Ich habe mich für letztere Form entschieden. Andere sind schon laut genug.
So gesehen, ich habe die Nase voll. Voll von den ewigen Verschwörungstheorien, dem sich wehren gegen etwas, das eigentlich einfach ist und nachweislich hilft. Die Maske. So gesehen ein Stück Stoff um andere und sich selbst zu schützen. Wenn alle es nutzen.
Ich hätte nie gedacht, dass ein Stück Stoff so viel Aufmerksamkeit und Diskussionen aufbringt und dazu führt, dass sich Menschen gegenseitig aggressiv angreifen, sich die Köpfe fast schon einschlagen und dabei vergessen um was es auch geht: Rücksicht und Menschlichkeit.
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Bild von Gerd Altmann auf Pixabay Ja, es ist eine Einschränkung, ich mags auch nicht, es ist ab und an ziemlich heiß drunter und es erfordert oft mehr Konzentration auf andere um zu erkennen, was ihnen wichtig ist, wenn wir sprechen. Aber um es so zu sagen: Im Moment ist dies wohl eine Sache, die nicht zu ändern ist, wenn wir über Corona, eine Infektion und das Minimieren des Erkrankungsrisikos sprechen.
Natürlich ist es eine Umstellung, das ganze Leben ist es im Moment. Wer mich kennt weiß, dass ich nicht alle Vorgaben oder Regeln einfach kommentarlos akzeptiere. Ich diskutiere und erhebe schon auch meine Stimme, wenn ich etwas nicht gut finde. Aber in dem Fall wundert es mich schon, wie ein kleines Stück Stoff zum Zankapfel einer Nation werden konnte.
Ich trage Maske. Weil es mir wichtig ist und ich finde es fair meinen Mitmenschen gegenüber, besonders denen, die man als so genannte "Risikogruppe" bezeichnet. Und weil es die Regeln der Gesetzgebung ohnehin von mir verlangen.
Die Maske ist, neben Händewaschen und Abstand halten, das, was ich tun kann und was ich tue.
Als jemand, der mit einer Autoimmunerkrankung, mit Multiple Sklerose, lebt und damit auch als gefährdet eingestuft ist, bin ich froh um jeden, der eine Maske trägt.
Und zwar richtig, by the way, auch über der Nase und nicht nur über den Mund oder schick ums Kinn drapiert. Das sind für mich die wahren "Nasenbären".
Jeder, der eine Maske trägt, schützt mich. Anders herum, ich schütze die anderen auch vor mir indem ich sie trage.
In den vergangenen Monaten hatte ich zahlreiche Gespräche mit Menschen, die mit chronischen Erkrankungen leben. Viele Schicksale und Erlebnisse waren ziemlich traurig. Ich versuchte zu helfen, online, am Telefon, mit Emails oder auch mal einem "Online Kaffeeklatsch". Aber nicht immer war ich in der Lage, die Bedrückung ein wenig zu erleichtern oder Zuversicht zu vermitteln.
Viele Menschen mit chronischen Erkrankungen waren und sind traurig, frustriert und oft in einer Depression gelandet, mit der Isolation hadernd. Sie trauen sich nicht mehr nach draußen, auch wenn die Regeln gelockert wurden, sind vorsichtig und bleiben weiter Zuhause. Sie fühlen sich natürlich ausgeschlossen und kämpfen mit der Maskendiskussion.
"Was ist an Schutz so schlimm?", fragte einer meiner Gesprächspartner. Nichts. Eigentlich. Würden wir uns alle mal ein bisschen einkriegen und eine simple Sache nicht als Alibi dafür verwenden, eine teilweise merkwürdige Haltung einzunehmen und grundsätzlich erst einmal gegen alles zu sein. Ein Stück Stoff als Alibi für Protest? Auslöser dafür, dass Menschen andere beleidigen oder direkt auf einander losgehen und seltsame Theorien verbreiten und die Meinung anderer nicht zu akzeptieren aber totale Akzeptanz der eigenen Meinung zu fordern?
