Donnerstag, 6. Mai 2021

Informationsflut - 5 Tipps gegen Info - Überforderung und Falschinformation

Im Moment leben wir mit einer täglichen Flut an Informationen. Die einen sind richtig, andere sind an den Haaren herbeigezogen, wieder andere sind schlicht falsch oder total unsinnig. Dazu kommen Infos, die quasi vom Hörensagen kommen, einer hört was, trägt es weiter, der nächste bastelt was dazu und am Ende des Tages haben wir eine Mischmaschmeinung über dieses und jenes. Kennen wir. Aus der Kindheit, wenn wir "Stille Post" spielten. Es gibt nur einen Unterschied, damals war es Spaß, heute kann es bisweilen fies enden. 

Alle diese Informationen überfordern, verwirren und wirken sich nicht nur schlecht auf die Psyche der Menschen aus, sie schüren auch nicht selten Missverständnisse, Neid und Unmut. 

Selbst für mich ist es oft nicht so wirklich einfach, herauszufinden, was gut ist und was nicht. Ist der, der die Infos teilt jemand, der einfach nur was von sich gibt, um Aufmerksamkeit zu bekommen? Oder ist die Information schlicht der Wutausbruch von jemand, der seinem Ärger Luft macht und der seine schlechte Stimmung an andere weitergibt? Sind alle anderen schuld am eigenen Elend nur man selbst nicht? Oder hadert jemand mit der Situation? Oder ist die Info einfach, so schlecht sie vielleicht auch ist, sogar noch richtig? 

Es ist wie beim "Stille Post Spiel" einer sagt was und am Ende der Reihe kommt etwas ganz anderes raus. 

Beispiel gefällig?

Als kürzlich die Impfung gegen MS aufkam, war die Euphorie groß. Aus der MS Impfung wurde eine kombinierte Impfung gegen Corona und gegen MS und dann kam dazu, dass das ja diesen Sommer passieren würde. Viele waren begeistert. 

Aber so schön es wäre, aber MS und Covid in einem Impfstoff gibt es nicht, ob das mit der MS Impfung klappt, ist noch nicht raus, es gibt dazu einige Äußerungen auch vom Krankheitsbezogenen Kompetenz Netzwerk MS. (KKNMS) Wer mag, kann hier mal schauen: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/120163/mRNA-Vakzinierung-nicht-ohne-weiteres-auf-Multiple-Sklerose-uebertragbar

Aber zurück zum Thema: Das Auffällige an der Sache war, dass sofort ohne Einschränkung und ohne Check oder weitere Stellungnahmen abzuwarten geteilt und diskutiert wurde und viele glaubten die Sache und waren enttäuscht, als sie hörten, dass dem nicht so ist. Es entwickelten sich abermals Diskussionen, die oft ungut ausgingen. 

Auch ich wurde oft gefragt, was ich darüber weiß, aber mein Wissen beschränkte sich auf das was offiziell war. Ich habe damals den offiziellen Link des KKNMS geteilt, um ein wenig verifiziertes Wissen ins Spiel zu bringen, war aber schon zu spät. Das große Teilen war längst am Laufen und falsche wie richtige Infos sausen durch die Community und am Ende tun sie nur eines: verwirren. 

Ich verstehe das, das sind an und für sich gute Neuigkeiten. Klar muss man darüber sprechen. Man sollte sich auch eine Meinung bilden. Aber bitte eine, die auf Fakten basiert, nicht auf Hörensagen. 

" Jupidu, der heiße Scheiß wir werden geimpft" wird sofort geteilt. Geprüft wird da nichts mehr und das ist schlecht. So kommen wir dem Ziel, gut informiert zu sein, nicht näher. Und wenn wir immer über die berühmte "Health Literacy" sprechen, also das Bewusstsein für unsere Gesundheit, ist es wichtig, die Fakten zu checken. 

Daher meine 5 Tipps gegen Überforderung und Falschinformation:

1. Glaubt nicht jeden heißen Scheiß! 

Informiert euch bei vertrauenswürdigen Quellen und prüft eine Info auf Richtigkeit. Das was er eine schreibt, muss die andere nicht glauben und auch nach den Quellen einer Information zu fragen ist etwas, das nie schadet. So beugt man der Verwirrung vor und kann zudem auch denen helfen, die nicht so gut informiert sind. Zum Beispiel denen, die gerade die Diagnose erhalten haben. Sie sind oft nicht so informiert wie die "alten Hasen" unter uns und brauchen unsere Unterstützung. 

