Montag, 9. März 2020

Was ich von Trulla in Sachen Corona gelernt hab und warum das Zweitbeste manchmal auch ok ist!


Wir gehen unter. Sagen die Pessimisten wenn ich Twitter aufmache. Wahrscheinlich mit Kellern voller Klopapier und Pasta, aber wir gehen unter. Ganz bestimmt.

Uns hat das Corona Virus erreicht und Panik macht sich breit. Oder Unmut. Je nach dem. Andere machen sich lustig und liest man sie, dann könnte man meinen es wäre Blödelpulver im Morgenkaffee gewesen. Vielleicht ist es auch Galgenhumor? So richtig klar ist mir das nicht.


Ehrlich? Mir geht das auf die Nerven. Als sich vor einigen Tagen jemand bei mir beklagt, hat, dass es jetzt mit Veranstaltungen aus ist und Ausgehen und Freizeitangebote ja so schrumpfen und man nun nur langweilige Wochenenden verbringen könne, wegen des Scheiß Virus und dass das Leben wirklich an Qualität verloren hat, habe ich lange drüber nachgedacht.


Ich fragte mich, ob es wirklich so schlimm ist, jetzt einfach aus Sicherheitsgründen das eine oder andere im Leben einfach für einen Moment wegzulassen. Das lässig daher geschwafelte und betont genervt gesprochene "Da passiert schon nichts, die sollen sich nicht so anstellen" , hinunter zu schlucken, genauso wie die Enttäuschung darüber, weil andere das Risiko von Ansteckung etc. verständlicherweise weder tragen können noch wollen.

Das Fräulein Trulla
(auch bekannt als MS)
Betrachte ich die Situation im Moment, erinnert mich das an meine Diagnose. Von einen Moment auf den anderen war alles anders. MS. Nicht verhandelbar, nicht wegzukriegen. Es war so wie es war und es ist so wie es ist.
Klar war auch ich in den ersten Moment traurig, enttäuscht und verärgert. Aber was sollte ich tun? MS bleibt und verändert das Leben erst mal ordentlich. Verzicht spielt übrigens auch eine Rolle. Es passiert oft, dass ich etwas nicht mache, weil mir klar ist, dass es ziemlich ungesund wäre, würde ich es tun. Kann man auch hier nachlesen. 

Mit der Zeit wurde ich Profi darin, und das habe ich mit MS auch gelernt, mich auf Veränderungen einzustellen und mit Einschränkungen zu leben. Das Lehrstück "Das Beste draus zu machen, auch wenns Scheiße ist" war hart, aber hat mir geholfen.

Nämlich jetzt. Corona kommt und alle klagen. Öffne ich die Social Media, bleibe ich im Moment nur kurz, ich bin genervt von den Unken, den Klägern, den Streitern, denen, die sich lustig machen und derlei. Ich habe weder einen Keller voller Klopapier oder Pasta und horte nicht literweise Desinfektionsmittel.

Ich bin auch keiner dieser Hamsterkäufer, habe meinen Humor behalten und mache ab und an auch einen schwarzen Witz über die Sache. Dennoch nehme ich sie ernst. Weil sie uns alle betrifft. Egal ob wir mit MS oder einer anderen Erkrankung leben, Corona betrifft uns alle. Und wir haben jetzt die Pflicht uns damit zu befassen, News zu sortieren und mit Einschränkungen zu leben. Wir tun es nicht nur für uns, sondern für uns alle.

Was ich mache?

Erst mal tief durchatmen und ruhig bleiben. Das Ding ansehen, das was da passiert für mich einschätzen. Mir eine eigene Meinung bilden und überlegen, was ich jetzt benötige. Als Mensch mit MS und als Birgit. Sich vernünftig zu informieren, eine Meinung zu bilden ist das für mich essentiell. Weil ich oft Entscheidungen treffen muss, die meine Gesundheit betreffen. Ich bin auch der Meinung, dass es jetzt hilfreich ist, sich informiert an die Sache heran zu wagen, weil man so in mancher Situation möglicherweise besser den Überblick behält und entspannter bleiben kann.

