Freitag, 23. November 2018

Was ich diese Woche (mal wieder) gelernt habe ...

Ihr habt es sicher mitgekriegt, letzte Woche war ich verschärft unterwegs.

Es waren Stationen, die ich mochte. Jede für sich war klasse und arbeitsreich aber auch genauso spannend. Bei einer Station war es allerdings besonders. Ich traf Menschen mit MS aus anderen Ländern. Nicht, dass ich das nicht nie täte, aber es ist immer besonders und mir fällt auf, wie viele Ähnlichkeiten wir trotz der unterschiedlichen Verläufe haben. Es heißt immer, MS ist die Erkrankung der 1000 Gesichter. Das stimmt und das meine ich jetzt positiv, denn hinter jedem dieser Gesichter steckt ein Mensch und diese Menschen sind besonders. Ich habe viel gelernt und fand das klasse. Es ist immer so: Wenn man andere Menschen mit MS trifft, ist das immer eine besondere Sache. Was wahrscheinlich daran liegt, dass diese Menschen schnell wie eine Familie handeln, einer hilft dem anderen und ist offen für Neues. Und doch, trotz aller Dialoge, es braucht nicht viele Worte, wenn einer von uns ein Problem hat, beispielsweise müde ist und erschöpft und dann vielleicht nicht mehr so konzentriert ist.


Du musst nichts sagen, sie merken es und handeln für dich mit, sie kümmern sich umeinander und füreinander. Es ist speziell und ich gehe davon aus und weiß das auch, dass sich das auch in anderen Erkrankungsfeldern so oder so ähnlich zuträgt. Dennoch empfinde ich es immer als eine sehr warme, menschliche Atmosphäre. Es ist das gegenseitige Verstehen, das einen wie ein warmes Bad umspült und der Seele auch mal gut tut. Und das zu spüren, ist wunderbar, das habe ich wieder gelernt.
Allerdings habe ich auch gelernt, wieder mal, wie es ist, wenn einem der Körper sagt, dass man es einfach lassen soll. Ich hatte irgendwo zwischen meinen Stationen eine Erkältung abgekriegt und dachte mir so ganz großspurig, dass ich das abkann.

War aber dieses Mal nicht so. Am Sonntag ging es los. Die Kopfschmerzen und das Überdruckgefühl in meinen Atemwegen ließen mich nicht los und wie man es halt so macht, man nimmt ein bisschen Schmerzmittel, ruht sich auch und hofft das Beste. Ich sollte eigentlich am Dienstag weiter um in Brüssel einen Vortrag aus Patientensicht über die Digitalisierung halten. Ich hatte mich schon so gefreut und das Projekt, für das ich da ehrenamtlich etwas machen sollte, finde ich sauspannend. Es kam aber nicht soweit.



Davor holte mich diese Erkältung ein und mein Arzt meinte, ich solle doch bitte am Boden der Tatsachen bleiben weil Fliegen mit verstopfter Nase und derlei nicht besonders hilfreich ist (hat ja auch Recht der Mann) , der Physio trötete ins selbe Horn und so ergab ich mich rotzend und schniefend in mein Schicksal. Bettete mein Haupt aufs Sofa und ruhte mich aus.

Ich war eingebremst. Und zwar sauber. Wobei mich das ja nicht unbedingt davon abhielt zu denken und mein Notebook nicht zu nutzen. #wisstabescheid :-) Ein bisschen was geht ja immer und ganz still werde ich wohl nie. Dafür geht mir zuviel im Kopf um und ich würde euch ja alle vermissen.

Was ich aber gelernt habe ist, dass ich nicht vergessen sollte, was passiert, wenn ich Erkältungen unterdrücke, ich erinnere mich ungern an den letzten Dezember, wo das Elend mit dieser richtig fiesen Erkältung losging, das dann ja auch bis zum Februar gepflegt anhielt und mich immer wieder ins Bett zurückschickte.

Wie Monopoly. Gehen Sie direkt ins Gefängnis, ziehen sie keine 4000 Euro ein und basta. Also so gesehen: Geh in dein Bett und erlaub dir keine Extratouren du kannst gerade nicht.

Etwas, das man dann wohl so akzeptieren muss und was ich großzügig für den Moment verdrängt hatte. Blöder Fehler. Ich habs jetzt glaub ich kapiert.
Zumal klar ist, dass die Kombination aus Erkältung und Fieber mit MS ohnehin ganz eine schlechte ist. Zwecks Uhthoff bei Überhitzung und angegriffenem Immunsystem. Die Lücken im System, die das Fräulein Trulla ja auch gerne nutzt, um zuzuschlagen. Und wer bitte braucht jetzt einen Schub? Kein Mensch.

Und so geht es erst am Montag weiter und in eingebremstem Tempo, was ich gar nicht so schlecht finde, weil damit auch die Zeiträume entstehen, in denen ich wichtige Dinge mal gepflegt überdenken kann.

Wie geht es Euch so? Auch Rotznase oder oben auf?

Liebe Grüße
Birgit





Text: Birgit Bauer
Bilder: pixabay.com (Smilie) / shutterstock (Hände)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen