum passieren, ist es ein kleines, positives Licht, das ich hege und pflege, auch damit ich weitermachen kann. Fortschreiten.


Ich freue mich auf das neue Jahr und bin gespannt darauf, was es so bringt. Mein innerer Motor ist jetzt im Moment mehr oder weniger gedrosselt, ok, ein wenig ruhiger. Ich erhole mich, mache eine Pause vom Alltag und lade meinen Akku auf. Denn bald geht es weiter. 

Es ist bald Zeit dem neuen Jahr ein freundliches Servus entgegen zu rufen und zu sehen, was es im Gepäck hat. Was ich mir für uns alle wohl am meisten wünsche ist Frieden. Weniger Streit und Neid, mehr Freundlichkeit, Wertschätzung und Gemeinsamkeit. 

Ich wünsche euch allen nur das Beste für 2024 und freue mich auf ein weiteres Jahr mit Euch gemeinsam! 

Birgit 


 

Bilder: Canva

Text Birgit Bauer

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen