Donnerstag, 24. Dezember 2020

Weihnachtsgedanken - übers Hadern!


Ich muss nochmal auf das Buch zurückkommen. Ihr wißt, "Weihnachtshaus" von Zsusza Bánk. 

Wie ich im Text zum vierten Advent schon sagte, das Buch erzählt eine Geschichte, die wahrlich ohne Pandemie ist, aber von Krisen erzählt, von Schicksalen und wie man sich irgendwie weiter bewegt, weiter lebt. Trotz Krisenfall. 

Das Buch zu lesen hat mich ehrlich gesagt auch ein bisschen aus der Krise gezogen. Die hatte ich nämlich ziemlich heftig. Es war eine depressive Phase, die mir nicht gut tat und die ich lange verdrängt habe. Ich habe, nicht wie sonst, gar nicht darüber gesprochen. Es hingenommen, auf mich wirken lassen und je länger ich in den vergangenen Wochen haderte, damit und der Situation im Allgemeinen, desto klarer wurde mich, dass Hadern auch kein Mittel ist. 

Ganz im Gegenteil, es wird nur dunkler um einen. Man verliert das Licht aus den Augen. Die Freude und in meiner Situation gesprochen, ich begann dazu zu neigen, mich von den anderen Haderern, Meckerern und Klägern, die in den letzten Tagen laut ihre Botschaft wie einen alten Bauchladen vor sich her trugen, in die Tiefe reißen zu lassen. 

Aber, wir wissen: auch das ist keine Lösung. Ganz im Gegenteil, es ist ungesund. Für die Psyche. Und die ist ohnehin schon angegriffen. 

In den vergangenen Tagen ließ ich das alles auf mich wirken, hörte in mich hinein und fand den Weihnachtsfunken wieder. Der glüht in mir, er ist ein treuer Freund. 

Jedes Jahr kommt er. Zuverlässig und pünktlich. Auch in dem Jahr reiste er an, mit Sternenstaub, dem tiefen Blubbern in mir, das aufsteigt wie lustige Kohlensäure und mir ab und an ein Lachen entlockt. 

Weil Weihnachten ist. Eine für mich besondere und spezielle Zeit. Eine, in der man sich freuen darf und soll. Auch jetzt. Und auch wenn es nicht einfach ist. Auch wenn wir eher dazu neigen zu hadern. Die einen werden Menschen vermissen, andere finden es einfach blöd, weil sie nicht reisen können und wieder andere finden es äußerst bedenklich, weil sie nicht in die Kirche zur Christmette gehen zu können, für die es auch keine Ausnahmegenehmigung von der Ausgangssperre gibt. 

Kurz und gut, die Zeit erfordert ein Höchstmaß an Umdenken und Flexibilität. Irgendwie wurden wir von so einem winzigen Virus auf uns selbst zurück geschmissen. Etwas, das nicht jeder Mensch verträgt. Auf einmal muss man sich mit sich beschäftigen, sich vielleicht zuhören und andere schützen. In einer lauten Gesellschaft wie der unseren ist das schon eine Herausforderung. 

Durch das Fräulein Trulla habe ich gelernt, eine Situation anzunehmen und das ist etwas, was schwierig ist. Aber wenn dir dein Körper einfach so die Funktion verweigert, einen schief aussehen lässt oder einfach keinen Spaß zulässt, weil du zu müde bist, zu erschöpft und zu verängstigt von MS, dann lernst du schnell flexibel zu handeln. Und du kapierst, dass das mit dem Hadern eine ganz schlechte Nummer ist. 

Denn es ist dunkel, trist und unbequem. Irgendwann nach der Diagnose 2005 fing ich damit an, mich vom Hadern weg zu bewegen und eben das Beste aus dem zu machen, was da war. Etwas, von dem ich wußte, dass es mir gut tun würde. Psychisch. Damit mein Seelenleben nicht komplett aus der Verankerung gerissen würde. Ich kann verstehen, dass das eine ziemliche Herausforderung für viele ist, vielleicht weil sie noch nie mit solchen Situationen konfrontiert waren und jetzt auf einmal umdenken müssen. Eigentlich hat wohl keiner so richtig eine Pandemie erlebt, aber viele Menschen, die mit chronischen Erkrankungen leben, haben ähnliche Erfahrungen gemacht, was jetzt ein Vorteil sein kann. Klar ist. Das erfordert Mut, Kraft und eine gewisse Resilienz. Dass das auch nicht von heute auf morgen geht, ist auch klar. Dass viele viel vermissen und deshalb ein bisschen traurig sind auch. Kann ich verstehen. 

Aber mit dem Fräulein lernte ich, dass ein bisschen traurig sein nicht schlecht ist, solange man sieht, was noch da ist und sich auch die Fähigkeit bewahrt, sich darüber freuen zu können und das Beste draus zu machen. Es versucht. Damit man nicht nur eine dunkle Weihnacht hat, sondern sich gut tut, die eigene Seele streichelt mit Dingen, die man gerne mag. 

Bei mir wird es die eine oder andere deftige Kochsause sein, viele gute Bücher und Stricken. Spaziergänge mit dem Herzblatt und das Lachen, das unser Kater uns bringt. Das tut uns gut, stimmt uns positiv und hilft uns, durch die Zeit zu kommen. Kraft zu sammeln für das, was kommt. Unsere Batterien aufzufüllen. Denn es gibt auch immer jemanden, dem es schlechter geht als uns.

Oder wie es im Buch steht: 

"Sei fähig, nicht zu hadern.Versuch, mit dem Hadern aufzuhören. Es ist Zeit. Die Zeit ist das es hinter dir zu lassen!"


Nutzt die Zeit für geruhsame Weihnachtstage. Holt Euch Energie aus der Ruhe, lasst zu, dass ein bisschen Freude einzieht, das ist nämlich immer noch nicht verboten. 

Dieses Jahr ist Weihnachten nicht gestrichen. Nur anders. Und es liegt ganz an uns selbst, ob wir auf Twitter unsere schlechte Laune verbreiten und andere damit belasten, auf Facebook zu Klageliedern anstimmen oder derlei. Ich sah soviel Posts in der Art und ich denke immer, die tun euch nicht gut. 

Also: Ich wünsche Euch ein frohes Weihnachtsfest, schöne, ruhige Momente und ein Paket Freude. 

Ich lege Euch ein bisschen Optimismus unter den Baum, ein Paket gute Laune und eine Prise Gleichmut vermischt mit ein bisschen Dankbarkeit, die ja niemandem schadet. 

Frohe Weihnachten und geruhsame Feiertage! 

Birgit 


Text: Birgit Bauer / Manufaktur für Antworten UG

Bilder: Pixabay.com 

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