Mittwoch, 8. April 2015

Was alles war? Ich sehe zu gut aus! ;-) I'm really looking tooooo good. :-)




OMG. Die letzten beiden Wochen waren irgendwie schnell, ein bisschen rastlos, voll und intensiv. So intensiv, dass ich mehr auf das reine Erleben konzentriert war als darauf, alles das irgendwie ebenso rastlos hier zu bloggen.

Was ein wenig zusammenhanglos gewesen wäre und ohne wirklich viel Stoff. Quasi.

Also starten wir mit einem ersten Thema, das wir alle, die chronisch krank sind irgendwie kennen. Ein Thema, das mir die letzten Wochen ein wenig nacheilte, obwohl es eigentlich gar kein Thema sein sollte.



Es ist auch wirklich schlimm. Dass wir keinen Stempel aufm Hirn vor uns hertragen, der anderen deutlich macht, dass wir MS haben. Es ist auch wirklich übel, dass wir auch gute Tage haben. Sollen, können, dürfen, ach ja, müssen. Und dass wir dabei noch richtig gut aussehen können, ist der Oberhammer. Echt jetzt. Wie können wir? ;-)

Nehmen wir das Fräulein Trulla und mich. Wir sehen einfach gut aus. Nun gut, abgesehen von Trullas Spitzenkrägelchenmentalität in Gabardineröcken und ihren orthopädisch wertvollen Flachlatschen, die klotzig am Bein jeder Bodenwelle trotzen.
Also, das Trulla und ich, wir sehen gut aus. Man merkt nicht, dass ich sie im Gepäck habe und ich muss das olle Fräulein mal lobend erwähnen. Sie benimmt sich wirklich ausnehmend gut. Sie ist geradezu vorbildlich und meckert kaum herum. (Seit ich das Osterfest so gut wie verschlafen oder erschöpft abgehangen habe, hat sie sogar Fräulein Fatigue besser im Griff.)

Im Klartext: Ja mir geht es gut. Und ja, ich genieße es. Ich finde ja, ich darf das. Ich darf gut aussehen, mich gut fühlen und das auch ausstrahlen. Genau wie alle anderen auch.

Wieso auch nicht? Es gibt sie doch auch. Die Tage, an denen alles Scheiße ist, man krank aussieht, es ist. Tage, an denen man gräulich daher schleicht und sich am liebsten die Decke über den Kopf ziehen würde. Aber wenn diese Tage eben nicht da sind und in richtig genialen Tagen münden, sollte man das ausstrahlen dürfen.

Wenn ich aber xmal höre, dass ich zu gut aussehe und dass es nicht sein kann, dass ein MS Patient so gut aussieht, gehts mir gegen den Strich.

Wieso? Weil es nervt.

Nicht von denen, die mir das gönnen, die gibt es auch und ich bin diesen Menschen von Herzen dankbar dafür, dass sie es als normal betrachten, dass man gut aussieht. Unabhängig jeglicher körperlichen Kondition. Es gibt sie, die "Guten", die "Wohlmeinenden", die, die gönnen können.

Aber dann sind da auch die, die offensichtlich einen chronisch erkrankten Patienten nur dann als solchen tolerieren oder akzeptieren, wenn er auch krank aussieht.
Ist man Patient, hat man in deren Augen gefälligst schlecht auszusehen. Basta. Das gehört zur Krankheit genauso wie dass man nicht nach draußen ins Leben, sondern aufs Sofa gehört. Jawohl. Da wird schnell ein Stigma verteilt, das echt übel ist. Es verletzt. Grenzt aus. Und tut somit nicht gut. Es zieht runter. Macht irgendwie traurig und grau. Müssen wir das? Müssen wir nicht.

Es ist eine Sache, die ich von vielen anderen Patienten kenne und das, was ein bisschen tröstet ist die Tatsache, dass dieses Phänomen international ist und ich oft damit konfrontiert werde. Eine Lösung haben wir aber alle nicht. Außer dumme Kommentare, wenn überhaupt. Es ist ein menschliches Problem, denen, die schwächer, kränker oder gehandicapt sind, kein gutes Aussehen zuzugestehen. Warum? Fragt mich nicht. Die Schublade heißt "Krankheit" ....

Ja, ich sehe gut aus. Und? Ist es nicht irgendwie ein Grundrecht eines jeden Menschen? Ich glaube schon. Und zwar unabhängig von irgendwelchen Trullas & Consorten. Gutes Aussehen tut gut. Das Wohlbefinden steigt, man bekommt Komplimente und fühlt sich bestätigt. Sprich, die Seele wird gestreichelt. Umso wichtiger, wenn man ohnehin krank ist. Wir dürfen, sollen, können, müssen gut aussehen, wenn wir können.

Genau wie die, die gesund sind und nicht ertragen wollen oder können, dass eine Krankheit nicht immer auf den ersten Blick zu sehen ist. Sondern auf den zweiten. Sofern man dann noch hinsehen wollen würde. Wenn wir eben schwanken, langsamer sind oder die Fatigue uns trotz tollem Outfit irgendwann einholt und lähmt.

Krankheit muss man nicht zwangsläufig sehen, braucht man auch nicht. Kranksein heißt, nicht ausgegrenzt zu sein. Darf es nicht heißen. Denn: Man lebt oft genug anders als die anderen, weil die Umstände es verlangen.

Die andere Seite ist: Wenn Fräulein Trulla in der Deckung bleibt und ich nicht über sie reden will, gehe ich noch als gesund durch. Als eine von denen, die ohnehin gut aussehen dürfen und über die man sich nicht wundert .....

Finde den Fehler. :-)

Birgit

Bild: Birgit Bauer, Copyright 2015



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