Eine Maske zu tragen hat für mich nichts mit Angst oder Panik zu tun, sondern mit Vernunft und Rücksicht. Auch, oder besonders im Hinblick auf die Gesundheit aller. Das ist menschlich. Und derzeit wohl etwas, was man tun kann.
Für uns chronisch Erkrankte hat es damit zu tun, dass wir schon krank sind und ein bisschen mehr aufpassen müssen um nicht noch kränker zu werden. Wir wissen um unsere angeschlagene Gesundheit und passen auf.
So wie es oft von anderen, oft auch Gesunden empfohlen wird: "Bleib gesund und pass auf dich auf", hört man oft. Jetzt noch öfter. Und klar: Ja gerne!
Übrigens, eine Maske zu tragen hilft dabei. Allen, wenn alle es tun. Genauso wie Abstand halten und Händewaschen. Übrigens etwas, was für viele chronisch Kranke auch in Normalzeiten ganz selbstverständlich ist. Viele müssen auch in normalen Zeiten eine Maske tragen, wenn sie raus gehen.
Die Maske und Hygiene sind ein Zeichen von Menschlichkeit und Rücksicht. Ein Miteinander. In Zeiten wie diesen ist das angebracht. Oder angebrachter als krude Theorien oder den Satz: "Ich habe das Virus noch nie gesehen!" Ja soll sich so ein Virus vorher noch kurz vorstellen?
So gesehen meine MS hat sich auch nicht vorgestellt. Sie war einfach da. Selbst jetzt sieht man sie mir nicht unbedingt an, aber sie ist da. Jeden einzelnen Tag und ich sag Euch eins, den Coronavirus brauch ich nicht noch dazu. Und das ist das Problem: Krankheiten passieren. Sie fragen nicht, ob man sie aufnimmt, sie kennen keine Grenzen oder Stoppschilder.
Es ist eine unserer Aufgaben, uns bestmöglich zu schützen auch die Fürsorge für die zu übernehmen, die ohnehin schon täglich mit chronischen und schweren Erkrankungen zu kämpfen haben. Und wenn es das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und Abstand sind, dann dürfte das doch nicht so schwer sein. Oder?
Das, was ich in den Nachrichten sehe oder von Kollegen und Freunden, die bedauerlicherweise erkrankt waren höre, ist echt genug. Sie kämpfen, um ins Leben zurück zu kommen und es ist hart. So gesehen, eine Maske zu tragen, ich wiederhole mich: Ist Schutz, aber eben menschlich und rücksichtsvoll gerade denen gegenüber die schwächer und stärker gefährdet sind. Etwas, das viele offenbar vergessen haben.
Das Motto des diesjährigen Welt MS Tages im Mai war: Miteinander stark. Die Menschen mit MS haben an diesem Tag mehr als Zusammenhalt und Präsenz gezeigt und darüber gesprochen, wie die Community zusammenhält. Eine Sache, die jetzt aktueller denn je ist und zwar nicht nur in Sachen MS, sondern für alle.
Ich finde, es ist an uns, was wir machen: Ob wir uns die Köpfe im Streit um eine simple Maske einschlagen oder ob wir umdenken und #miteinanderstark sind. Damit alle geschützt sind, bis wir mehr über das Virus wissen und uns anders schützen können. Egal ob krank oder gesund.
Und bis dahin: Tragt das Teil! Damit wir auch weiterhin gut miteinander umgehen können.
Nachtrag: Offenbar wurde nicht immer verstanden, was ich meine: Ich erwarte von keinem, dass er eine Maske trägt, sobald er in meine Nähe kommt. Ich erwarte einfach, dass die existierenden Regeln gemäß den Vorgaben eingehalten werden und ich erwarte, dass Ihr den gebotenen Abstand von 1,5 m zu mir einhaltet. Was daran unverständlich oder nicht umsetzbar ist, konnte mir bisher keiner erklären, der mir die Maske ausreden wollte.
Danke
Birgit
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