Geht es doch um Sprache und darum, was Sprache so macht. Nicht umsonst heißt es oft, dass Worte eine starke Waffe sein können. Sie können auch ein Tritt sein, der ausgesprochen schmerzt oder aber eine Botschaft vermitteln, die liebevoll ist. Vor Jahren schon lernte ich die liebe Sabine Breit bei einer Veranstaltung kennen. Sie hat mir zu dieser Zeit sehr geholfen, weil damals mein Englisch quasi noch nicht so salonfähig war. Sabine ist Linguistin und eine Frau mit inspirierenden Gedanken, die einen oft genug eine neue Perspektive schenken, mit der man sich befasst.
Sie hat über Sprache ein Essay geschrieben, es heisst: Mit Klartext gegen den Stillstand und ist beim Magazin "Ethik heute" erschienen. Während ich über Greta und Co. las und deren Sprachgebrauch und die unterschiedlichen Typen der Sprache, fiel mir eines auf oder, sagen wir, es blieb hängen: Herzenssprache.
Der erste Satz war es, der mich ansprach:
"Wer aus dem Herzen sprechen kann, sorgt für Klarheit und kann Dinge in Bewegung setzen."
Erster Gedanke: Oh ja, wie oft sagt einem ein Arzt oder ein anderer Experte in Sachen Medizin etwas und man sitzt da und hat keinen blassen Schimmer von was gerade gesprochen wird? Wie oft bekomme ich von Euch solche Erlebnisse erzählt und jedes Mal finde ich es so schade, dass gerade im Bereich Information für Menschen mit Erkrankungen und gerade nach der Diagnose die Sprache und deren Wirkung auf die, die zuhören so wenig Beachtung findet. Mir ging durch den Kopf, dass es gerade bei uns Menschen, die wir mit Diagnosen und den Erkrankungen leben müssen, oft daran fehlt. Eine Sprache mit Herz und Hirn sozusagen.
An der Klarheit, denn oft verstehen wir nicht, was der Arzt uns sagt. Er spricht das, was er gelernt hat, Medizin oder Arzt. Dass der Mediziner versteht, was er sagt, ist klar. Aber ganz ehrlich: Kann man immer davon überzeugt sein, dass Menschen, die gerade zum Patienten werden, verstehen, was gesagt wird, wenn es nicht aus dem Herzen kommt und klar genug ist, um die Spannbreite einer Information zu begreifen?
Ich verstehe das, es ist schwierig. Herzenssprache braucht Zeit. Patienten brauchen Zeit. Sie müssen verstehen, was vorgeht, was passiert und was vielleicht passieren muss. Sie müssen Entscheidungen treffen. Und mit einer Erkrankung leben, die sie, wie wir mit MS ihr Leben lang nicht mehr los werden.
Wer also aus dem Herzen spricht, spricht Klartext. Ich glaube sogar, auf eine sehr liebevolle und freundliche Art. So, dass es eben nicht so weh tut, wenn man hört, was da auf einen zu kommt, sondern, dass man versteht. Dass man von Anfang an durch das gesprochene Wort des Arztes in die Lage versetzt wird, am Ende des Tages für sich und gut zu entscheiden. Vielleicht auch etwas ruhiger zu bleiben. Wer sich klar darüber ist, was er da sagt, sorgt für Klarheit auf der anderen Seite und kann das Bewegen, was für Menschen mit Erkrankungen oft wie ein riesiger Fels anmutet, den man nie zu bewegen vermag.
Im Laufe der Zeit habe ich mit vielen Neurologen gesprochen, einige waren faktenverliebte Mediziner auf der Wolke 7 sitzend, mit den Beinen baumelnd medizinisch dozierend und zufrieden. Andere wiederum waren solche, von denen ich mir mehr wünsche. Solche, die sich Zeit nehmen, die zuhören und verstehen, dass das, was im großen Umfang MS heißt, mehr ist als eine Erkrankung.
Es ist ein Leben und daran hängt ein Mensch und der braucht eine Sprache, mit der er klar kommt. Die Klarheit schafft. Denn diese Klarheit ist es, die uns nach vorne bringt, weil wir entscheiden können. Dass wir, die wir mit Erkrankungen durchs Leben müssen, auch für Klarheit sorgen müssen ist nur logisch. Wir müssen schon auch dafür sorgen, dass dem Mediziner klar ist, was wir wollen. So gesehen, Herzenssprache und Klarheit schadet wohl keinem.
Daher gefällt mir Sabines Essay so und daher möchte ich es allen Leserinnen und Lesern heute mal ans Herz legen. Denn Sprache spielt in jedem Bereich des Lebens eine Rolle. Besonders aber oder auch besonders bei uns, die wir mit Erkrankungen leben. Wir brauchen das Herz und die Klarheit, um unseren Weg finden zu können.
Lest also und erfreut Euch an dem Essay! Und wenn Ihr Gedanken habt, die Ihr mir oder Sabine sagen wollt: Es gibt die Kommentarfunktion oder folgt Ihr auf Twitter!
Hier nochmal zum Essay von Sabine, das bei "Ethik heute" erschienen ist!
Herzliche Grüße
Birgit
Herzlichen Dank an "Ethik heute" und Sabine Breit für die Erlaubnis das Essay hier nutzen zu dürfen.
Text: Birgit Bauer
Bilder: Pixabay.com und Sabine Breit
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