Dienstag, 26. Januar 2016

Mögen Sie sich wie Sie sind?

Diese Frage stellte Anke Engelke vor einiger Zeit in der Reportage "Fast perfekt - Die Selbstoptimierer".

Würde sie mir die Frage stellen würde ich sagen: "Ja, auf jeden Fall!"


Gut, ich hab einige Pfunde zuviel, Weihnachten liegt noch an meiner Hüfte, aber das kann ich sanft ändern. Aber ich tue das nicht, um an mir eine Art Selbstoptimierung oder Finetuning zu betreiben, sondern für meine Gesundheit.




Warum sollte ich mich wie ein olles Auto tunen? Um dem zu entsprechen, was andere unter Schönheit definieren?

Überhaupt: was ist ein optimaler Mensch? Wie sieht der aus?
Schaut man sich die Reportage an, wird man nachdenklich. Die Menschheit scheint oft wie besessen von dem Thema Selbstoptimierung. Da wird getrackt, in Wettbewerben die Schrittzahl gezählt und die Selbstkritik scheint heftiger als je zuvor. Dort was weg, da was dazu, da was gestrafft und dort was gespritzt. So lange, bis man dem optimalen Bild entspricht. Dazu kommt, dass es Menschen gibt, die sich mit Medikamenten vollknallen um geistiger leistungsfähiger und wacher zu sein.

Was bringt das? Bin ich Meister der tausend Schritte, wenn ich meinen Trainingspartner überhole? Muss ich mein Hirn mit teurer Chemie tunen, um andere geistig oder denktechnisch überholen zu können? Dürfen wir uns eigentlich noch so mögen, wie wir sind? So ganz ursprünglich?

Oder sind wir immer mehr Maschinen, die zu funktionieren haben als Menschen, die auch mal einen Fehler haben dürfen?

Anke Engelke bringt es in ihrer Reportage auf den Punkt und ich wurde nachdenklich.
(Zum Nachschauen hier: Zur Doku zum Nachschauen!)

Ich habe mich jetzt lange gefragt, was mit uns ist. Denen, die von einer Erkrankung betroffen sind und eben nicht dem Optimierungswahn hinterher laufen können. Weil unsere Fragen im Leben ganz andere sein können als die, wie man sich noch optimaler in Form bringen kann.

Klar ist, auf die Gesundheit muss man schauen, jeder, egal ob chronisch erkrankt oder nicht, muss etwas dafür tun. Aber wenn wir von Optimieren reden, reden wir auch von einem von anderen verordneten Bild des idealen Menschen. Und davor gruselt mir.

Ich verstehe, dass die Gesundheitswirtschaft im Laufe der Jahre über einige Probleme und Fragen stolpern wird. Wir werden ja nicht jünger, leben aber länger. Dass das auch eine gewisse Eigenverantwortung mit sich bringt, was unseren Umgang mit der eigenen Gesundheit betrifft, bin ich absolut dabei. Aber müssen wir uns bis zum Anschlag optimieren? Ist das gesund?

Gesund zu leben hat für mich auch etwas damit zu tun, sich gut zu fühlen, zufrieden zu sein. Kann das ein Tracker leisten? Ich bin mir nicht sicher.

Und noch eins kam mir in den Sinn: Wo stehen wir, die wir uns nicht selbst bis zum Anschlag optimieren können, in der Gesellschaft? Was ist mit Patienten, die in dieses gesellschaftliche Optimalbild nicht passen?

Dazu passt übrigens auch der nächste Artikel, den ich gerade plane. Bleibt dran! :-)

Wie denkt Ihr? Habt Ihr die Reportage gesehen?

Nachdenkliche Grüße
Birgit

2 Kommentare:

  1. Liebe Birgit

    So, ich versuche es noch ein mal mit meinem Kommentar :-) Weiss zwar nicht mehr, was ich vorher geschrieben habe, aber es war etwa so:

    Ja, ich mag meinen Körper so wie er ist. Und das trotz MS. Oder vielleicht auch durch die MS.

    Mein Körper hat einiges durchgemacht und vieles hat seine Spuren hinterlassen, wie z.B. zwei Schwangerschaften, 5 Op's, Copaxone Spritzen, Haarausfall durch Medikamentennebenwirkungen. All das macht mein Körper mit. Trotzdem kämpft er und gibt sein Bestes. Gut, das mit der MS hat er nicht wirklich gut hingekriegt. Aber auch da. Ich habe MS und trotzdem kriegt es mein Körper hin, bis jetzt, keine lebenswichtigen Läsionen zu produzieren. Die vielen Hirnschäden die ich dadurch habe, umschifft das Gehirn mit mehr oder weniger Geschick.

    Ich bin zufrieden mit meinem Körper.

    Ja, ich mache Sport, einerseits weil ich mich gut fühlen möchte, andererseits weil es mir bei MS hilft. Ich lege viel Wert auf mein Äusseres und schminke mich jeden Tag. Für mich ist das ein gutes Gefühl. Und ja, ich finde meinen Körper klasse!

    Vielleicht haben wir chronisch kranken einfach ein anderes Körpergefühl. Wir sind dankbar, dass es der Körper gut hinkriegt. Alles andere wird eher unwichtig. Wir haben einen etwas anderen Fokus auf unseren Körper und deshalb nicht so das Bedürfnis, uns zu tunen. Ich weiss manchmal nicht, ob ich diese Personen, die sich nur durch ihr Äusseres definieren, vielleicht bemitleiden soll. Aber was solls, sie wissen es vermutlich nicht besser.

    Hm, ich hoffe, das war jetzt irgendwie verständlich.

    Liebe Grüsse, Katarina

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    1. Liebe Katarina, jaaaa, angekommen! :-) Danke für deine Gedanken. Mir geht es ähnlich. Ich mag ihn, diesen meinen Körper. Ich finde, der ist ziemlich belastbar und daher versuche ich auch, ihn zu pflegen. Sprich mich. Und ja, ich mag es auch, gut auszusehen. Und ja, es war verständlich! Liebe Grüße, Birgit

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