Provokant? Vielleicht.
Diesen Satz las ich letzte Woche in einem Buch von Zsuzsa Bank. Es heißt "Weihnachtshaus". Es ist eine Weihnachtsgeschichte. Eine, die man gerne liest, die einen ein bisschen ins Wehmütige treibt, ins Dankbar und in die Erinnerung. Es geht ums Hadern, darum, dass man Weihnachten eigentlich nicht feiern will und doch muss. Irgendwie. Und nicht weiß wie.Weil zwischen Weihnachten und der Person das Hadern steht. Gräßlich grau, frustriert und traurig.
Aber da ist die andere Seite. Die, die am Ende stärker ist. Die das Hadern vertreibt. Schritt für Schritt, nie ganz vollständig aber so, dass Weihnachten kommen kann. Einzug hält in eine Welt die ein wenig grau nebelig ist. Voller Trauer, was verständlich ist und voller "Ich weiß nicht wie".
Das "Ich weiß nicht wie" ging mir nicht aus dem Kopf, Ich glaube, viele von uns wußten oder wissen nicht wie. Dieses Weihnachten scheint und ist für viele nicht einfach. Keine Weihnachtsmärkte, keine Glühweinfeten, keine Familienfeiern. Solche, die bei manchen echt schön und besinnlich sind, weil die Familien sich verstehen und solche, bei denen man sich gegenseitig gerne unterschwellig und subtil den Kopf einhaut und verletzt und froh ist, wenn man sich den Rest des Jahres in Ruhe lassen kann. Aber es ist ja Weihnachten ...
"Lasst uns Weihnachten feiern", steht in einem ähnlichen Zusammenhang. Gut, eine Pandemie gibt es jetzt nicht in dem kleinen, dünnen Büchlein, das man so wunderbar genießen kann, bis man eben beim Weihnachtshaus ankommt. Aber da steht das Hadern, die große Ahnungslosigkeit wie anfangen und was tun. Ich verstehe alle, die hadern. Ehrlich, ich hatte das auch für einige Tage im Haus. In der letzten Woche kam dieses graue Dings ins Haus, freundete sich mit Fräulein Trulla an und fand wenig Beifall. Ich habe im Buch gelesen, in der Wanne, im Bett und zwischendrin. Weil ich es brauchte.
Mit dem Buch kam Weihnachten wieder. Es war das beste Mittel gegen das gräuliche Hadern und wir warfen es zu, Ende dieser Woche wieder hinaus. Weil wir beschlossen haben, Weihnachten zu feiern. Es ist anders, klar, da mache ich mir nichts vor. Es ist jetzt schon stiller und ruhiger. Es ist kalt und grau draußen, auch das ist wenig nett, aber drin, im Herzen und in meinem Haus hat es angefangen, ein bisschen zu glitzern, mit Nachhilfe von kleinen Lichter und Kerzen. Es duftet nach gutem Essen, Lebkuchen, nach heißer Schokolade und Zimt.
So gesehen, für viele ist die Welt ein bisschen kleiner geworden, Weihnachten wird für viele bittersüß, aber es ist nach wie vor da. Und ein guter Anlass, ein bisschen zu genießen und sich die Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten.
Sie ist wieder da, meine heimliche, kleine Vorfreude auf den heiligen Abend, meine ellenlange Liste für Dinge, die ich unbedingt tun will und die ich sicherlich nicht schaffe, so viele Bücher lesen und so viele Dinge stricken kann kein Mensch. Aber zu wissen, dass ich es könnte, weil ich meine kleine Weihnachtsliste habe, stimmt mich froh. Stehen doch nur Dinge darauf, die mir Spaß machen.
Ja, Weihnachten wird anders, zugegeben. Und es wird nicht allen gefallen. Vielleicht auch, weil wir aufgefordert wurden, umzudenken. Etwas zu verändern.
Es ist also an uns, was wir jetzt anfangen, mit diesem Weihnachten. Wir können weiter hadern und das gräuliche Dings einlassen oder aber wir können anfangen, das Beste daraus zu machen und es zu feiern. Weil eben Weihnachten ist, ein Fest, an dem ein Kind geboren wird, an dem wir eigentlich so etwas wie einen Anfang feiern. Und vielleicht ist es ein Startschuss. Wer weiß das schon.Für mich wurde mein Haus zum Weihnachtshaus. So wie in dem Buch.
Und ich werde Weihnachten feiern, ruhig, stiller, bedächtiger und vielleicht besinnlicher, auf jeden Fall dankbarer, aber genau mit der Freude, die Weihnachten erlaubt, ja sogar danach fragt. Denn mir geht es gut. Ich bin, bis auf die MS, gesund. Es steht als einer friedlich ruhigen Weihnachtssause nichts im Wege.
Dafür bin ich dankbar, mir ist klar, dass es nicht allen so ergeht. Aber denen, die immer noch hadern und dennoch das Beste draus machen könnten sage ich:
Lasst uns Weihnachten feiern.
Einen schönen 4. Advent!
Birgit
Text und Bilder: Birgit Bauer / Manufaktur für Antworten UG
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