Mittwoch, 1. Dezember 2021

Machen Sie sich frei! Über Wut und die innere Freiheit!

Ok Leute, werft die T-Shirts ab. :-) :-) 

Wir machen uns jetzt frei. 

Ok, im Ernst: Ich könnte jetzt einen erbosten Wahnsinnstext darüber ablassen, wie mütend ich bin. Alles wegen der derzeitigen Situation. Ich könnte über offene Fußballstadien lamentieren, darüber klagen, dass ich keine Weihnachtsmärkte besuchen kann und als Sahnehäubchen könnte ich noch über die Politik herziehen, die sich jetzt nicht wirklich mit Ruhm bekleckert. 

Sei es drum, es gab dieser Tage in mir eine Art Urknall. Ich bin quasi implodiert. Weil es nicht mehr ging. Für einen Moment war es einfach viel zu viel. Ich wurde das ganze Elend nicht mehr los und weiß, mir geht es nicht alleine so. Als mir dann noch jemand erklärte, dass hinter all dem eine höhere Theorie steckt und versuchte, mir ein verschwörungstheoretisches Ohr abzukauen war es auch gut. Dann platzte meine Meinung ziemlich klar und ungeschönt aus mir heraus bevor ich mich zurückzog. 

Klar ist nämlich auch, das Ganze ist extrem ungesund. Für die Seele und den Körper weil man entweder zuviel oder zuwenig futtert und das bringt einen aus der Balance. Etwas, das man gerade mit MS braucht, das wichtig ist, weil sonst das Fräulein Trulla zuschlägt. Nicht, dass ihr das nicht gefiele, aber ich brauche das nicht. 

Ich fragte mich was passiert ist. Trat einen Schritt zurück, betrachtete das große Ganze, was, ehrlich gesagt, nicht so ganz einfach ist, weil eben solche Schritte auch eine gewisse Emotionslosigkeit brauchen. Stück für Stück machte ich mich frei. Zog das Dingsda aus und entblätterte die letzten Monate bis sie ganz nackig waren. Fakten. Mehr nicht. Nur so konnte ich ergründen, was jetzt wirklich war. 

Das was jetzt kommt, könnte auch erstaunen, aber das was ich fand, war jetzt nicht so schlecht. Natürlich ist die Situation belastend. Klar hadert man mal, das ist erlaubt und muss so sein. Man darf auch mal ne Frustkugel schieben wie ein oller Mistkäfer seine Mistkugel. Das ist nötig und wichtig wie richtig. 

Aber, und ich bin mir bewusst, dass sich jetzt Menschen ob der folgenden Information entrüsten könnten, man muss es auch wieder gut sein lassen. Ja, die Pandemie hat uns alle Nerven gekostet und tut es noch. Wir haben alle Federn gelassen, mussten verzichten und müssen uns bis heute einschränken.  Ich gehe davon aus, dass wir alle sowas wie ein Trauma abgekriegt haben. Viele von uns werden daran knabbern, aber, das ist die fiese Nachricht, das Leben geht halt auch weiter. 

Unabhängig von Schuldfragen, von dem was uns andere gegen den Latz hauen, oft ungefragt, nur dass sie ihren Scheiß loswerden, kam die Frage zum Vorschein, ob es mir wirklich so schlecht geht. 

Die Antwort war erstaunlich: trotz all dem Verzicht, auf Kino, Reisen oder einen Restaurantbesuch zu Anfang, kam ich zu dem Schluss, dass nicht alles so übel war und ist. Weil ich anfing auf das Kleine zu achten. Mir neue Dinge aneignete und mir die Freiheit nahm in diesem neuen Wissen zu schwelgen. Ich habe das Nähen wieder aktiviert und gelernt wie man Vorhänge näht. In meinem Garten blühte es in diesem Jahr richtig auf und mit dem Rad bin ich durch die heimische Landschaft gefahren, die eigentlich eine Postkarte ist. 

