Donnerstag, 18. April 2024

Drama versus Fakten: Eine Reise durch die Welt der Aufklärung!

Als ich mich noch im Teenageralter befand, war ich auf einer Klosterschule. Ging es um die Aufklärung, war das so eine Sache, aber eine sehr engagierte Klosterschwester nahm die Aufgabe an, uns im Biounterricht aufzuklären. Oder uns das mit dem Sex und den weiblichen, wie männlichen Organen zu erläutern. 

Wir durften uns damals sogar einen Film über die Geburt ansehen, der wahrscheinlich eher zur Abschreckung gedacht war, der die Sache aber nur interessanter machte. Auf die eine oder andere Weise.

Aufgeklärt waren wir ohnehin, gab es doch diesen einen Doktor aus dieser einen Jugendzeitschrift, der Bravo, die wir fast alle lasen und in der ein Team die Fakten erklärte oder Fragen beantwortete, was die so genannte Aufklärung anging und wir waren alle aufgeklärt. Nicht durch die Schule ...


Aufklärung ist so eine Sache. Aufgeklärt zu sein bedeutet, informiert zu sein. Recherchiert man die unterschiedlichen Definitionen kommt man auch auf die Wörter neutral, sachlich, Fakten bezogen. Das wiederum lässt den Gedanken zu, dass einer aufgeklärten Person genügend vertrauenswürdige und zertifizierte Wissensquellen zur Verfügung standen, die dafür sorgten, dass sich die Person ein eigenes Bild, also eine eigene Meinung bilden konnte.

Der Begriff "Aufklärung" steht auch für eine geistige Bewegung gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Europa. Es war eine Denkrichtung, die die Vernunft eines Menschen, auch als Rationalität bezeichnet, erklärte, die den richtigen Gebrauch zum Maßstab allen Handels erklärte.

So gesehen, wir leben in einer Welt, die einerseits von Wissen und Information aufgrund der dargebotenen Vielfalt überfordert ist. Andererseits sind wir gierig nach Wissen. Wir saugen es auf wie der Wüstenboden Wasser wenn es regnet. Ich habe mich in dem Zusammenhang auch mit Immanuel Kant beschäftigt und er ist quasi so ein bisschen mein Licht im Dunkel ist. Weil er die Menschen durchaus auch anregt und aufruft, sich des eigenen Verstandes zu bedienen. Dafür wäre er eigentlich da, er gibt uns die Chance, eine eigene Meinung zu haben. Wenn wir das wollen. So gesehen.

Doch was bedeutet Aufklärung wirklich? Ist es nur das Anhäufen von Fakten wie wir Apps auf dem Smartphone sammeln, die wir am Ende nie nutzen? Ich glaube, es ist mehr als das. Es ist das Vermögen, über genügend verifizierte, vertrauenswürdige und nachverfolgbare Quellen zu verfügen, um sich eine eigene Meinung zu bilden, die standhaft ist und mit Argumenten klar begründet werden kann.

Diese Quellen finden sich, wir wissen das, oft in Social Media. In verschiedenen Formaten kommen sie daher, manchmal dramatisch und emotional getarnt, dann wieder mit Fakten. 

Diese Formate sollen andere auf etwas aufmerksam machen und nicht selten überwiegt das DramaUnd dann passiert, was keiner möchte, dass es passiert. Ignoranz tritt ein. 

Zum einen, weil es einfach nervt das x-te Video zu sehen, das aufmerksam zu Tränen rühren soll und darauf abzielt, etwas zu verändern. Zum anderen, weil man überfordert ist und sich lieber Fakten widmen möchte und wieder zum anderen, weil man sich den oft nicht so netten Botschaften, die sich erfolgreich hinter dem Drama verbergen, gar nicht bewusst ist. 

