Donnerstag, 22. Mai 2014

Manchmal muss man sich was eingestehen ....

Reden wir noch ein wenig weiter über das, was in Dublin passierte. Das Schöne an dieser Konferenz war, dass es wirklich um MS und die Probleme damit ging. Viele Konferenzen sind ja für alle Erkrankungen offen, was gut ist, aber einfach mal über das Eigene zu sprechen, hat was.

Man fühlt sich so verstanden. Und muss nicht lange erklären. Kommen wir zu einem Satz, der uns alle auch nachdenklich machte: "Manchmal muss man sich was eingestehen ..."

Es ging darum, sich ab einem bestimmten Zeitpunkt einzugestehen, dass es eben Leben mit MS ist und nicht normal.
Fies oder? Wir fanden das alle nicht leicht. In der Runde waren quasi alte Hasen und einige wenige Newbies, die so ihre Schwierigkeiten damit hatten, zuzugeben, dass sie durch MS auch Defizite haben und Unterstützung brauchen.
Sei es in kleinen Dingen oder auch in größeren Nummern.

Für mich war es am Anfang schwierig, mein Herzblatt darum zu bitten, schwere Wäschekörbe in den Keller zu befördern oder auch den Staubsauger für mich wo hin zu stellen. Schwere Lasten und Treppen vertrage ich nicht so gut in einem Paket weil mein Gleichgewicht nicht immer funktioniert .
Auch etwas von einem Regal herunter zu holen, ist manchmal heftig und ich brauchte und brauche dann ein anderes Paar Hände. Zugegeben, das sind leichtere Dinge, es geht aber noch ganz anders. Manch einer braucht beim Anziehen Hilfe, ein anderer benötigt Assistenz für den Job, wieder andere benötigen andere Dinge.

Ich fühlte mich eine ganze Zeit lang, ehrlich gesagt, schwach. Aber das ist es gar nicht. Man ist nicht schwach.

Etwas, das alle so bestätigten. Es ist die Aufgabe, das anzunehmen, was da geschieht. "Zuerst musst du zu deiner MS stehen und dann annehmen, damit alles einfacher wird", sagte ein Teilnehmer im Rollstuhl, der mit Assistenten gekommen war. Das ist eine Hürde und leicht fällt einem das nicht. Es ist wohl wie das Aufgeben der eigenen Selbstständigkeit, die man aber damit ja nur wieder zurück erhält oder oft auch wieder ausdehnt. Das aber so zu sehen, kostet echt Kraft und oft Überwindung.

Das alles tut nicht gut und es zieht einen echt runter. Und drüber reden mag man dann auch nicht. Es ist ein Defizit und in unserer modernen Welt ist so etwas belastend.

Allerdings ist die Situation die: man kann, wenn es soweit ist, nicht wirklich ohne Unterstützung. Man braucht sie. Egal ob es körperliche oder auch seelische Unterstützung ist. Das ist so und so weh diese Erkenntnis tut, blickt man hinter die Kulisse, merkt man auch: Sie tut gut.

Und das Beste ist, das kann ich nur so bestätigen: wenn man sie annimmt, lebt man leichter, kann zurück ins eigene Leben und das ist eine Aussicht, die mehr gut tut als schadet. Man kann aus der vermeintlichen Schwäche heraus und für sich neue Stärken finden. So erging es mir auch. Ich lernte zum Beispiel Gelassenheit (gut, heute, wo ich das schreibe bin ich nicht so ganz gelassen, weil ich nämlich morgen nach Portugal soll und auf Tickets und Adressen warte ....) , ich kann heute über mich selbst lachen, nehme mich nicht mehr so ernst.

Zu meinen Schwächenkann ich heute stehen. Ich spreche offen aus, wenn es nötig ist und merke, dass es hilft. Mir, weil ich es so auch formuliere und höre und den anderen, die dann entsprechend reagieren können. Das erleichtert alles ein wenig und tut gut.

Die Runde hat mir Spaß gemacht, ich habe wieder einmal gelernt, dass sich Verstecken nichts bringt und vermeintliche Stärke eine ist, die nichts nutzt. Stark ist, so ein eindrucksvoller Satz, den ich aufschnappte, wer sich traut schwach zu sein und das auch sagt.

Weise oder?

Liebe Grüße
Birgit

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