Donnerstag, 6. November 2014

Kotzen könnt ich .... Von der 2. Klasse und wenn der eine auf den anderen schiebt ...

Also, so ganz entscheiden kann ich mich noch nicht, ob das jetzt Schikane ist oder was anderes, das ich gerade nicht benennen kann.

Jedenfalls könnte ich gerade kotzen. Ehrlich jetzt.

1. Weil Trulla zickt und ich 2. kein Physiorezept mehr bekomme ... aber alles der Reihe nach ...
Seit Tagen zwickt mich das Fräulein Trulla in der linken Körperhälfte. Erst kribbelte es ein wenig in der linken Hand, was mich jetzt nicht mehr so beeindruckt, dann kam das linke Bein dazu und beförderte mich auf flache Schuhe. Ich hab Aua. Und so weiter.

Ich brauchte also einen Doc, weil ich auch über Cortison sprechen wollte. Das Corti kann ich erst mal mit einer Minimaldosis oral einwerfen, mit Magenschutz, bevor wir in die Vollen knallen, weils noch erträglich und gut ist aber dann kam der Hammer: Als ich anfragte, ob ich bitte wieder ein Verlängerungsrezept haben könne für die Physiotherapie, kam, man müsse das prüfen.

Bitte. Wenig später ein Rückruf mit Befehlen. Nicht mit Kraftausdrücken, aber rüde.

Mein Therapeut hat keine Berichte geliefert, ich solle das SOFORT nachholen. Mein zarter Hinweis, dass man auch dort gleich hätte anrufen können, um das zu klären wurde klar beantwortet: Nicht meine Aufgabe.

Nö, aber meine oder wie? Nö, die des Therapeuten. Ja, und nu?

Ich war darüber nicht informiert, dass hier Berichte benötigt werden. Ich halte es nämlich nicht für meine Aufgabe, meine Rezepte bis ins Detail zu studieren. Und wenn mans schon braucht, wäre es in meinen Augen sinnig, da nicht um fünf nach zwölf anzurufen und pissed zu sein, sondern den Patienten bei der Rezeptübergabe ordentlich zu informieren.

"Bitte unterstützen Sie uns und weisen Sie Ihren Therapeuten auf den Bericht hin!", wäre doch hilfreich und macht mehr Sinn. Mal abgesehen davon, dass man als Patient ja gerne hilft, aber eben nicht gerne gemaßregelt wird.

Dann schwang man noch die Keule die ich moralischer Zeigefinger nenne und warf mir vor, keinen Facharztbericht zu haben, der belegt, dass ich MS habe und damit nötigerweise Physiotherapie bekommen sollte. Hä? Mein erster Gedanke war: Ich muss jetzt beweisen dass ich MS hab oder was? Nun, nicht ganz. Aber irgendwie schon.

Ich setzte mich also hin und recherchierte.

Gemäß meiner gesetzlichen Krankenkasse dürfte eine Weiterverordnung kein Problem sein. Mit MS falle ich in einen Ausnahmefall der bereits per Vertrag im letzten Jahr festgelegt wurde und die per ICD10 Code festgelegt wird. Zwischen den Verbänden. In diesem Vertrag wird auf die Beantragung von Verordnungen außerhalb des Regelfalls verzichtet, ebenfalls steht da, dass die Verordnungen nicht ins Budget des Arztes fallen, der für wichtig hält, dass es diese Verordnung gibt.

Arzt. Nicht Facharzt. Steht da.

Eigentlich ein klarer Fall. Ich müsste, so drei unterschiedliche Gesprächspartner unter anderem von der Krankenkasse und derlei, die wirklich mehr als informiert waren, die Physiotherapie bekommen.

Aber nix is. Angeblich gibt die Kassenärztliche Vereinigung vor, dass ich einen Neurobericht brauche. Quasi frisch aus der Presse. Was ja auch so einfach ist. Bei den Wartezeiten. Macht Spaß und bringt Freude.

Und das im Schub. Ich will das Gespräch heute gar nicht im Einzelnen auflisten, es ist mir zu frustrierend.

Was mich letztlich wirklich zum Kotzen bringt ist die Tatsache, dass die Krankenkasse was anderes erzählt als der Doc und die Kassenärztliche Vereinigung. Der eine sagt, dass es kein Problem sein darf, der andere jammert wegen Wirtschaftlichkeitsprüfung und zu dünner Argumentation weil er es nicht allein entscheiden kann, will usw.

Und das nervt erst recht. Verwirrend, in die Irre führend und völlig unlogisch in meinen Augen ist das. Ehrlich jetzt. Es fühlt sich an wie ein verschärftes "Stille Post Spiel" . Einer sagt was und der nächste plappert ganz was anderes bis der Nächste daher kommt und noch was Neues weiß. Und wem glaub ich jetzt? Man kann mir viel erzählen, wie finde ich heraus, was stimmt ohne mein restliches Leben mit Paragraphenwälzen zu verbringen. Nun gut, mal abgesehen, dass Trulla das bestimmt toll fände, weil ich da nie wieder aus dem Haus käme.

Ich glaube ehrlich, dass wir endlich eine klare, eindeutige und vor allem für Patienten einsehbare Regelung benötigen. Es kann nicht sein, dass Patienten Stunden damit verbringen, sich zu informieren und zu versuchen kompliziert formulierte Amtstexte zu verstehen.

Der Bezug von Leistungen muss klar und verständlich geregelt werden und zwar so, dass jede Partei, die in so einem Prozess beteiligt ist, auch weiß, wie etwas gehandhabt wird.

Der Patient muss wissen, welche Dinge er beibringen soll und auf was er zu achten hat.
Der Doc muss klar mit der Krankenkasse und den Verbänden Hand in Hand laufen können, damit solche wirklich unsinnigen und unnötigen Gespräche schlicht nicht mehr stattfinden.
Die Verbände müssen sich einigen und zwar so, dass Patienten es verstehen und nachvollziehen können, wenn der Doc etwas sagt.
Der Gesetzgeber ist in der Pflicht, endlich ein Gesundheitssystem zu schaffen, dass wir alle verstehen  und damit leben können.

Vielleicht könnte sich so mancher Gesundheitsexperte aus den Parteien mal damit beschäftigen? Damit wir, die wir bei der gesetzlichen Krankenversicherung sind uns nicht mehr so zweitklassig fühlen.

Redet mit uns, ladet uns ein und fragt uns Patienten doch einfach mal. Hört uns zu. Ich würde kommen und mitreden. Hört euch an, wie es uns da draußen geht und macht euch ein konkretes Bild davon, wie man sich als Patient fühlt, wenn man zwischen den Stühlen hockt und auf keinem einen Platz findet.

Den neben Ideen und Anregungen gäbe es sicherlich auch spannende Gedanken zum Einsparen. Weil, wenn ein System wirklich gut organisiert und für alle Beteiligten verständlich wie umsetzbar ist, dann gibts kurze Wege, effiziente Abläufe und gutes Klima anstatt Frust. Ich kann die Praxismitarbeiter schon auch verstehen, die müssen ebenso gefrustet sein, betrachtet man die Vorschriften, Papierberge und Regelungen, die ohnehin keiner mehr überblickt.

Falls also einer der Regierungsmenschen ein Gespräch möchte, bitte, ich bin da, ich kann auch mein Netzwerk fragen, da gibts bestimmt auch noch kreative Menschen, die was dazu wissen würden.

Frustriert,
Birgit



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