Dienstag, 27. Oktober 2015

Fräulein Trulla und Action oder wie man bremst .... richtig!

Boa ey. Was ist das für ein Jahr. Es ist, um es so zu sagen, echt genial. Ohne Frage. Ich glaube, ich war noch nie so oft unterwegs und habe so viel erlebt, so viele Menschen, Patienten und MS Leute getroffen, die so inspirierend waren, dass ich oft glaubte, in einem Traum zu sein.

Ich habe Workshops gemacht, nebenbei selbst am Patient Expert Course von Eupati gefeilt (ehrlich, noch zwei Prüfungen und ca. 8 Kapitel, die sich anfühlen wie 100 und ich bin froh, wenns um die Ecke ist, weil ich es grad nicht mehr sehen kann ;-) ) und am Ende viel über Social Media und Patienten gesprochen.

Aber jetzt ist es Zeit, ein bisschen langsamer zu werden. Mich wieder mal in Achtsamkeit zu üben und ein wenig und für einen Moment zur Ruhe zu kommen.
Ich mags ja, die Action. Und hocke ich vier Wochen nur rum, werde ich extrem rammdösig und bin mehr als schlecht gelaunt. Dann blaffe ich Herzblatt an, mag mich ja selbst gar nicht mehr leiden und bin so richtig grumelig. Und ich werde unkreativ. Finde alles Scheiße. Für einen Moment.

Einfach gesagt, so ganz ohne Action gehts dann doch nicht. :-) Ich glaube, sie hält mich am Laufen und ich bin davon überzeugt, hätte ich sie nicht, meine beste Freundin "Action", hätte Fräulein Trulla wesentlich mehr Angriffsfläche hier.
Sie hasst Action. Neulich beklagte sie sich bitterlich, dass sie ihre Spitzenkrägelchen an den Blüschen nicht mehr korrekt stärken könne, weil ich sie ja ständig durch die Gegend zerre, sogar die sonst sorgfältig gewellten Löckchen und Wellchen könne sie nicht mehr exakt anordnen und ihre orthopädisch wertvollen Schuhe benötigten unbedingt tägliche Pflege.

Kann sie ja gerne so meinen. Wenn sie so denkt, bitteschön, es ist mir aber herzlich egal. Wir bewegen uns weiter. Aber Action ist so eine Sache. Sie ist manchmal ein bisschen anstrengend und braucht auch so ihre Regeln. Dann muss man bremsen. Die kleine Diva ist nämlich gierig, etwas zu tun und so sehr ich es schätze, dass sie mich in Bewegung hält, so sehr brauche ich auch ab und an eine Pause. Abstand von dem, was mich bewegt.

Ich merke dann, dass meine Batterie mal zu Aufladen muss. Sprich, ich muss meinem Rhythmus folgen. Früh ins Bett, kreatives Arbeiten am Morgen, regelmäßige Mahlzeiten und auch mal in Ruhe nachdenken oder schicht Abhängen.

Leben mit MS ist nicht immer so easy going, man muss auf sich aufpassen, besonders wenn man eine Freundin hat, die Action heißt. :-) Und die sich mit Fräulein Trulla nicht verträgt, die sich aber gerade beruhigt, weils ruhiger wird.

Die Kunst etwas zum Bremsen ist es, es sanft zu tun. Nicht Bäääähmmmmm auf die Bremse gelatscht und alle knallen mit dem Kopf gegen Windschutzscheiben oder andere Dinge. Sondern so, dass es allen gut tut. Und doch etwas vom Schwung bleiben kann. Das ist es, was ich gerade tue.



Sanft abbremsen, Action wohlwollend zulächeln und Trulla die Möglichkeit zu geben, Löckchen an die richtigen Koordinaten zu platzieren, Spitzenkrägelchen mit Stärke den richtigen Stand zu verleihen und Schuhe täglich 15 Minuten zu wienern. Das können die beiden alles.

Solange ich derzeit in verlangsamten Tempo regelmäßig am Abend auf dem Sofa einfliege, wohlig seufzend eine Tasse Tee schlürfe, mir einen schön kitschigen Spielfilm oder ne Serie suche, das Strickzeug aus der Tasche hole und mich an die Stricknadel hänge.

Macht mich derzeit ungemein zufrieden und ich habe wieder die Balance zu Action. Was jetzt auch wieder Spaß macht! Und wir wissen ja Stress, egal ob positiv oder negativ kann durchaus zu Nebenwirkungen führen, die wir nicht so gerne mögen. Also schön drauf achten, dass Action mal Pause macht und Trulla zu ihrem Recht kommt. Dann gehts einfacher und das Leben bleibt aufregend und spannend!

Und Ihr so?

Birgit

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