Ich konnte meinen Job weiter machen. Die Flugmeilen von vor der Pandemie arbeitete ich jetzt online ab und mache es noch. Meine Freunde habe ich krass vermisst. Sie wohnen nicht um die Ecke und deshalb sehen wir uns schon lange nur online. Trotzdem helfen wir uns gegenseitig wo wir können. 

Das Beste ist, ich habe zuerst meine vermeintliche Freiheit vermisst, das Reisen, ich konnte nicht mal eben um die Ecke in die Kneipe. Und ich habe genauso darüber geklagt wie viele. 

Dann aber kam etwas, das neu war. Das, was ich fand ist etwas, das ich zuerst wenig schätzte, aber als ich mich damit auseinander gesetzt habe, wurde klar, ich habe eine innere Freiheit. Es ist nicht das Reisen können, den spontanen Besuch im Kino oder so. Es liegt in mir. Der Begriff "Innere Freiheit" kam zu mir, ich las ihn in einer Zeitung und fing an darüber nachzudenken.

Es ist doch so, ich kann mich der Diktatur meines Terminkalenders hingeben, diesem Ruf konsequent folgen und mich so mehr und mehr selbst limitieren. Ich kann mich ganz dem Job hingeben und ohne links oder rechts zu schauen nur noch arbeiten. Oder ich kann mich befreien und mir neue Freiheiten schaffen. Solche, die von Zugangsbeschränkungen etc., nicht abhängig sind. Einen eigenen Rahmen eben. Denn da ist mehr als man auf den ersten Blick vermuten würde und das, was da ist,  kommt aus einem selbst. Man muss das allerdings auch zulassen.

Dann war da auf einmal Stille. Nicht unangenehm, sondern wohltuend. Ich horchte auf und hörte zu. Mir und dem Leben, das auf einmal ganz anders war. Diese Stille brachte einen neuen Raum mit sich. Würde man es als Haus betrachten, war da auf einmal ein leeres Zimmer, das ich ganz nach meinem Geschmack einrichten konnte. Hab ich tatsächlich auch wirklich getan, ich habe mein Büro renoviert. Aber was ich sagen will ist, vielleicht müssen wir damit aufhören nur zu klagen, zu schimpfen und zu lamentieren und ganz still werden um das zu hören, was uns gut tut, was wichtig ist. 

Ihr könnt jetzt gerne sagen, ich wäre auf die esoterische Seite gewechselt, aber ich kann euch beruhigen, ich bin immer noch niederbayrisch pragmatisch und mit der Esoterik hab ich es immer noch nicht wirklich. Was ich aber in mir trage ist ein Lösungsdenken. Ich denke nicht in Problemen und vielleicht kommt es daher. Ich schaue mir die Sachen mit Abstand an, ergründe das große Ganze und ziehe Schlüsse um vorwärts zu kommen. Ich diskutiere dann auch nicht lange, wenn ich die Fakten kenne, entscheide ich. Mache mich frei von Konventionsdenken und der "Weil man das eben so macht" Strategie. 

Ich nehme mir die Freiheit, Dinge so zu machen, wie ich das machen möchte oder wie es eben gut für mich ist. Das mache ich eigentlich schon immer, auch wenn ich mir ab und an eine blutige Nase einfange oder damit leben muss, das manche Mitmenschen damit gar nicht umgehen können. Aber das ist mein Risiko und die Freiheit, die ich wirklich brauche. Auch um im Moment klarzukommen.  Es ist eine unabhängige Freiheit die nichts mit Reisen oder so zu tun hat. Sondern mit einem Gefühl. 

Also, macht euch frei. Schaut Euch das große Ganze an und haltet manchmal Abstand. Zu dem, was euch langfristig nicht gut tut. Und wenns allein nicht klappt, wie immer der Tipp: Laßt Euch helfen. Das ist keine Schande, keiner muss sich dafür schämen. Denn manchmal braucht es den Support von außen. 

Daher: runter mit der Klamotte. 

Alles Liebe, 

Birgit 


Bilder: pixabay.com / Birgit Bauer privat 

Text: Birgit Bauer / Manufaktur für Antworten UG 

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