Essen? Es läuft so wie immer. Mein Vorrat an Lebensmittel ist immer gut bestückt, weil ich weiß, dass es Zeiten gibt, in denen mir die MS wenig Raum für ausgiebige Touren durch den Supermarkt lässt, also ist immer ein Grundstock im Haus, der einige warme Mahlzeiten ohne Einkauf ermöglicht. Übrigens auch genügend Klopapier. ;-)

Rausgehen? Ja, klar, gestern war ich zum Kaffeetrinken in einem Lokal. Ich gehe immer etwas gegen den Strom, also vor 15.00 Uhr denn da gab es genügend Platz und die Atmosphäre war entspannt. Als der Ansturm der Sonntagskaffeetrinker kam, waren wir gemütlich auf dem Heimweg, ich mag dieses Sonntagsgedränge nämlich nicht. Ich gehe auch zum Friseur. Allerdings habe ich vorher angerufen und die Lage gecheckt und die haben das verstanden.

Einkaufen? Auch gegen den Strom. Ist einfacher für mich, bessere Parkplätze, mehr Platz. Ich mag das gemütliche Einsammeln aller Dinge auf der Einkaufsliste und das geht am besten, wenn die anderen nicht da sind. Und alles geht ein wenig schneller, keine Kassenschlangen, das Personal ist entspannt und braucht man Hilfe, bekommt man sie.

Haushalt? Auch kein Ding, da wird zusammen geholfen und gemeinsam sauber gemacht. Läuft also auch.

Reisen? Nun, das ist tricky, viele Veranstaltungen sind abgesagt und daher bleibt man dann ohnehin Zuhause. Einige Veranstaltungen bleiben übrig und hier gilt es abzuwägen wie wichtig einem das ist. Kann man sich in einen Flieger trauen? Oder bleibt man besser Zuhause und wartet ab? Ich finde das am schwierigsten und plage mich seit Tagen mit solchen Entscheidungen herum, versuche aber vernünftig zu entscheiden und mache das Schritt für Schritt.

Vom Fräulein Trulla habe ich gelernt, mich zu organisieren, ein wenig vorzusorgen und es nicht krumm zu nehmen, wenn es ganz anders kommt als erwartet. Ich habe immer einen Plan B und das hilft mir auch derzeit im Umgang mit Corona, den kriegen wir jetzt auch so schnell nicht weg. Auch wenn wir uns in Desinfektionsmittel baden.

Was ich auch gelernt habe ist, es mir in solchen Situationen (in dem Fall MS oder Corona) gut für mich zu sorgen und dennoch eine gute Zeit zu haben. Ich habe immer einige Dinge um mich, die ich gerne mache, Bücher, Musik, Knitflix. (Knitting also Stricken und Netflix :-)  ) Ich muss dafür nicht das Haus verlassen und habe etwas, was mich in gute Stimmung versetzt.

Ich habe gelernt, mich in Geduld zu üben und zu versuchen, einen Überblick zu kriegen, Fakten zu sammeln und keine FakeNews. Einen Aluhut habe ich nicht, aber einen "Delete Button" für zu viel Mist. Es ist mir wichtig zu sehen, was die Möglichkeiten sind und das geht nur, wenn man pragmatisch die Fakten betrachtet. Dann ist es möglich zu sehen, was die Möglichkeiten sind. Und in den meisten Fällen ist das noch etwas, das man machen kann.

Ehrlich? Ja es ist manchmal nur das Zweitbeste und auch ich bin nicht immer begeistert. Aber bevor ich gar nichts kriege, ist das für den Moment ok. Besonders jetzt und in dieser Situation ist das etwas, was mir hilft, einfach mal gelassen zu bleiben und die eine oder andere Sache im Leben anders zu machen.


Nachdenkliche Grüße

Birgit

P.S.

Wer ein wenig mehr wissen möchte, da gibts vernünftige Infos:

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus.html
DMSG
MS Doc Blog zu MS und Corona
Robert Koch Institut



Bild Fräulein Trulla: Birgit Bauer, Manufaktur für Antworten UG, gemalt von Marion Stein
Bild von Alexas_Fotos auf Pixabay
Bild von Selling of my photos with StockAgencies is not permitted auf Pixabay

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