Weil das tränenreiche Drama in schwarz - weiß alles übertüncht, was dafür sorgen könnte, informiert zu werden oder die Botschaft zu empfanden und sich darüber eine Meinung zu bilden. Kant lässt grüßen. Statt den Menschen zuzutrauen, sich über eine Herausforderung, einen Nachteil, den andere oft erleben, Gedanken zu machen, liefert man ein Format, das auch ein wenig langweilt. Weil es mittlerweile zu oft auftaucht. 

Drama gegen Fakten ist die Frage, die uns umtreibt.

Kant betonte die Bedeutung des individuellen Denkens und der autonomen Urteilsfähigkeit. Vielleicht sollten wir damit anfangen, unser Denken selbst zu lenken und es den Menschen zutrauen, mit Fakten umgehen zu können, anstatt sie nur mit Drama zu konfrontieren. 

Anstatt uns von oberflächlichen Geschichten ablenken zu lassen, sollten wir uns auf das konzentrieren, was wirklich zählt: Fakten, Daten und echtes Verständnis wie Verstehen. 

Es ist für andere und uns wichtig, dass wir uns ein eigenes Bewusstsein dafür schaffen, dass Menschen, die mit Erkrankungen oder Behinderungen bis heute oft benachteiligt werden. Im Kern von Kants Philosophie steht die Idee, dass wir die Fähigkeit haben, selbstständig zu denken und zu urteilen. Davon sollten wir uns inspirieren lassen und anfangen, so zu kommunizieren, dass andere damit beginnen, nachzudenken. Denken statt scrollen wäre sicherlich effizienter, wenn wir uns über Aufklärung und das Schaffen von Aufmerksamkeit für Menschen mit Erkrankungen austauschen. 

Während wir über die Gestaltung der Aufklärung für die Zukunft nachdenken, sollten wir auch darüber nachdenken, wie wir Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen in unsere Gesellschaft integrieren können. 

Wir sollten nicht vergessen, dass jeder, der versucht aufzuklären, eine Verantwortung trägt.

Ethisch, moralisch, aber auch für die Richtigkeit seiner Informationen. In einer Zeit, in der wir so viele falsche Informationen sortieren und kritisch betrachten müssen, ist es doch auch die Aufgabe, Informationen zu untermauern, transparent mit Quellen zu verfahren und dafür zu sorgen, dass man Vertrauens- und glaubwürdig bleibt.

Die Frage ist, schafft man das mit kleinen Videos, in denen zwar der moralische Zeigefinger hoch schwingt, aber am Ende die Botschaft schlicht nicht ankommt weil sie ignoriert oder im schlimmsten Fall ignoriert wird? Oder ist es nicht an der Zeit, unsere Methoden zu überdenken und sicherzustellen, dass wir nicht nur moralisieren, sondern auch wirklich aufklären? Mit vertrauenswürdigen Informationen und Quellen, Fakten und klar, auch mit ein wenig Emotion, geht es doch um Menschen. Aber, letztendlich ist es nicht nur die Absicht, sondern auch die Wirkung unserer Bemühungen, die zählt.

Oder wie Immanuel Kant sagte: "Sapere aude" oder "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen." Das können wir unseren Mitmenschen zutrauen oder? Sich mutig des eigenen Versandes zu bedienen und sich informiert eine eigene Meinung zu bilden und dann auch entsprechend zu handeln. Oder? 

Nachdenkliche Grüße 

Birgit 


Leselinks und Quellen: 

https://de.wikipedia.org/wiki/Aufkl%C3%A4rung#:~:text=Gesellschaftspolitisch%20zielte%20die%20Aufkl%C3%A4rung%20auf,und%20das%20Gemeinwohl%20als%20Staatspflicht 

https://praxistipps.chip.de/was-ist-aufklaerung-einfach-erklaert_161319 

https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-junge-politik-lexikon/319867/aufklaerung/#:~:text=Mit%20dem%20Wort%20%22Aufkl%C3%A4rung%22%20wird,Gebrauch%20zum%20Ma%C3%9Fstab%20allen%20Handelns 

Bilder: Canva.com / Pixabay 

Text: Birgit Bauer c/o Manufaktur für Antworten 

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