Daher informiert Informationen teilen hilft anderen die Angst zu nehmen, sich selbst natürlich auch, und ab und an einfach mal etwas nicht zu glauben oder über google, Patientenorganisationen oder informiertere Menschen zu prüfen und zu hinterfragen schadet nie. So lernt man auch, Informationen immer besser einzuordnen. 

2. Überall mitmachen? 

Es gibt Diskussionen, da laufen sich viele richtig heiß. Diese Diskussionen werden oft unsachlich, beleidigend und unverschämt.

Da wird sich verbal der Vogel gezeigt und klar haut man dann noch spät Abends noch einen raus, wenn es sein muss. Unreflektiert und oft destruktiv. 

Ich schaue mir laufende Diskussionen zu Themen, die mich interessieren an, checke, wie der Ton gerade ist und wenn es schon überbordet, bin ich nicht dabei. 
Es braucht zuviel Energie und ruhigen, wie sachlichen Argumenten ist ab einem bestimmten Punkt keiner mehr aufgeschlossen gegenüber. Manchmal ist es dann sinnvoller, die Energie für etwas zu verwenden, das mich positiv stimmt. 

3. Zeiten einschränken 

Ich habe mir, trotz meines Jobs, der fast zu oft in Social Media stattfindet angewöhnt, meine Zeiten einzuschränken. 

Das hilft mir, entspannt zu bleiben und nicht gestresst zu sein und ich habe zudem gelernt, zwischen mir und dem Job eine Grenze zu ziehen. 

Ich habe quasi Zeiträume eingerichtet, weil ich auch glaube, dass das meinem Leben mit MS gut tut. Und Abstand hilft auch, das Teilen von Infos sinnvoll zu gestalten, weil manche Sache mit Abstand ganz anders aussieht. 


4. Digital detox  oder gepflegt Abhängen 

Ein Begriff den wir schon oft gehört und gesehen haben. Gerade in den letzten 12 Monaten kam er mir oft unter. Klar, wir verbringen mehr Zeit im Netz, wir können uns nicht treffen. 

Aber es ist ab und an sinnvoll, und ja ich grabe den Tipp wieder aus, weil er einer ist, der klappt, die Finger an bestimmten Tagen, wie dem Wochenende, das sich anbietet, vom Smartphone zu lassen. 

Etwas zu tun, was draußen stattfindet, an der frischen Luft. Mit einem Buch auf Reisen zu gehen und sich bewusst zu machen, dass Facebook am Montag auch noch da ist. Kann ich übrigens bestätigen, ich habs probiert. Und wenn man dann eine dieser stressigen Diskussionen verpasst hat, ist das kein Schaden. Ehrlich. 


5. Es ist wichtig, in Balance zu bleiben - auch beim Diskutieren!

Wenn Themen überborden, neigen wir dazu, das auch zu tun. Daher, und ich gebe zu, das ist eine Herausforderung, ist es wichtig, sich auch selbst einen gewissen Abstand zu gewissen Dingen zu behalten. Auch wenn es emotional wird in einer Diskussion, sachlich bleiben - oder Finger weg. 

Emotionaler Abstand und eine neutrale Haltung helfen, den Überblick zu bewahren und besser beurteilen zu können, was einem wichtig ist. Die Diskussion oder meine Balance? Gerade wenn Themen emotional werden sind neutrale Argumente echt hilfreich, weil sie dabei unterstützen, die Situation nicht ins Drama zu ziehen und nicht mehr aus einer kleinen Notiz zu machen, als sie ist. 

Und keiner mag das Drama, das beweisen wir alle immer wieder, wenn wir uns wieder über miese Schlagzeilen über Menschen mit MS aufregen, die uns allen nicht helfen, sondern uns nur zu etwas machen, was wir nicht sind. Daher ist es auch für uns hilfreich zu beurteilen, ob das, was wir schreiben, jetzt voll krass Drama ist und damit wieder einen Emotionssturm der Extraklasse erzeugt, oder ob wir das nicht einen Tick sachlicher können. 

Fakt ist, Fakten sollten wir sachlich kommentieren, nichts hinein interpretieren was nicht so ist und vor allem, sachlich diskutieren. 

So kommen wir vorwärts, bleiben gut informiert und wißt Ihr was: das hilft auch wenn wir mit Ärzten diskutieren, Fragen mit ihnen klären und genau die Antworten zu bekommen, die wir uns erhoffen oder die wir erwarten. Und das ist gut für uns und die Entscheidungen, die wir treffen. Oder? 

Herzliche Grüße

Birgit 


Text: Birgit Bauer, Manufaktur für Antworten UG 

Bilder: Pixabay.com 


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